23. Tür

915 113 4
                                    

Mein Blick fokussiert den Gegenstand in meiner Hand. Mühsam fummel ich das Metallstück heraus. Das Licht spiegelt sich in der blauen Kugel, als ich sie an den grünen Tannenbaum hänge. Mit einem zufriedenen Nicken trete ich einen Schritt zurück und betrachte den geschmückten Baum.

Ein warmer Hand schlingt sich um meine Hüften. Meine Mutter schmiegt sich an meine Seite. "Er sieht hübsch aus oder?", ihre dunklen Haaren riechen nach meiner Kindheit. Am liebsten würde ich meine Nase in ihnen vergraben und wieder so tun, als wäre ich neun Jahre alt.

"Hey. Anstatt zu arbeiten, wird hier gekuschelt oder was macht ihr da?", mein Vater baut sich vor uns auf und zieht eine Augenbraue nach oben. Mein Mundwinkel hebt sich. "Ist da jemand etwa neidisch?".

Robert entkommt ein lautes Schnauben. "Pass auf, was du sagst, Lightwood.", drohend hält er mir seinen Finger unter die Nase, "Ich weiß, wo du wohnst.". Er schnappt sich die Hand meiner Mutter und zieht sie mit einem Ruck an sich. Ihr entkommt ein Kichern, als sie sich an ihren Mann schmiegt und sie beide anfangen, sich zu der Weihnachtsmusik zu bewegen.

"Wie romantisch.", ertönt eine Stimme neben mir. Mein Kopf dreht sich ein Stück und mein Blick trifft auf bernsteinfarbene Augen, die ein aufgeregtes Flattern in meinem Magen auslösen. "Ich wünsche mir, dass mich jemand mal genau so anguckt, wie die beiden sich in diesem Moment. Die Liebe zwischen deinen Eltern ist regelrecht spürbar.".

Mein Blick heftet sich auf seine Lippen. Guck mich an, schreit es laut in meinem Kopf, ich liebe dich. Doch kein Laut entkommt meinen Lippen. "Das wünsche ich mir auch.", flüster ich leise. Magnus lehnt sich an meine Seite und schlingt einen Arm um meine Hüfte, "Ich glaube, dass wünscht sich jeder.".

Ein helles Blitzlicht reißt uns aus unserer Beobachtung. Mit einem Fotoapparat steht meine Schwester im Türrahmen und guckt uns unschuldig grinsend an. "Was?", fragt sie gespielt unschuldig und hebt ihre Schultern, "Ich konnte nicht widerstehen, ihr habt einfach zu süß ausgesehen.".

Nachdem ich meine Augen verdreht habe, schlinge ich meine Arme um Magnus Hüfte und ziehe ihn näher zu mir heran. "Wenn du das schon süß fandest, wie findest du denn das hier?", sage ich zu Izzy, bevor ich meine Lippen auf Magnus seine drücke.

Das Flattern in meinem Bauch nimmt zu, als sich unsere Lippen zu einem atemraubenden Kuss vereinen. Überrumpelt hat Magnus seine Hände auf meine Schulter gelegt. Sobald er die Bewegungen meiner Lippen erwidert, gleiten seine Hände in meine Haaren und bewegen meinen Kopf in den richtigen Winkel.

Ich habe mich noch nie so wohl gefühlt, wie in diesem Augenblick. Meine ganzen Gefühle und Empfindungen sind auf den Mann in meinen Armen fixiert. Wie eine kleine Blume sprießt die Liebe zu ihm in meinem Bauch und wird größer, bis ich das Gefühl habe, vollkommen von ihr erfüllt zu sein.

Zögernd löse ich meine Lippen von seinen und starre in seine verhangenen Augen. "Du bist so wunderschön.", flüster ich leise. Mit meinen Augen versuche ich ihm all meine Gefühle zu übermitteln. Sein Atem stockt einen kurzen Moment, als er etwas in meinem Gesicht sucht.

"Das war wirklich süß.", sagt meine Schwester und wedelt sich mit ihrer Hand Luft zu. "Wärst du nicht mein Bruder und Magnus so ähnlich wie ein Bruder, müsstet ihr mich wahrscheinlich wie eine Pfütze vom Boden aufsammeln.".

