4. Tür

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"Morgen.", grummel ich leise, als ich an Magnus vorbei in die Küche laufe. Meine Haare stehen mir wild vom Kopf ab und ich trage immer noch meinen Schlafanzug. Ich habe einfach keine Kraft gefunden, mich umzuziehen.

Magnus guckt mir belustigt hinter her. "Schickes Outfit. Und es passt auch zu dir. Wobei du nicht unbedingt Deadpools Fröhlichkeit und seinen Humor besitzt. Wenn du so etwas überhaupt hast.".

Ich gucke ihn finster an, bevor ich wahllos Schränke aufziehe und deren Inhalt inspiziere. "Es gibt keinen Kaffee.". Entsetzt weiten sich meine Augen, bei Magnus Worten. Er möchte mich doch bestimmt nur verarschen. Es kann doch nicht wirklich Leute geben, die das Lebens - Elixier nicht besitzen.

Laut vor mich hin jammernd lasse ich mich neben ihn an den Tisch fallen und bette meinen Kopf auf meine Hände. "Das hier kommt immer mehr der Hölle gleich.", brumme ich und beziehe mich damit auf die weiße Wand die vom Himmel fällt.

Ein Lächeln breitet sich auf Magnus Lippen aus, bevor er mir vorsichtig durch meine schwarzen Haare fährt und anfängt mit ihnen zu spielen. Ich gebe ein zufriedenes Geräusch von mir, während sich meine Augenlider flatternd schließen.

"Anscheinend sind nicht nur wir komplett eingeschneit.", teilt er mir mit, ohne seine Hand von meinen Haaren zu nehmen, "Es fallen auch alle Vorlesungen und Tutorien aus. Die anderen ärgern sich jetzt noch mehr, nicht hier zu sein.".

Wir sitzen eine ganze Weile stumm nebeneinander, während mein bester Freund vollkommen abgelenkt meine Spitzen zwirbelt. "Wie hast du geschlafen?", frage ich ihn und betrachte seine dunklen Augenringe. Er sieht aus, als würde ihn etwas belasten.

Spöttisch hebt er seine Mundwinkel. "Sehr gut. Ich hatte nur die ganze Zeit Angst, dass mich jemand umbringen und dann Essen möchte.".

Augen rollend schiebe ich seine Hand von meinem Kopf und hieve mich hoch. "Sei mal nicht so eine Drama - Queen. Du könntest dich geehrt fühlen.". Ich teile ihm noch kurz mit, dass ich Duschen gehen werde, bevor ich die Küche verlasse.

Das Badezimmer ist wirklich der Hammer. Magnus Vater scheint keinerlei Mühen und Kosten gespart zu haben. Lächelnd starre ich die Dusche an, in die locker mehrere Leute passen würden. Langsam schiebe ich die Tür auf und betrachte den riesigen Wasserfall - Duschkopf.

Ich stelle die richtige Temperatur ein und stelle mich drunter. Seufzend schließe ich die Augen und genieße das Prasseln des Wassers auf meinen Rücken.

Als ich das Klacken einer Tür höre, öffne ich entsetzt meine Augen und starre direkt in bernsteinfarbene. "Scheiße, Magnus.", fauche ich und versuche schnell mit meinen Händen meine Mitte zu bedecken, "Was machst du hier?".

Belustigt schüttelt Magnus seinen Kopf, bevor er sich zum Waschbecken umdreht und seine Zahnbürste heraus nimmt. "Wonach sieht es denn aus?". Er lässt seinen Blick durch den Spiegel über mich gleiten.

Ich spüre, wie die Röte in meine Wangen aufsteigt und hätte mich am liebsten umgedreht, aber dann hätte er freie Sicht auf meine Rückseite.

"Du brauchst dich gar nicht so zu zieren, Alexander.", nuschelt er mit der Bürste im Mund, "Ist nicht das erste Mal, dass ich dich nackt sehe.".

Finster guckend drehe ich mich doch um und seife mich schnell mit meinem Shampoo ein. "Als Kind zählt nicht.", teile ich ihm mit. "Das meinte ich auch nicht.", antwortet er mir.

Nachdenklich lasse ich mir die vergangenen Jahre durch den Kopf gehen und überlege, wann er mich nackt gesehen hat. Ab einem gewissen Alter habe ich eigentlich darauf geachtet, dass ich nicht mehr so herum laufe.

"Kurz nachdem du dich geoutet hast.", teilt er mir mit und holt mich somit aus der Vergangenheit, "Wir waren auf dieser Party und aus irgendeinem Grund hast du dich vollkommen abgeschossen.". Er zuckt mit seinen Schultern, nur um sich dann herunter zu beugen und sich den Mund auszuspülen.

