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Katsukis PoV

„Schließ dich uns an und du wirst es nicht bereuen!"

Ich blickte den komischen Kauz mit der abgehackten Hand im Gesicht an. Er wollte ernsthaft, dass ich - Katsuki Bakugô - mich der Schurkenliga anschloss? Ich ließ mir die Möglichkeiten, die sich daraus ergaben, durch den Kopf gehen.
Ich würde meinen Traum ein Held zu werden aufgeben und ein Schurke werden müssen. Es entsprach überhaupt nicht meinen Prinzipien. Aber müsste ich wirklich schurkische Dinge vollbringen? Wäre es nicht auch möglich so weit es ginge im Hintergrund zu bleiben und von dort aus zu agieren? Vielleicht sogar deren Machenschaften einzudämmen oder zu vereiteln? Als eine Art Undercovereinsatz? Wäre es möglich dadurch die zu beschützen, die mir etwas bedeuteten? Wäre es mir möglich ihn dadurch zu beschützen?

Meine Gedanken wanderten zu ihm. Deku. Der kleine Omega, der es trotz allem so weit gebracht hatte. Der kleine Nichtsnutz, den ich schon mein ganzes verficktes Leben lang kannte. Deku, den ich immer verzweifelt versucht hatte von mir fern zu halten, nur damit er nicht merkte, was er mir wirklich bedeutete.
Der Alpha in mir hatte ihn schon seit langem als seinen Omega ausgewählt. Deku hatte es geschafft mein Herz zu berühren, ohne dass ich etwas dagegen hatte tun können. Ich wollte ihn um alles in der Welt beschützen. Und wenn ich dafür einen Pakt mit diesen Versagern von der Schurkenliga eingehen musste, dann würde ich es auch tun.

Ich ließ meinen Blick über die übrigen Anwesenden gleiten.
Da war zum einen dieses Mädchen mit dem irren Blick und den zerzausten Reisbällchen auf dem Kopf. Meiner Meinung nach hatte sie definitiv nicht mehr alle Tassen im Schrank. Dem Geruch nach zu urteilen war sie eine Beta und dementsprechend am ungefährlichsten.
Der komische Kauz mit der abgehackten Hand im Gesicht war ebenfalls ein Beta. So wie er mich anblickte war er mir irgendwie unheimlich.
Hinter der Bar stand der seltsame Typ, der fast vollständig aus schwarzem Rauch bestand. Er war derjenige gewesen, der diese Portale erschaffen hatte. Sein Quirk könnte sich durchaus als nützlich erweisen. Auch er war ein Beta und wohl der vernünftigste unter den hier anwesenden Schurken.
Zu guter Letzt blieb noch der Alpha übrig. Der Kerl, dessen Gesicht zusammengestückelt war. Seinen Quirk kannte ich bisher nicht. Aber allein schon seine Ausstrahlung zeigte, dass er sich nicht gerne etwas gefallen ließ. Ich würde bei ihm auf jeden Fall auf der Hut bleiben müssen.

„Was springt für mich dabei raus?", fragte ich den Kauz mit der Hand im Gesicht.
„Das kommt ganz darauf an, was du bereit bist für uns zu tun", entgegnete dieser.
So lief hier also der Hase. Nun, ich musste zugeben, es gefiel mir nicht sonderlich. Aber es war eine Basis, auf der man aufbauen konnte.
„Was genau versucht ihr überhaupt zu erreichen?", versuchte ich mehr Informationen aus ihnen heraus zu bekommen.
„Wir handeln in Stains Sinne", kam die eher kryptisch anmutende Antwort von Narbengesicht.

Stain... Stain... Wer war noch mal dieser Stain? Ich überlegte kurz und erinnerte mich schließlich an den Schurken, diesen Heldenmörder, gegen den Deku und IcyHot bereits gekämpft hatten und den, so die offiziellen Stellungnahmen, Endeavor letztendlich gefangen genommen hatte. Ich glaubte eher, dass Deku und IcyHot ihn fertig gemacht und Endeavor nur den Ruhm eingeheimst hatte um zu vertuschen, dass zwei kleine Schüler einen Schurken im Alleingang erledigt hatten.

„Ihr wollt also alle Helden umbringen?", fragte ich skeptisch und zog eine Augenbraue in die Höhe. Es wunderte mich selbst, aber aus irgendeinem Grund blieb ich vollkommen ruhig.
„Nicht doch, nicht doch", kicherte das irre Reisbällchen. „Die Süßen lassen wir am Leben. So wie Izuku!" Sie lachte weiterhin irre und kugelte sich an der Bar.
„Tsk!" Ich biss die Zähne zusammen. Sie hatten es also auch auf Deku abgesehen.

Mein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Was konnte ich tun, um ihn zu beschützen ohne meine eigenen Absichten preis zu geben? Ich würde wohl oder übel ihr Vertrauen gewinnen müssen und sie dann von innen heraus vernichten.

„Also gut. Wenn ihr so versessen darauf seid, mich in euren Reihen willkommen zu heißen, dann soll es so sein", gab ich mich geschlagen.
Das Reisbällchen sah mich mit großen Augen an, kam dann näher gehüpft und betrachtete mich ganz genau. „Oh~", machte sie und leckte sich über die Lippen. „Noch so ein Schnuckel, dem ich das Blut abzapfen kann~"
Meine Augen verengten sich. „Rühr mich an und es ist das letzte, was du je getan hast", drohte ich ihr.
„Toga-kun, du solltest das lassen...", schaltete sich der schwarze Rauch ein. Wie ich es mir dachte, er war wohl der Vernünftigste.
„Ach komm schon, lass mich ein wenig mit dem Süßen hier spielen...", begehrte sie auf, zog sich aber wieder an die Bar zurück und schmollte. Ihre seltsamen Blicke verursachten bei mir eine Gänsehaut.