Entsetzt verziehe ich mein Gesicht. "Izzy.", jammer ich und löse mich widerwillig von meinem Freund. Mein Blick landet auf meinen Eltern. Gerührt drückt meine Mutter sich eine Hand an den Hals, während mein Vater seine Arme um sie geschlungen hat.

"Es ist unglaublich schön, dass ihr euch endlich gefunden habt. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viel mir das bedeutet, euch glücklich zu sehen.", Maryse kommt auf uns zu und drückt uns abwechselnd einen Kuss auf die Wange. "Deine Mutter wäre bestimmt stolz auf dich, Magnus.", sie legt ihm eine Hand auf die Schulter, "Du bist zu einem unglaublich attraktiven, selbstbewussten und klugen jungen Mann heran gewachsen.".

Ich kann das Glänzen in seinen Augen erkennen und lege ihm eine Hand auf den Rücken. Er lehnt sich gegen meine Berührung. "Danke.", flüstert er leise. Zufrieden klatscht meine Mutter in die Hände, "So jetzt ist es aber genug mit dieser Rührseligkeit.".

"Na endlich.", brummt Jace, der die ganze Zeit auf der Couch saß und seine Nase in seinem Handy vergraben hat. Ich würde mein Bett verwetten, dass er gerade mit einer kleinen Rothaarigen schreibt. "Ich habe schon seit mehreren Stunden Hunger.". Max, der neben ihm sitzt, entkommt ein leises Kichern. Schnell hebt er seine Hände und verdeckt mit dem Comic sein Gesicht.

Meine Mutter zieht spöttisch eine Augenbraue nach oben und geht auf ihn zu. Sie legt ihre Hände an seine Wangen und knuddelt ihn übertrieben, "Oh nein, mein armer kleiner Junge. Ich habe vergessen den Kühlschrank über die Feiertage aufzuschließen und jetzt ist dieser süße Kleine beinahe verhungert.".

Lachend machen wir uns auf den Weg zur Küche. Zusammen kochen wir ein leckeres Essen. Gerade als wir das Essen in uns hinein schaufeln, gibt Magnus Bein ein Klingeln von sich. "Du vibrierst.", sage ich verwirrt zu ihm.

Er zieht es aus seiner Hosentasche und wirft einen kurzen Blick drauf, bevor er seinen Stuhl zurück schiebt. "Entschuldigt ihr mich einen kurzen Moment? Es ist dringend.", sagt er mit einem Blick in die Runde. Bevor er das Zimmer verlässt, streicht er meine Wange mit seinen Handrücken.

Ich starre ihm hinter her. Normalerweise hätte er den Anruf ignoriert und später zurück gerufen. Hoffentlich ist nichts schlimmes passiert. Als er nach dem Essen immer noch nicht aufgetaucht ist, beschließe ich, ihn suchen zu gehen.

Meine Zimmertür ist nur angelehnt und ich kann ihn drinnen mit jemanden reden hören. Gerade als ich die Tür öffnen wollte, lassen mich seine Worte inne halten.

"Nein, ich habe es ihm noch nicht gesagt, Cat. Ihm scheint irgendetwas zu bedrücken. Was ist, wenn ich es laut ausspreche und er sich dann vollständig von mir abwendet? Ich möchte ihn nicht verlieren. Doch wenn ich es sage, kann es sein, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben möchte. Du hast nicht den Ausdruck in seinen Augen gesehen, Cat. Du kannst mir nicht versprechen, dass sich nichts zwischen uns ändern würde.".

Während er gesprochen hat, habe ich die Luft angehalten. Mein Herz fängt an in meiner Brust wie verrückt zu hämmern. Stockend ziehe ich meine Hand zurück, darauf bedacht, mich nicht bemerkbar zu machen.

Ich trete zögernd ein paar Schritte zurück, bevor ich meine Schultern hoch ziehe und die Treppen nach unten laufe. Immer wieder wiederholen sich seine Worte in meinem Kopf. Ich bin selbst Schuld. Er hat mir angeboten, es aufzuklären. Es mir zu erklären. Doch ich wollte es nicht hören. Ich wollte ihn nicht hören.

Malec - 24 TürenWhere stories live. Discover now