Kapitel 42

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Der nächste morgen beginnt stressig. Blake und ich haben verschlafen. Beziehungsweise, das Frühstück ist schon so gut wie vorbei.

Eilig ziehe ich mir mein Shirt über den Kopf, während er sich im Bad fertig macht. Gerade in den Augenblick, als ich es mir über den Bauch ziehe kommt er ins Zimmer geplatzt.

Erschrocken sieht er mich an. "Woher hast du die?"

"Was denn?" frage ich verwirrt.

Er kommt zu mir und streicht behutsam mit dem Finger eine Linie unterhalb meines Bauchnabels lang. "Die Narbe"

"Ach so, jaa" ich merke wie mein Gesicht heiß wird und rücke ein Stück von ihm ab. "ich kickboxe und äh ja, dann kann das schonmal passieren."

Er zeiht die Augenbrauen hoch. "So eine Narbe bekommt man nicht vom boxen. Eher von einem Messer würde ich mal behaupten."

"Ja dann war es eben ein Messer" antworte ich kleinlaut und kralle mein Finger unbehaglich in mein Shirt.

Wutschnaubend dreht er sich um und geht zu seinem Koffer. "Weißt du, es geht mich zwar echt nichts an, aber hör auf mit was auch immer du da tust und wer dich dabei verletzt. Wenn dir was passiert würde meine Schwester das wohl nicht verkraften."

Ich brauche einen Moment bis seine Worte bei mir ankommen. Dann merke ich, dass mein Gesicht noch dunkler anläuft, als es wohl ohnehin schon ist.

"Ja natürlich" murmle ich und haste aus dem Zimmer.

Zum Frühstück komme ich zu spät. Natürlich. Aber Liss war so schlau und hat mir ein Brötchen mitgehen lassen. Spontan falle ich ihr um den Hals.

"Woah immer langsam" lacht sie.

"Was soll ich sagen" erwiedere ich kauend "du hast mir soeben den Morgen gerettet.

Unten im Tonstudio wartet Blake schon, weil wir heute als erste dran sind.

Steve ist munter wie immer und ich versuche meinen Projektpartner keines Blickes zu würdigen während ich an ihm vorbei stapfe.

Funktioniert nicht.

Die Aufnahme von demons funktioniert nicht so gut wie gehofft und das ist vor allem meine Schuld. Ich schiele so oft zu Blake rüber, dass ich mehr als einmal meinen Einsatz oder meinen Text vergesse.

Schon bald gibt uns Steve das Zeichen für eine Pause. "Du musst dich besser konzentrieren Melody." mahnt er. Dann wendet er sich an Blake "Sollen wir einfach schonmal die Gitarre für dieses und das nächste Lied aufnehmen und Mel geht sich ein wenig erholen?"

Wir nicken beide stumm.

"Gut, dann sehen wir uns morgen."

Ich flüchte so schnell ich kann aus dem kleinen Raum, der mir auf einmal unfassbar beengend vorkommt und hechte nach oben in unser Zimmer. Dort schnappe ich mir meine Sportsachen, die ich direkt anziehe und den Zettel, den Mick mir vor der Abreise gegeben hat. Zeit meinem Gehirn eine Pause zu gönnen und zu trainieren.

Die Luft ist angenehm warm, als ich durch die Straßen schlendere und nach der Adresse suche.

Ich kann nicht genau abschätzen, wie lange ich ungefähr für den Weg brauche, aber irgendwann stehe ich doch tatsächlich vor einer Lagerhalle, die der bei mir zuhause ganz ähnlich sieht.

Drinnen empfängt mich die kühle Luft. Und Stille.

"Hallo?" rufe ich.

"Hey kleine"

Erschrocken fahre ich herum. Rechts neben mir kommt ein Typ, der mir irgendwie bekannt vorkommt, aus einem Raum heraus auf mich zu.

"Wie kann ich dir behilflich sein?" fragt der ca ende 30 jährige.

The One and LonelyWhere stories live. Discover now