15. Tür

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"Du musst einfach los lassen, Alexander.", sagt Magnus vergnügt, während er eifrig Pirouetten dreht.

Ich gebe ein genervtes Grummeln von mir. Meine Finger krallen sich in die Brüstung, während ich versuche meine Knie am Zittern zu hindern. "Ha. Ha.", brumme ich, "Das sagt sich so leicht. Du fliegst ja auch nicht alle naselang auf die Fresse.".

Grinsend kommt Magnus auf mich zu und streckt mir seine Hände entgegen. "Komm, nimm meine Hände. Ich helfe dir.".

Widerstrebend lasse ich die sichere Brüstung los und ergreife seine dargebotenen Hände. "Wehe, du lässt los.", zische ich. Meine Nerven liegen blank. Augen rollend zieht er mich mit einen Ruck an sich.

Ich schlittere auf ihn zu und knalle gegen ihn. Mir entkommt ein nicht gerade männlicher Schrei, als ich mich hilflos an ihn klammer. Überrascht taumelt Magnus nach hinten. Er versucht sein Gleichgewicht wieder zu finden, doch er scheitert kläglich. Der Länge nach fallen wir auf das kalte Eis.

Magnus entkommt ein gepresster Laut, als die Luft aus seinen Lungen gepresst wird. Atemlos gucke ich ihn an. "Magnus.", murmel ich leise. Ein Lächeln erscheint auf seinen Lippen. Mit einem Funkeln in den Augen hält er unsere immer noch verschränkten Hände hoch. "Ich habe nicht los gelassen.".

Liebevoll erwidere ich sein Lächeln. Mein Blick wird wie magnetisch von seinen Lippen angezogen. Langsam senke ich meinen Kopf. In diesem Moment möchte ich ihn mehr als alles andere küssen.

"Was macht ihr zwei da?". Jemand kommt direkt neben uns geschlittert und bleibt kurz vor unseren Köpfen stehen. "Seid ihr irre? Steht endlich auf. Jemand könnte euch übersehen und wenn ihr Pech habt mit den scharfen Kufen ein wichtiges Körperstück abfahren.".

Genervt gucke ich nach oben und mein Blick trifft auf die dunklen braunen Augen meiner Schwester. Ihre in Handschuhe steckenden Händen sind in ihre Hüfte  gestemmt. "Steht lieber auf, bevor ihr euch erkältet. Ich habe keine Lust euch an Weihnachten gesund zu pflegen.".

Mein Blick wird finster. "Verschwinde.", sage ich zu ihr. Wieso muss sie diesen Moment stören? Ich genieße das Gefühl von Magnus Körper unter meinem. Ich genieße das Gefühl, wie wir uns selbst durch diese dicke Kleidung perfekt aneinander schmiegen.

Kichernd macht sie eine Drehung, bevor sie zu ihrem Freund schlittert. Ich gucke seufzend den Mann unter mir an, dem trotz seiner Winterkleidung eigentlich kalt sein müsste.

Mit einem Lächeln auf den Lippen streicht Magnus über meine Wange. "Deine Familie nervt.", murmelt er leise. Grinsend reibe ich unsere Nasen aneinander. Mir entkommt ein Seufzen, als ich mich umständlich auf hieve. Meine Knie zittern immer noch wie verrückt und ich kann gerade noch verhindern, wieder auf die Nase zu fallen.

"Wieso macht das Leuten Spaß?", murre ich. Magnus richtet sich auf und klopft sich den Schnee von der Hose. Grinsend hält er mir wieder seine Hand entgegen. "Mir macht es Spaß, weil ich unter anderem damit eine Entschuldigung habe, wieso ich deine Hand halten kann.". Er zwinkert mir zu.

Grinsend hebe ich eine Augenbraue. Er ist einfach umwerfend. Mein Blick wandert an ihm entlang. Ich beobachte das Heben und Senken seiner Brust. Ich beobachte, wie sich der Schnee in seinen schwarzen Haaren verfängt und als Tropfen zurück bleibt.

Ein Strahlen, welches so hell wie die Sonne ist, erstrahlt sein Gesicht. Ich bin verrückt nach ihm. Die Erkenntnis sickert langsam durch die verschiedenen Gänge in meinem Gehirn. Ich bin dabei mich unwiderruflich in meinen besten Freund zu verlieben.

Mein Mund klappt auf und ich starre Magnus vollkommen verdattert an. Panik wallt in mir auf. Das Ganze passiert zu schnell. Ich kann mich doch nicht in dieser kurzen Zeit wirklich in ihn verliebt haben.

Das kann doch nicht sein. Es geht viel zu schnell. Ich zerre an dem Schal, der um meinen Hals gewickelt ist und mir regelrecht die Luft abschnürt.