Magnus stellt seine Zahnbürste zurück und lehnt sich dann mit verschränkten Armen gegen das Waschbecken. Nachdenklich mustert er meinen Rücken. "Du hast mir nie gesagt, was an dem Abend mit dir los war.".

Ich antworte nicht auf seine unausgesprochene Frage, sondern starre die Wand an. In meinen Gedanken spielt sich dieser Abend ab. Doch ich kann mich immer noch nicht daran erinnern, blank gezogen zu haben.

"Auf jedenfall warst du so besoffen, dass Jace mich angefleht hat, dich mit zu mir nehmen, da du sonst ziemlich viel Ärger bekommen hättest.". Ich drehe meinen Kopf ein Stück in seine Richtung, um ihn besser hören zu können.

"Auf den Heimweg hast du dich dann so voll gekotzt, dass ich dich ausziehen und unter die Dusche stellen musste.". Ich kann mir seinen angeekelten Gesichtsausdruck sehr gut vorstellen. Grinsend denke ich an die ganzen Male, wo ich seine besoffene Wenigkeit eskortieren musste und dann seine Haare halten durfte. Sieht für mich also nach Gerechtigkeit aus.

Lächelnd spüle ich das Shampoo aus meinen Haaren. "Und unter der Dusche hast du mit einem strahlenden Grinsen im Gesicht deine Boxershorts ausgezogen.". Entsetzt fällt mein Gesicht in sich zusammen und gedemütigt senke ich den Kopf. Das Ganze ist mir unglaublich peinlich.

"Du hast mich gefragt, ob ich nicht mit in die Dusche kommen möchte.", weitet Magnus aus. "Apropos zu Zweit unter die Dusche. Solltest du nicht bald aus dieser hier heraus kommen, komme ich hinein.".

Blitzschnell schalte ich das Wasser aus und ergreife das Handtuch, welches mir Magnus grinsend hinhält. "Schade, ich hatte mich schon darauf gefreut.", er zwinkert mir zu, bevor er sich das Oberteil vom Körper streift. Einen kurzen Moment starre ich seine Brust an. Meine Augen verfolgen seinen Bewegungen. Als er seine Hände an den Bund seiner Hose legt, hält er inne.

Langsam gleitet mein Blick nach oben und trifft auf seine Augen, die mich fragend angucken. Zügig trete ich ein paar Schritte zurück. "Sorry.", murmel ich vollkommen neben der Spur und flüchte aus dem Badezimmer.

In meinem Zimmer lehne ich mich gegen die Tür und schließe entsetzt meine Augen. Meine Hände krallen sich in meine Haare. Als ich das Rauschen der Dusche höre, erscheinen Bilder von einen nackten Magnus vor meinen Augen. Ich kann förmlich vor mir sehen, wie das Wasser über seine gebräunte Haut perlt.

"Scheiße.", fluche ich leise. Ich lasse das Handtuch fallen und ziehe mich an. "Du solltest dir Zuhause wirklich jemanden suchen, der dir diese Bilder aus dem Kopf treibt.", murmel ich. Ich überlege, wann ich das letzte Mal Sex hatte und stelle geschockt fest, dass es schon eine ganze Weile her ist. "Kein Wunder, dass du solche Gedanken hast.", brumme ich und mache mich auf den Weg ins Wohnzimmer zu den Kalendern.

Ich öffne die vierte Tür und schiebe mir die Schokolade in den Mund. Zufrieden nicke ich, als ich endgültig den Beschluss gefasst habe. "Das ist eine Super - Idee.".

"Was ist eine Super - Idee?". Die Stimme lässt mich ertappt umdrehen. Ich starre meinen besten Freund an, der mit nassen Haaren und nur in Boxershorts hinter mir steht. Er beugt sich zu seinem Kalender und berührt mit seiner bloßen Brust meinen Arm.

Ein Kribbeln breitet sich von der Stelle aus und sämtliche Gedanken sind aus meinem Gehirn gewischt. "Spiel spielen.", brabbel ich zusammenhanglos.

Fragend guckt Magnus mich an, während er sich die Schokolade in den Mund schiebt. Nervös räusper ich mich und ziehe den Kragen meines Oberteils vom Hals. "Mir ist langweilig.", murmel ich, "Wollen wir vielleicht ein Spiel spielen?".

Seine Augen leuchten auf, als er auf einmal zu einem Schrank hüpft. "Hier müssten welche drinnen sein.", sagt er mit einem Grinsen auf den Lippen. Er klappt die Türen auf und guckt konzentriert hinein.

Ihm entkommt ein Siegesschrei, als er eine kleine Box heraus holt. "Phase 10!".

Malec - 24 TürenOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz