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Katsukis PoV

Nach dem Kampf waren von der Schurkenliga nur noch wenige übrig. Kurogiri, dieser schwarze Rauchtyp, der die Portale erschaffen konnte, Shigaraki und sein Meister, sowie ich, als neustes Mitglied. Alle anderen waren entweder gefangen genommen oder getötet worden.
Und Shigarakis Meister lag im Sterben. All Might hatte ganze Arbeit geleistet.
Ich zog mich in unserem neuen Versteck zurück, dachte über meine Entscheidung nach. War sie wirklich richtig gewesen? Hätte ich nicht doch Kirishimas Hand ergreifen sollen?
Ich wusste nicht mehr, was richtig und was falsch war.

Ohne Anzuklopfen betrat Shigaraki den Raum, der mir zugewiesen worden war. Um seinen Oberschenkel trug er einen dicken Verband. Er humpelte leicht. Die Wunde war wohl schmerzhaft beim Gehen.
„Was willst du?", knurrte ich. Ich dachte, ich hätte mich unmissverständlich ausgedrückt, dass ich meine Ruhe haben wollte.
Immer noch hatte er diese seltsame Hand nicht im Gesicht. Unstet huschten seine Augen im Raum umher. „Warum hast du das getan?", wollte er wissen.
„Hah?!"
„Warum hast du mich hinter die Wand gezogen?"
Ich überlegte mir, was ich antworten wollte. „Ein Anflug von Heldenmut."
Er schwieg einen Moment, ehe er sich an die Wand neben der Tür lehnte und daran herunter rutschte. „Genau solche Helden braucht die Welt. Alle anderen sind geblendet von Ruhm, Macht und Geld."
Ich sah ihn an. Anfangs wollte ich auch ein Held werden um Macht zuerlangen. Um anderen zu zeigen, dass ich der Beste war. Doch inzwischen hatte sich meine Einstellung geändert. Nein. Jemand hatte sie geändert. Deku hatte sie geändert!
„Es gibt noch einige Helden, die diese Einstellung besitzen", antwortete ich ruhig. „Es sind vielleicht wenige. Aber es gibt sie."
Shigaraki nickte, erhob sich wieder, verzog dabei leicht das Gesicht, als er das verletzte Bein belasten musste. „Der Meister verlangt nach dir."
Ich sah ihm nach, als er den Raum verließ, erhob mich und folgte ihm schließlich.
Er brachte mich zu einem Zimmer, aus dem man stetiges Piepsen und Zischen hören konnte.

Ich betrat den steril wirkenden Raum. Ein einzelnes Bett stand an einer Wand. Die Person, die darin lag, war an unzählige Monitore und Apparaturen angeschlossen, die überwachende und lebenserhaltende Funktionen hatten.
Ich trat vorsichtig näher. Die Aura, die von dieser Person ausging war erdrückend, beängstigend. Das war also der Meister. Oder das, was von ihm übrig geblieben war, nachdem All Might mit ihm fertig war. All for One.
„Gut, du bist da..." Als er sprach, rasselte seine Stimme. Sie klang blechern, als würde ein Gerät für ihn die Worte vertonen.
Ich schwieg.
„Du hast Potenzial, mein Junge. Werde mein Nachfolger und setze meine Arbeit fort...", sagte er und drehte den Kopf leicht in meine Richtung. Ich sah ihm die Anstrengung bei dieser kleinen Bewegung an.
Meine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Einen Scheiß werde ich!", fauchte ich ihn an. „Der Nachfolger von so einem Versager? Niemals!"
Bevor er überhaupt wusste, was passierte, war ich auch schon an den Geräten. Das Beatmungsgerät schaltete ich als erstes aus, danach kamen die anderen Apparate zur Überwachung. Das Einzige, das ich noch laufen ließ, war das EKG.
„Viel Spaß in der Hölle!", lachte ich, während er vor meinen Augen erstickte und sein Herz versagte.
Ein anhaltendes Piepen verkündete seinen endgültigen Tod.

Einen kurzen Moment betrachtete ich den Leichnam vor mir, nutzte dann meine Explosionen um ihn in Brand zu stecken. Sicher war sicher.
Der beißende Gestank von verbranntem Fleisch verteilte sich rasend schnell im ganzen Raum. Vermutlich würde ich den Geruch tagelang noch in der Nase haben.
Ich öffnete das einzige Fenster um frische Luft herein zu lassen, stellte mich daneben und wartete einfach ab, bis nur noch Staub und Asche von All for One übrig geblieben war.
Das Gefühl von Triumph wollte sich aber nicht einstellen. Es war kein Sieg gegen einen ebenbürtigen Gegner. Es war ein Abschlachten eines bereits im Sterben liegenden Mannes, das einen bitteren Nachgeschmack in meinem Mund zurück ließ.
'Ich habe getötet...', schoss es mir durch den Kopf. 'So was tut ein Held nicht... So was tun nur Schurken...'

Im Herzen vereintWhere stories live. Discover now