Ein Klopfen an der Tür unterbrach unser Gespräch.
„Eine Pizzalieferung von La Pizza!", rief es durch die Tür neben mir.
Alle sahen sich verwirrt an und noch ehe jemand reagieren konnte, wurde die Mauer direkt hinter mir zerbröselt.
„...SMASH!!"
Ich befreite mich von meinen Fesseln. Wer geglaubt hatte, ich würde mich von einfachen Lederriemen fesseln lassen, der hatte sich wirklich getäuscht.

Nachdem sich der Staub etwas gelegt hatte, konnte ich das Großaufgebot der Helden sehen, die gekommen waren, um die Schurkenliga fest zu nehmen und mich zu retten.
Würde es das besser machen? Würden sie alle gefangen nehmen?
Nein! So wie ich es einschätzte, waren das noch lange nicht alle von der Liga. Es musste noch jemanden geben, der als Kopf hinter dem Ganzen steckte.
Die Helden hatten den Überraschungsmoment ausgenutzt. Reisbällchen war nun gefesselt und den Tränen nahe. Der schwarze Rauch, sowie auch das Narbengesicht lagen bewusstlos auf dem Boden.
„Tomura Shigaraki... Wo ist euer Boss?", wollte All Might mit schneidender Stimme wissen.
Just in diesem Moment spuckten alle Schurken eine graue Masse. Auch ich spürte das Zeug in meiner Kehle und keuchte, spuckte es aus. Es war als würde sich mein Inneres nach außen drehen. Ein schreckliches Gefühl. Um mich herum wurde es schwarz.

.~*~.

Als ich wieder wach wurde, lag ich auf dem Boden. Einige Meter von mir entfernt lag das Narbengesicht. Sein Kopf in einer unnatürlichen Haltung nach hinten gebogen. Vermutlich tot. Sollte mir recht sein.
Ich hustete, griff mir an den Hals. Das Brennen, das ich verspürte, ließ langsam nach.
Eine Druckwelle erfasste mich und schleuderte mich weg. Reflexartig drehte ich mich im Flug mit einigen kleinen Explosionen und fing mich bei der Landung mit den Füßen und Händen ab.
Gehetzt sah ich mich um. Unweit von mir kämpfte All Might mit einem weiteren Kerl. Dieser trug einen schwarzen Anzug und eine seltsame Maske im Gesicht. Es schien als würden sie sich kennen.
Ich wich einigen Trümmerteilen aus, die in meine Richtung flogen, versuchte aus dem Gefahrenbereich zu treten.
Dann ging es wieder los. Trümmer flogen durch die Luft. Ich wurde von einer Druckwelle nach der anderen erfasst.
Unerbittlich kämpften die beiden miteinander. Ich konnte nicht sagen, wer stärker war. All Might oder der Anzugtyp.

„Meister..."
Eine Stimme neben mir zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Es war der Kauz mit den Händen. Er lag keine zwei Meter von mir entfernt auf dem Boden und streckte eine Hand in Richtung der beiden Kämpfenden aus.
Ich wich erneut einigen Trümmern aus, sprang neben den Kauz. Shigaraki hatte All Might ihn vorhin genannt, wenn ich mich nicht irrte.
Shigaraki war verletzt. Dickflüssig sickerte rotes Blut aus einer großen Wunde an seinem Oberschenkel.
Der Held in mir meldete sich bei diesem Anblick. Ohne lange zu überlegen packte ich ihn und zerrte ihn hinter eine halb eingestürzte Wand. „Wenn du am Leben bleiben willst, dann bleib hier", zischte ich ihm zu. Seine abgehackte Hand, die er bisher immer im Gesicht getragen hatte, war abgefallen. Nun konnte ich ihn ganz sehen. Seine roten Augen musterten mich argwöhnisch.
Ich warf einen Blick hinter der Wand hervor, wich sogleich aber wieder einem Trümmerteil aus und verließ somit die Deckung.
Der Kampf tobte immer noch.

Aus heiterem Himmel errichtete sich ein Wall aus Eis aus einer Seitengasse heraus. Ich konnte ein grünes Flimmern sehen, dann hörte ich Kirishimas Stimme, die mich rief.
„Komm!"
Ich blickte nach oben und mein Herz stand einen Moment still.
Deku war da. Obwohl ich ihm gesagt hatte, dass er weg bleiben sollte. Er war da. Und nicht alleine.
Ich schluckte, haderte mit meiner eigenen Entscheidung. Ich wollte in diesem Moment nichts anderes, als ihn in meine Arme schließen. Doch ich durfte nicht.

Kirishima streckte mir eine Hand entgegen. Ich hätte nur springen und sie ergreifen müssen. Doch ich tat es nicht.
Ich sah Deku an und nur ihn. „Bleib weg, Deku...", flüsterte ich, ehe ich mich wieder hinter der Wand bei Shigaraki in Sicherheit brachte.
Unwirsch wischte ich mir eine kleine Träne aus dem Augenwinkel.
Ein schwarzes Portal erfasste in diesem Moment sowohl Shigaraki neben mir sowie auch mich.

Tbc...

Im Herzen vereintWhere stories live. Discover now