"Alexander? Ist alles in Ordnung bei dir?", bernsteinfarbene Augen gucken mich besorgt an. Warme Hände legen sich auf meine und bringen mich dazu, meine Hände zu senken. "Es ist nichts.", murmel ich undeutlich. Ich kann es ihm nicht sagen. Noch nicht. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt. Ich muss mir zuerst selber über meine Gefühle klar werden.

"Es ist nichts.", wiederhole ich. Vorsichtig drückt Magnus meine Hände. "Bist du dir sicher?", fragt er leise. Seine Augen drücken Besorgnis aus. Ich liebe ihn. Ich liebe alles an ihm. Wieso habe ich es nicht schon früher bemerkt?

Liebevoll streiche ich über seinen Handrücken. "Ich war mir noch nie so sicher.", meine Stimme ist nur ein Flüstern. "Okay, dann komm.", vorsichtig gleitet er zurück und mit zittrigen Beinen folge ich ihm. Ich würde ihm überall hin folgen.

Mit jeder weiteren zurück gelegten Runde, wird das Zittern weniger. Doch auch am Ende des Tages fühle ich mich auf diesen Dingern immer noch nicht wohl. "Das war lustig.", sagt Magnus und guckt mich grinsend über seine Schulter hinweg an.

Wir haben die Schlittschuhe ausgezogen und sind zu unseren Winterschuhen gewechselt. Plaudernd steht die ganze Gruppe um uns herum. Meine Schwester steht an ihren Freund gelehnt. An ihrem Finger baumeln die Schuhe.

Unauffällig trete ich einen Schritt nach vorne und schmiege mich an seine Rückseite. Ich kann die Gänsehaut sehen, die sich an der Stelle ausbreitet, wo mein Atem seine Haut trifft. "Du bist perfekt.", meine Worte sind nur für seine Ohren bestimmt.

Er dreht seinen Kopf ein kleines Stück und guckt mich mit großen Augen an. "Wieso sagst du immer solche süßen Dinge?". Er schiebt schmollend seine Unterlippe vor. "Das ist doch unfair. Ich kann dich jetzt noch nicht einmal küssen, weil deine Schwester uns regelrecht anstarrt.".

Spielerisch lege ich meinen Kopf schief und gucke ihn unter gesenkten Augenlidern an. "Wie wäre es, wenn wir nachher die ganzen Dinge machen, die dir wahrscheinlich gerade durch den Kopf flimmern?".

Ich beiße mir auf die Unterlippe und das Flattern in meinem Magen hat zugenommen. Im ersten Moment bin ich selbst überrascht, dass ich so etwas wirklich gesagt habe und meine Wangen röten sich vor Verlegenheit. Doch inzwischen warte ich nur noch gespannt Magnus Antwort ab.

Gerade als Magnus seinen Mund öffnet und zu einer Antwort ansetzt, schlägt mir jemand kräftig auf den Rücken. "Worüber unterhaltet ihr euch, Bruderherz?", mit einem riesigen Lächeln im Gesicht steht Jace neben mir und legt mir kumpelhaft einen Arm um die Schultern.

Bevor ich ihm eine nichtssagende Aussage geben kann, redet er weiter und erzählt von einem tollen Café, welches anscheinend richtig gute Heiße Schokolade haben soll.

"Alexander und ich werden nicht mitkommen.", wiegelt Magnus ab, als Jace uns erzählt, dass wir alle jetzt dort hingehen werden. Das Lächeln meines Bruders fällt in sich zusammen. Mit großen Augen guckt er uns an, als hätten wir gerade seinen Traum zerstört. "Wieso?", jammert er und legt den Kopf schief.

Irgendwie habe ich gerade das Verlangen seine Wange zu tätscheln. "Wir wollen beide wirklich nach Hause. Uns ist kalt und wir wollen aus den nassen Sachen raus.", entschuldigend hebt Magnus seine Hände.

"Hast du ihnen schon von der heißen Schokolade erzählt?", fragt Clary, die gerade wie ein kleiner Flummi angesprungen kommt. Mit einem riesigen Lächeln im Gesicht steht sie neben uns und lehnt sich an ihren Freund. "Sie kommen nicht mit.", brummt dieser schlecht gelaunt, "Sie wollen lieber nach Hause, weil ihnen so kalt ist.".

Er hat die Worte regelrecht verachtend ausgespuckt. "Das ist ja sogar noch besser.", quietscht Clary. Verwirrt gucke ich sie blinzelnd an. Sollte ich gekränkt sein, dass sie Magnus und mich nicht dabei haben möchte? Achsel zuckend wende ich mich wieder meinen Freund zu und grinse ihn an. Ein kleines Lächeln huscht über Magnus Lippen und er zwinkert mir zu.

"Hey, Izzy.", ruft die kleine Rothaarige über ihre Schulter hinweg, "Planänderung. Heiße Schokolade und ein Herr der Ringe Marathon bei Malec!".

Malec - 24 TürenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt