XXIII

1.6K 83 4
                                    

"they say that the world was built for two!"- L. del Rey

Hogsmeade, 1944

Der Innenraum war mit schönen Holzmöbeln, sowie unzähligen Blumensträußen und Büschen dekoriert, die aber nicht im Geringsten überladen wirkten und viel mehr die heimelige Atmosphäre unterstrichen, die von den passend ausgewählten Kissen und Tischdecken verstärkt wurde. Es waren kaum Tische besetzt, bis auf einen, in einer abgeschiedenen Ecke und ich hätte schwören können, dass es sich dabei um zwei Schüler von Hogwarts handelte, die wohl offensichtlich etwas Zeit für sich haben wollten, weshalb ich mich leicht grinsend von ihnen abwandte.

Nur wenige Sekunden, nachdem wir das gemütlich Café betreten hatten, kam eine kleine Hexe mit wilden, braunen Locken und einem roten Hut auf dem Kopf, der mit verschiedenen Blumen verziert war, auf uns zu. „Wie kann ich euch beiden helfen?", erkundigte sie sich mit ihrer zarten Stimme bei uns, weshalb Tom sie höflich fragte, ob sie im Außenbereich noch einen Platz für uns zwei frei hätte, was sie mit einem überschwänglichen Lächeln bejahte und kurz darauf führte sie uns durch einen schmalen Gang, der mit einer grässlichen Blumentapete tapeziert war, nach draußen.

Es fühlte sich fast so an, als würde man durch ein magisches Portal in eine andere Welt gelangen und vermutlich war dem auch so. Denn als wir die hölzernen Stufen betraten, waren wir auf einmal nicht mehr in Hogsmeade, dem kleinen, verschlafenen Dörfchen der Zauberer und erst recht nicht mehr im Brews and Stews zumindest nicht in dem kuscheligen Café. Stattdessen befanden wir uns in einem schattigen Waldstück, durch das ein sanft plätschernder Bachlauf führte und auf den hohen Bäumen sangen die verschiedensten Vogelarten. Unter meinen Sandalen knirschte der weiche Waldboden bei jedem Schritt und mit Freuden sah ich, dass auch Tom diesen Ort wohl ganz außergewöhnlich fand, denn obwohl er nicht vor Staunen den Mund kaum noch zu bekam, so konnte ich doch seinen anerkennenden Blick für diesen Zauber wahrnehmen.

In weiter Ferne, hinter weiteren Bäumen, Büschen und Sträuchern konnte ich noch andere Besucher sehen, die alle an weißen, verschnörkelten Tischen und den dazu passenden Stühlen saßen, allerdings wusste ich auch, dass dies nur Teil eines Verzerrungszaubers war und das sie wahrscheinlich viel näher waren, als es mir vorkam. Trotzdem verlieh es dem Ganzen eine intimere Stimmung und ich spürte, wie mein Herz leicht zu flattern begann, als die nette Hexe uns an einen Tisch führte, der umringt war von dem kleinen Bach, sowie einigen Johannisbeersträuchern. „Hier meine Lieben", sagte sie und mit einem Schwenker ihres Zauberstabes erschien ein Tischgedeck vor unseren Augen, sowie zwei Speisekarten. Ganz der Gentleman, der er war, zog Tom elegant meinen Stuhl nach hinten, sodass ich mich besser setzen konnte, was ich dankend abtat und spürte, wie ich erneut leicht rosa anlief. Danach setzte er sich rasch auf den Stuhl mir gegenüber und musterte kurz die Gegend, ehe er von der noch immer anwesenden Bedienung unterbrochen wurde: „Möchtet ihr zwei schon etwas zu trinken?". „Ja zwei Butterbier, bitte", meinte Tom daraufhin und warf ihr ein charmantes Lächeln zu, woraufhin sie nickend verschwand. Ich mochte Butterbier, und ich kannte auch niemanden dem dieses Getränk nicht schmeckte, dennoch hätte ich es lieber gehabt, wenn ich selbst hätte bestellen können, schließlich kannte er mich nicht gut genug, um solche Entscheidungen für mich zu treffen, andererseits lag es wahrscheinlich einfach in seiner Natur, weswegen ich meinen Ärger über diese rücksichtlose Geste schnell beiseiteschob.

„Das ist wirklich ein hochinteressanter Zauber", fing Tom das Gespräch an und deutete auf ein Rehkitz, das in einigen Metern Entfernung durch den Wald galoppierte und uns neugierig musterte. „Auf jeden Fall", antwortete ich ihm, fasziniert von dem kleinen Geschöpf.

Nur wenige Minuten, in denen wir die zauberhafte Landschaft ganz genau beobachtet hatten, kam die freundliche Kellnerin mit unseren Getränken, die wir ihr dankend abnahmen. Irgendwo zwischen den ganzen Baumstämmen und Sträuchern konnte man das leise Stimmengewirr der anderen Gäste vernehmen, allerdings konnte man nicht verstehen, über was diese sich unterhielten. „Ich bin wirklich froh, dass du dieses Café ausgesucht hast und nicht Madam Puddifoot's", kam es nach einer Weile von Tom und ich konnte spüren, wie mein Herz einen Sprung machte. „Ja, ich war noch nie hier und fast bereue ich es ein bisschen", erwiderte ich ihm und ließ erneut meinen Blick durch die Baumreihen gleiten. „Ich finde es eigentlich ganz schön, das erste Mal mit dir hier zu sein", fast schon ein wenig erschrocken über seine Worte, drehte ich meinen Kopf schnell zurück zu ihm und sah in sein lächelndes Gesicht, das heute so natürlich und normal wirkte, als würde er den ganzen Tag nichts anderes tun – ab diesem Augenblick war das Eis zwischen uns beiden gebrochen.

Afterglow - TOM RIDDLE Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt