2. Tür

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Mit einem lauten Knacken beiße ich auf die Schokolade, die sich hinter der zweiten Tür versteckt hat. Fertig gestylt betritt Magnus den Raum und guckt mich mit einer hoch gezogenen Augenbrauen an. Kritisch mustert er mein Outfit. "Ich treffe mich heute mit ein paar Leuten im Pandemonium.", teilt er mir mit, "Hast du Lust mit zu kommen?".

Skeptisch gucke ich an mir herunter und starre meine Jogginghose und den löchrigen Pullover an, den ich trage. "Ich passe.". Ich werde mich eventuell noch an das Übungsblatt setzen oder eine Serie auf Netflix gucken. Abwägend lege ich den Kopf schief, schon vollkommen in Gedanken vertieft.

Ich glaube ich werde das Blatt liegen lassen und lieber die Serie weiter gucken. Zufrieden mit meiner Entscheidung richte ich mein Augenmerk auf Magnus, der mich fragend anguckt. "Was?".

Mit einem übertriebenen Seufzen zieht er seinen Kalender zu sich heran und öffnet das Türchen. "Ich habe gesagt, dass du wirklich öfter die Wohnung und dein Bett verlassen solltest, um neue Menschen kennen zu lernen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass du jemanden finden würdest, der dir dein Bett wärmen würde.".

"Ich brauche niemanden der mir mein Bett wärmt.". Mit einem Seufzen drücke ich meinen Rücken durch und höre, wie es leise knackt. Ein zufriedenes Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus.

"Jeder braucht irgendwann jemanden, der sein Bett wärmt.", widerspricht mir Magnus, nachdem er angeekelt sein Gesicht verzogen hat. Er hasst es, wenn ich meine Gelenke knacken lasse. Einer der Gründe, warum ich es überhaupt in seiner Gegenwart tue.

Schnaubend reiße ich den Kühlschrank auf und schnappe mir den Multivitaminsaft. "Wenn ich ein warmes Bett möchte, esse ich Bohnen.", antworte ich ihm, bevor ich die Flasche aufschraube und ansetze.

"Du bist ekelhaft.". Angewidert guckt mein bester Freund mich an. "Wir haben schon oft darüber geredet. Warum kannst du nicht einfach ein Glas nehmen?".

Grinsend  setze ich die Flasche noch einmal an. Einfach nur, um ihn zu ärgern. "Zu umständlich.". Mit mir selbst zufrieden stelle ich den Saft zurück in den Kühlschrank, bevor ich mir zwei Packungen Mikrowellen - Popcorn aus unserem Süßigkeiten - Schrank nehme.

Als Magnus das sieht, klappt sein Unterkiefer herunter. Wie ein kleines Kind, welches man gerade die Süßigkeiten stibitzt hat, guckt er mich an. "Machst du etwa einen Filmabend?". Mit großen Augen guckt er mich traurig an.

Hochkonzentriert lege ich die erste Packung in die Mikrowelle und schalte sie an. Mit verschränkten Armen lehne ich mich gegen die Küchenzeile und betrachte meinen Mitbewohner belustigt. "Ich habe an 'Harry Potter' oder 'Kevin - Allein zu Haus' gedacht.". Bewusst verschweige ich ihm, dass ich eigentlich an ein 'Avatar - Herr der Elemente' - Marathon gedacht, dass muss er ja nicht unbedingt wissen.

"Nein.", jammert er laut und stemmt seine Hände in die Hüfte. In der Küche breitet sich ein leichter Popcorn Geruch aus, welcher mir das Wasser im Mund zusammen laufen lässt.

Protestierend kommt er ein paar Schritte näher und pikst mir mit den Finger in die Brust. "Alexander. Gideon. Lightwood. Ich warne dich, wehe du guckst auch nur einen dieser Filme ohne mich.". Mit jedem weiteren Wort kommt er mir näher. Sein Finger bohrt sich in meine Haut und ich kann das Parfüm riechen, welches er aufgelegt hat.

Abwartend hebe ich eine Augenbraue hoch und gucke in seine bernsteinfarbenen Augen mit den goldenen Sprenkeln. Einen kurzen Moment versinke ich in ihnen. Er ist mir so unglaublich nah und aus irgendeinem Grund fängt mein Herz bei dieser Nähe schneller an zu schlagen. Anscheinend von irgendetwas abgelenkt, guckt Magnus mir auf die Lippen. Seine Hand liegt inzwischen flach auf dem Stoff meines Pullovers und mit seinen Fingern spielt er mit den Strippen meiner Kapuze.

Das laute Ping der Mikrowelle bringt uns wieder zurück in die Realität. Magnus tritt mehrere Schritte zurück und schiebt sich seine Hände in die hinteren Hosentaschen.

Was ist gerade passiert? Schnell drehe ich mich um und versuche meine geröteten Wangen vor meinen besten Freund zu verstecken. Mit einem Klicken öffnet sich die Tür der Mikrowelle. Ich ziehe die aufgeblasene Packung heraus und lege sofort die nächste hinein.

