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Katsukis PoV

Der erste Weg, den ich als freier Mensch nach acht Jahren auf mich nahm, war der zu meinen Eltern. Ich wusste nicht, wie sie reagieren würden, wenn ich plötzlich vor ihrer Tür stand, doch ich nahm alles in Kauf um sie wieder zu sehen.

Nervös stand ich schließlich vor unserem Haus und betätigte die Klingel.
Ich konnte meine Mutter aufgebracht schreien hören und musste grinsen. Ihr Temperament hatte sich nicht geändert.
Ich wartete zähe Momente, bis sich die Haustür öffnete und mir rote Augen entgegen blickten.
„Hi Mom...", begrüßte ich sie leise und vorsichtig. Bei ihr konnte man nie wissen, was als nächstes passieren würde.
Sie blinzelte, schlug die Hände vor den Mund und schluchzte auf. „Katsuki...?", fragte sie. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Ich nickte, zog sie dann einfach in meine Arme und drückte sie. Auch mir waren die Tränen gekommen.
Sie klammerte sich an mich. „Katsuki...", flüsterte sie, verbarg ihr Gesicht an meiner Schulter.
Ich war ziemlich gewachsen und nun größer als sie.
„Tut mir Leid, dass ich so lange weg war...", meinte ich leise.
Sie drückte mich von sich, blickte mich an und holte mit ihrer Hand aus.
In Erwartung auf einen Schlag, zuckte ich bereits zusammen, bevor überhaupt etwas passierte. Doch es geschah nichts. Ihre Hand legte sich sanft auf meine Wange.
„Wo warst du so lange? Warum hast du dich nicht gemeldet? Weißt du eigentlich, wie viele Sorgen wir uns deinetwegen gemacht haben?", begann sie mit der Fragestunde.
Ich lächelte. „Ich erzähle euch alles. Darf ich reinkommen?"
Sie nickte und zog mich ins Haus.

Das Wiedersehen mit meinem Vater war ähnlich wie das mit meiner Mutter nur mit weniger Tränen und viel weniger Fragen.
Wir redeten lange. Es dauerte fast den ganzen Nachmittag und Abend, bis sie beide zufrieden mit meinen Auskünften waren.

„Wo hast du vor zu übernachten?", wollte mein Vater gähnend wissen.
„Er schläft natürlich hier!", mischte sich meine Mutter ein. „Dein Zimmer ist vermutlich ein bisschen verstaubt... Aber wir haben alles so gelassen, wie es war..."
Ich umarmte beide noch einmal fest. Ursprünglich hatte ich vorgehabt, in einem Hotel unter zu kommen, bis ich eine passende Wohnung gefunden hatte. Doch meine Mutter ließ in diesem Punkt nicht mit sich reden.

Als ich mein ehemaliges Zimmer betrat, musste ich grinsen. Meine Mutter hatte geflunkert, als sie sagte, es wäre ein bisschen verstaubt. Das genaue Gegenteil war der Fall! Es war sauber, so als wäre ich nie weg gewesen.

Ich drehte mich um und lief zu meiner Mutter in die Küche, umarmte sie kräftig.
„Womit habe ich das verdient?", fragte sie und lehnte sich an mich.
„Einfach, weil es dich gibt...", flüsterte ich.

Früher hatte ich nie zu schätzen gewusst, was ich an meinen Eltern hatte. Erst, wenn etwas fehlt, merkt man, wie wichtig es doch sein kann.
Ich hatte mich immer mit meiner Mutter gestritten. Das wollte ich nun ändern, schließlich gab es sie nur ein Mal.

„Wag es nicht, noch einmal so lange zu verschwinden ohne dich zu melden...", grummelte sie, löste sich aus meiner Umarmung und boxte mir spielerisch gegen die Schulter.
„Nie wieder", versprach ich und grinste sie an.
„Ach, Katsuki?"
„Hm?"
„Warst du schon bei Izuku? Er scheint sich ebenfalls Sorgen gemacht zu haben. Er hat bei uns regelmäßig nachgefragt, ob wir etwas von dir gehört hatten..."
Ich sah sie an, schüttelte dann den Kopf. „Nein. Das wollte ich morgen machen. Ich wollte erst zu Dad und dir."
Sie nickte, schickte mich dann ins Bad und anschließend ins Bett.

.~*~.

Den nächsten Morgen verschlief ich fast vollständig. Meine Eltern hatten aber auch nicht versucht, mich zu wecken.
Als ich gegen Mittag gähnend aus meinem Zimmer kam, waren sie beide bei der Arbeit und hatten mir einen Zettel auf dem Küchentisch hinterlassen.

Im Herzen vereintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt