Kapitel 39

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Es ist Montag Nachmittag und ich bin gerade dabei wahllos alle möglichen Klamotten in meinen Koffer zu schmeißen. Morgen fahren war auf Kursfahrt nach Los Angeles und meine Stimmung balanciert auf einem schmalen Grad zwischen Nervenzusammenbruch und Vorfreude.

Ruckartig stoppe ich das 'Packen' und reibe mir frustriert über die Stirn. Das bringt so nichts.

Um einen klaren Kopf zu bekommen fahre ich kurzerhand zur Halle um ein bisschen zu trainieren. Am Eingang treffe ich auf Mick.

"Na Kleine, ich dachte du packst?" fragt er schmunzelnd.

Ich zucke mit den Schultern. "Konnte mich nicht drauf konzentrieren und da dachte ich ich trainiere lieber nochmal bevor ich erstmal nicht mehr dazu komme."

Er nickt verstehend und folgt mir in die Halle. Während ich mir die Seele aus dem Leib boxe sitzt er die ganze Zeit daneben und coacht mich, so wie früher.

Nach eineinhalb Stunden lasse ich mich erschöpft auf den Boden fallen. "Das tat gut."

Mick lacht, dann scheint ihm etwas einzufallen "Du hast doch gesagt ihr fahrt nach L.A. oder?"

Ich nicke.

"Dann musst du eigentlich nicht auf's Training verzichten! Warte" er schreibt eine Adresse auf einen Zettel "hier, da kannst du einfach hingehen, falls dir danach ist."

Ich lächle ihn an "Danke Mick!"

"Hoppla!" sagt er und lacht als ich ihn ruckartig umarme "ich werde dich auch vermissen Mel."

Kurz darauf verabschieden wir uns und ich fahre wieder zurück in meine Wohnung. Dort räume ich das Chaos auf, das ich beim Packen veranstaltet habe, packe dann richtig und verschließe meinen Koffer.

In einen Rucksack stopfe ich dann noch meine Zeichenmappe und den Zettel mit der Adresse, die mir Mick aufgeschrieben hat.

Ich atme einmal tief ein. In L.A. habe ich viel zu tun. Ich werde nicht nur dieses Projekt machen, sondern auch nach meinem Bruder suchen.

--

Pünktlich um sechs Uhr morgens stehe ich neben dem Bus auf dem Schulparkplatz. Neben mir steht eine gähnende Liss. Unsere Koffer haben wir bereits in den Bus verfrachtet und stehen jetzt mit den anderen zusammen und warten.

"Okay alle zusammen!" Mr Miller klatscht einmal in die Hände "Darf ich um eure Aufmerksamkeit bitten!"

Miss Lowner räuspert sich "Also. Wir fahren jetzt mit dem Bus zum Flughafen. Das dauert ca eineinhalb Stunden. Dann fliegen wir nach Los Angeles, wo wir mit der U-Bahn weiter zu unserer Unterkunft fahren. Das Tonstudio befindet sich ebenfalls in diesem Gebäude. Der Einfachheit halber werdet ihr euch euer Zimmer mit eurem Projektpartner teilen und auch auf der Fahrt neben eben diesem sitzen. Wir hoffen ihr stellt keinen Blödsinn an und wünschen euch und uns eine schöne Fahrt."

Na super. GUt für Trissa schlecht für mich.

Liss sieht auch niedergeschlagen aus "Das ist doch Mist."

"Naja, wir können uns ja einfach nah an einander setzen und sobald wir angekommen sind hat sich das eh."

Sie kaut  nervös auf ihrer Unterlippe herum und nickt schließlich.

Wir steigen so ziemlich als letztes ein und ich recke meinen Hals um Blake zu suchen. Als ich ihn entdeckt habe quetsche ich mich durch den Gang voll fröhlich plappernder Schüler und lasse mich auf den Sitz neben ihn fallen.

"Hallo Partner."

Er schnaubt und wendet sich dann wieder nach hinten zu Danny. Liss lässt sich auf den Platz neben Troy auf der anderen Seite des Gangs fallen. Er lächelt sie an und sie wird rot.