Mein Rücken ist immer noch Magnus zu gedreht und ich kann seinen Blick auf mir spüren. Er brennt mir regelrecht ein Loch rein. Ich fange an zu schütteln, damit sich die klebrige Flüssigkeit gut überall verteilen kann. Es kommt Bewegung in Magnus. Aus einem Schrank holt er eine große Schüssel, wo ich das Packung hinein schüttel. "Danke.", murmel ich abgelenkt und lausche mit einem Ohr auf das Popcorn in der Mikrowelle und ob die Körner noch poppen.

"Wann musst du los?". Rechtzeitig nehme ich das Karamell - Popcorn heraus und fange wieder an zu schütteln. "Gleich.", murmelt er und guckt mir belustigt zu, "Und du bist dir sicher, dass du nicht mit möchtest?".

"Ich hab doch schon nein gesagt, wieso sollte ich innerhalb der letzten paar Minuten meine Meinung geändert haben?". Ich bin verwirrt. Magnus schiebt seine Zunge in die Wange und versucht ein lautes Lachen zu verhindern. "Du könntest immer noch jemanden finden, der das Schütteln für dich übernimmt.".

Es braucht eine ganze Weile, bis ich es verstanden habe und seine Worte mein anscheinend vollkommen übermüdetes Gehirn erreichen. In der Zwischenzeit habe ich es geschafft, das Karamell - Popcorn in die Schüssel zu schütteln und die beiden Sorten miteinander zu vermengen.

Schnaubend schlage ich seine Süßigkeiten - Klauende - Hand weg und ziehe die Schüssel an meine Brust. "Mein Schatz.", murmel ich und gucke ihn warnend an. Abwiegelnd und auch ein bisschen schmollend hebt Magnus seine Arme. "Ist ja gut Sméagold.".

Ich lasse mich auf die Couch fallen und schalte den Fernseher ein. Wie ein kleines Küken, welches seiner Mutter folgt, dackelt mir Magnus hinter her und versucht immer wieder in meine Schüssel zu fassen.

Über die Rückenlehne der Couch lehnt er sich zu mir herüber und legt seinen Kopf auf meiner Schulter ab. "Versprich mir, dass du die Filme nicht ohne mich guckst.". Er drückt seine warme Wange gegen meine und ich kann seinen leichten Bartschatten spüren.

Aus dem Augenwinkel kann ich seinen Schmollmund sehen. Abwägend zucke ich mit meinen Schultern und schiebe mir eine Ladung Popcorn in den Mund, um mein Grinsen zu verstecken. "Wenn es unbedingt sein muss.".

Ihm entkommt lauter Protest, als er sieht, was ich stattdessen gucke. "Alexander.", jammert er laut, "Du weißt wie unglaublich heiß ich Zuko in der dritten Staffel finde.".

Unschuldig zucke ich mit meinen Schultern, "Ist doch nicht mein Problem, wenn du dich lieber im Pandemonium herum treibst, anstatt mit mir ganz gemütlich auf der Couch sitzen zu bleiben und dem Schnee beim fallen zu zu gucken.".

Genervt hievt er sich hoch und schnappt sich seine Jacke vom Ständer, um sie sich über zu ziehen. "Nicht jeder hat Lust darauf, sich Zuhause einzuigeln. Außerdem suche ich heute jemanden, mit dem ich ein bisschen Spaß haben kann.". Er zwinkert mir zu, bevor er sich seine Schuhe anzieht.

"Wer weiß. Vielleicht hätte ich mich heute dazu abgerungen und wir hätten welchen haben können.", sage ich trocken und überhaupt nicht ernst gemeint. Mein Blick heftet sich wieder auf den Bildschirm, während ich mir immer mehr Popcorn einverleibe. Mit voller Absicht meide ich seinen Blick, der mich höchstwahrscheinlich gerade mit offenem Mund anstarrt. "Ha - Ha.", höre ich ihn leise murmeln, "In deinen Träumen vielleicht.".

"Vergiss nicht, dass wir morgen früh gleich los fahren wollen.". Wir wollen die nächsten Tage lang die Uni schwänzen und in die Hütte fahren, die Magnus Vater uns gönnerhaft für ein paar Tage überlassen hat. "Ist gut, Mama.", verspielt wuschelt er mir durch meine schwarzen Haare. "Viel Spaß, Liebling.", flötet er, bevor er blitzschnell in die Schüssel greift und mit dem geklauten Popcorn zur Tür hechtet.

"Magnus!", rufe ich laut und werfe ein Kissen nach ihm. Leider war ich nicht schnell genug und das Kissen prallt an der sich gerade schließenden Tür ab. "Idiot.", murmel ich leise vor mich hin und gegen meinen Willen verziehen sich meine Lippen zu einem kleinen Lächeln.

Malec - 24 TürenWhere stories live. Discover now