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"Wir denken selten bei Licht an Finsternis, bei Glück an Elend; bei der Zufriedenheit an Schmerz; aber umgekehrt jederzeit." - Immanuel Kant

Chatsworth House, 1942

Derbyshire wurde immer mehr ein Fluchtort für die Stadtbevölkerung. Denn leider war der 1. September nicht nur mein erster Schultag in Hogwarts gewesen, sondern auch der Beginn des zweiten Weltkrieges und selbst wenn die Zauberer sich eigentlich aus den Angelegenheiten der Muggel raushielten, so mussten wir doch zugeben, dass dieser Krieg auch an uns nicht spurlos vorbeizog. Die Nahrungsvorräte wurden langsam knapp, da die Lebensmittelversorgung sehr schlecht war. Die Londoner Innenstadt war zerbombt, wodurch auch manche Zauberer ihr Zuhause verloren hatten und auch sonst waren es keine schönen Zeiten mit den ständigen Luftangriffen. Sarah war sogar schon soweit gegangen, dass sie nach ihrem Abschluss in einem Krankenhaus der Muggel gearbeitet hatte. Ich hingegen bekam von dem Kriegstreiben kaum etwas mit, da ich hinter den sicheren Mauern von Hogwarts lernte, wie man Gegenstände verwandelte und Zaubertränke braute.

Doch ich musste zugeben, dass in meinem vierten Jahr in Hogwarts meine fantastische Welt einen sehr großen Riss bekam.

Der Sommer war ziemlich verregnet gewesen, weswegen es mich nicht verwunderte, dass ich auch heute graue Wolken sah, als ich zum Essen hinunterlief. Mary, Nigel und Ane waren bereits auf, was mich nicht großartig verwunderte. In den letzten Tagen hatte ich immer seltsame Albträume, aufgrund dessen ich immer mit Herzrasen und in Schweiß gebadet aufwacht, deswegen kam ich allerdings am Morgen zunehmend schlechter aus den Federn. Ane hatte schon den letzten Sommer bei uns verbrach, denn nachdem sie nach ihrem ersten Schuljahr nach Hause gekommen war, hatte sich offensichtlich ihre ganze Familie gegen sie gewendet. Offensichtlich hatte sie das Ganze mit Hogwarts für einen schlechten Scherz, eines alten Mannes, gehalten und angenommen Ane wäre davongelaufen. Als meine arme Freundin jedoch am Anfang des Sommers wieder in Südengland aufgetaucht war, wurden sie wohl eines Besseren belehrt. Die genauen Einzelheiten hatte mir nie jemand erzählt, jedoch erinnere ich mich noch genau daran, dass Ane noch immer Blutergüsse und Kratzer am ganzen Körper hatte, als ihr Bruder Mark sie nach Chatsworth House gebracht hatte. Er meinte, dass er sie gerne bei sich aufgenommen hätte, ihm aber leider die finanziellen Mittel fehlten, ein junges Mädchen zu ernähren und auch noch für Hogwarts zu versorgen, was wir ihm auch glaubten, denn er selbst trug einen zerfetzten Umhang und an seinem Gesicht konnte man deutlich erkennen, dass er unterernährt war.

So kam es also, dass Ane nun jeden Sommer bei mir war, was für meine Eltern kein großes Problem darstellte, immerhin war unser Haus großgenug für fünfzig weitere Gäste. Das einzige was mein Vater tat, war es Anes Mutter einen Besuch abzustatten, wovon ich von Mary erfuhr. Diese erzählte mir auch, dass die ganze Familie fast einen Herzinfarkt bekommen hatte, als urplötzlich ein Duke vor ihrer Haustür stand, noch dazu ein ziemlich aufgebrachter.

Auch Evangeline besuchte uns hin und wieder, allerdings nicht all zu oft. Trotz der Tatsache, dass wir in unterschiedlichen Häusern waren, war sie doch eine sehr gute Freundin von mir geworden, mit der man viel Spaß haben konnte. Manchmal war ich sogar ein bisschen traurig, dass wir abends nicht zusammen im Gemeinschaftsraum vor dem warmen Kamin sitzen konnten. Dennoch wusste ich, dass Eva ein riesiger Stein vom Herzen gefallen war, als sie nach Slytherin gekommen war.

Zudem musste ich feststellen, dass Nigel sich sehr für meine schottische Freundin interessierte, denn er fragte mich bei jedem Brief von ihr, ob sie uns nicht wieder in Derbyshire besuchen wollte, da er ihr unbedingt noch die Eulerei und das Labyrinth zeigen wollte. Mary hatte mir daraufhin erzählt, dass er über beide Ohren in sie verliebt war und ich weiß bis heute nicht, ob ich es lustig oder schrecklich finden sollte.

Mary wohnte noch immer bei uns in Chatsworth House, jedoch wollte sie bald zu unserer Tante an den Eaton Square ziehen, da sie meinte, dass sie langsam Hilfe brauchte und sonst ganz vereinsamte in diesem großen Haus. Außerdem begann bald ihre Ausbildung zu Heilerin im St. Mungos, weswegen sie schon ziemlich aufgeregt war. Vater hatte ihr natürlich ein wenig dabei geholfen den Platz zu bekommen, da ihre UTZ Prüfungen leider nicht ganz so gelaufen waren, wie sie es sich erhofft hatte, aber es hatte sich ja dann doch noch alles zum Guten gewendet. Jedoch hatte sich Sarah ziemlich über Marys Ausbildung aufgeregt, da sie meinte, dass Mary sich einen anständigen Mann suchen sollte und nicht irgendwelche kranken Leute pflegen.

Afterglow - TOM RIDDLE Where stories live. Discover now