Ich muss grinsen und wende mich nach vorne, wo Mr Miller uns bedeutet uns anzuschnallen.

Gute zwei Stunden und ein lustiges Gespräch mit Liss später stehen wir im Flughafen. Das Gepäck ist abgegeben und wir warten, dass wir an Bord können. In der Zeit drückt uns Miss Lowner jeweils unser Ticket in die Hand.

"Und, wo sitzt du?" fragt mich Liss gespannt. als ich ihr mein Ticket zeige stöhnt sie auf "Wir sitzen nicht zusammen."

Ich brauche einen Moment um zu begreifen was das heißt. Ich sitze den ganzen Flug alleine bei Mr-Gute-Laune.

An Bord beansprucht Blake den Fensterplatz für sich. Mir solls recht sein. Er hat sich gerade Kopfhörer ins Ohr gesteckt und die Augen geschlossen, als ich ihn anstupse. Er seufzt genervt.

"Hast du deinen Laptop dabei?"

"Was willst du denn damit?" fragt er ebenfalls genervt.

"Ich wollte schonmal gucken ob ich was für unser Cover finde."

Ohne ein weiteres Wort zieht er den Laptop aus seiner Tasche und reicht in mir.

Ich bedanke mich und klappe ihn auf. Blake schließt wieder die Augen.

Ich stupse ihn an.

Als ich seinen leidenden Gesichtsausdruck sehe muss ich lachen.

"Ich brauche eine Passwort."

Er lehnt sich rüber und tippt eine Zahlen-Wort-Kombination ein. Dabei weht mir sein minziger Geruch entgegen. Ohne es kontrollieren zu können atme ich einmal tief ein.

Blake lehnt sich wieder zurück und sagt "Und jetzt lass mich bitte, bitte schlafen."

Meine Mundwinkel zucken und ich nicke.

Auf dem Laptop öffne ich Photoshop und beginne irgendwelche Bilder und Schriften zu kombinieren. Dabei schiele ich immer mal wieder zu meinem Sitznachbar hinüber. Er hat wieder die Augen geschlossen und sein Mund steht leicht offen, was irgendwie niedlich aussieht.

Ich konzentriere mich wieder auf den Bildschirm, als ich plötzlich einen Druck auf meiner schulter wahrnehme. Verblüfft sehe ich, dass Blake anscheinend eingeschlafen ist und sein Kopf jetzt auf meiner Schulter ruht. Als ich mein Gesicht zu ihm drehe kitzeln seine Haare meine Wange.

Ich unterdrücke den Impuls sie zu streicheln und schüttle den Kopf über mich selbst.

Was ist denn los mit mir?

Als ich meinen Arm bewege um weiter zu machen fährt Blake ruckartig hoch und sieht sich verwundert um. Das sieht so lustig aus, dass ich leise lachen muss.

Er sieht mich an, zieht die Augenbrauen zusammen und legt seinen Kopf wieder auf meine Schulter, nur um kurz darauf wieder hochzufahren und rot anzulaufen.

Grinsend klappe ich den Laptop zu und reiche ihn ihm. "Hier, danke"

Blake nickt immer noch peinlich berührt und stopft ihn wieder zurück in den Rucksack.

Die Borddurchsage verkündet, dass wir in wenigen Minuten landen.

-

Zwei Stunden später stehen wir alle zusammen in der Eingangshalle unserer Herberge. Eine vergleichsweise ziemlich luxuriöse Herberge. Jedenfalls ist es sauber und an die Wände wurde kein '...war hier' gekritzelt.

Wir bekommen unsere Zimmerschlüssel und machen uns im Gänsemarsch auf den Weg zu unseren Zimmern. Liss und Troy sind eine Etage unter​ uns untergebracht.

Als wir das Zimmer aufschließen kann ich nicht anders als die Augen zu verdrehen. Ein Doppelbett. Das war ja klar.

Ich schmeiße meinen Koffer in die Ecke und lasse mich vorwärts auf das Bett fallen.

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Nicht spannend aber immerhin ein Kapitel.
Und dazu sogar passend zu Iceflowersong die heute nach England fährt. 😉

Was wolltet ihr werden als ihr kleinen wart?

ban kwana

The One and LonelyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt