Sommernächte

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Im Sommer sind wir oft im Freibad. Aber heute ist es irgendwie anders. Es ist so heiß und das Wasser ist auch keine Erfrischung mehr. Aber für uns endet der Besuch nicht, wenn das Freibad schließt. Für uns fängt der Abend dann erst an. Wir arbeiten alle als Badeaufsichten und das Freibad gehört irgendwie uns. Als die Badegäste gegangen sind, bauen wir den Grill auf. L grillt. Wie immer. Wir andern machen es uns gemütlich. Der Tisch wird gedeckt und für später die Decken ausgebreitet. Zum Gegrillten gibt es Salate, Brot und Bier. Nachdem wir uns die Bäuche vollgeschlagen haben machen sich die Jungs eine Pfeife an und wir Mädels liegen auf den Decken und genießen die Restwärme. Es wird langsam dunkel, aber immer noch nicht kälter. Die Nacht ist sternenklar. Ich klettere auf den Dreier, um von dort aus noch besser die Sterne sehen zu können. Lange liege ich einfach nur da und lasse meine Gedanken schweifen. Du steigst zu mir auf den Dreier. "Was machst du denn hier so allein?" "Sterne beobachten und die Stille genießen." Du fragst, ob du dich zu mir legen darfst. Ich lasse dich.

Wir liegen einfach nur so da, es ist gerade genug Platz, dass wir dort nebeneinander liegen können. Unsere Hände berühren sich, doch keiner von uns ändert etwas daran. Ein wohliges kribbeln breitet sich in mir aus und ich weiß nicht ob das deine Nähe ist oder das Bier sein übriges tut. Wir schweigen uns an, doch es ist ein angenehmes Schweigen. Auf einmal huscht eine Sternschnuppe über den Himmel. "Schnell, mach die Augen zu und wünsch dir was.", sage ich zu dir. Selbst mache ich auch die Augen zu und wünsche mir das, was ich mir immer Wünsche, seit du mich das erste mal so angesehen hast. Dein Blick löste damals ein Kribbeln in meiner Magengrube aus, das seit dem immer wieder aufflammt wenn ich dich sehe. Ich spüre wie du meine Hand greifst. Meine Finger verhaken sich wie automatisch mit deinen. Sie passen wunderbar ineinander. Mit geschlossenen Augen genieße ich diesen Moment. Du bewegst dich neben mir und ich bin enttäuscht, dass es schon vorbei ist. Doch dann streicht dein Atem über meine Wange und es folgt ein zarter Kuss auf ebendiese. Du legst dich wieder neben mich, meine Hand weiterhin fest umschlossen. Wir liegen einfach nur da und kosten den Moment aus. Mein Herz klopft, meine Gedanken rasen. 'Was hat das zu bedeuten?', 'Das fühlt sich so gut an!', 'Was hat er sich wohl gewünscht?'. "Verrätst du mir deinen Wunsch?", frage ich dich und schaue zu dir hinüber. Wieder regst du dich neben mir. Na toll, jetzt habe ich dich verscheucht. 'Super gemacht.', werfe ich mir selbst an den Kopf und drehe meinen Kopf zur anderen Seite. "Guck mich an!", flüsterst du und drehst meinen Kopf zu dir. Als unsere Blicke sich treffen gibst du mir einen Kuss. Diesmal auf den Mund. Es ist nur ein kurzer Kuss, nach dem du sofort aufspringst.

Irritiert setze mich auf nur um zu sehen wie du dein T-Shirt über den Kopf ziehst und deine Hose abstreifst. Beides landet unter dem Dreier auf dem Boden. Du greifst meine Hände und holst mich zu dir hoch. "Komm wir gehen schwimmen.", forderst du mich auf. Ich zögere kurz, streife dann aber doch mein Shirt und meine Shorts ab und schicke sie deinen Klamotten hinterher. Dein muskulöser Oberkörper hat mich schon den ganzen Tag abgelenkt. Vorne an der Kante wartest du auf mich, streckst mir deine Hand entgegen. Ich ergreife sie und stelle mich neben dich, den Blick starr nach vorne gerichtet. Ich traue mich nicht dich anzusehen. Ich habe Angst zu springen, aber deine Anwesenheit macht mir Mut. "Drei, zwei, ...", zählst du runter. "Eins.", stimme ich mit ein. Und wir springen tatsächlich. Nach einem kurzen Flug tauchten wir mit den Füßen zuerst ins Wasser ein. Lachend tauchen wir auf. Noch immer hältst du meine Hand. Wir schwimmen zum Rand, doch du lässt mich nicht aus dem Becken klettern. Ich drehe mich zu dir um. Du hältst dich so am Beckenrand fest, dass ich mich dir nicht entziehen kann. "Und jetzt?" "Was kannst du mir anbieten?", konterst du. Ich lege meine Hände an dein Gesicht, ziehe dein Gesicht zu meinem bis sich unsere Lippen beinah berühren und werfe dir einen verführerischen Blick zu. Dafür muss ich meinen ganzen Mut zusammen nehmen. "Was hältst du davon?" Ich beiße leicht auf meine Unterlippe. "Ich glaube das könnte mir gefallen...", hauchst du gerade so laut, dass ich es hören kann. Noch bevor du zu Ende gesprochen hast, kleben meine Lippen auf deinen.

"Was macht ihr zwei eigentlich da?" Aus Reflex drücke ich dich von mir weg und deinen Kopf unter Wasser. "Wir hatten Lust nochmal schwimmen zu gehen. Und D ist etwas frech geworden.", antworte ich T. "Dann hat er das wohl verdient. Ich sag den anderen Bescheid, dann kommen wir auch rein.", antwortet mir T. Du tauchst vor mir wieder auf. "Die anderen kommen jetzt auch ins Wasser.", sage ich traurig zu dir. "Vielleicht können wir später noch weiter machen...", flüsterst du mir noch schnell ins Ohr, bevor die anderen das Wasser erreichen und du zu ihnen rüber schwimmst. Ich bleibe noch eine Weile im Wasser, aber so allein wird mir schnell kalt. Ich sammele noch unsere Klamotten ein und gehe dann in die warme Dusche. Das heiße Wasser auf meiner Haut entspannt mich und meine Gedanken kreisen, doch sie landen immer wieder bei dir. Das sollten sie nicht. Schließlich bist du nicht mein Freund. Das ist L. Und deine Freundin ist I. Langsam rinnt das Wasser meinen Körper entlang. Nach einer gefühlten Ewigkeit kann ich mich von der Dusche loseisen und gehe in die Umkleide.

Dort liegen meine Klamotten schon bereit, doch bevor ich die Tür abschließen kann, huschst du zu mir rein. "Was machst du denn? Wenn dich einer von den anderen sieht..." "Keine Sorge, die sind alle noch im Wasser. T hat gerade die Rutsche angemacht, die sind noch eine Weile beschäftigt. Wollen wir da weiter machen wo wir aufgehört haben...?" Du schließt die Tür ab und drehst dich zu mir um. Ich stehe in mein Handtuch eingewickelt da und friere etwas. Die Situation überfordert mich. Einerseits möchte ich dir an den Hals springen, andererseits weiß ich, dass es nicht fair ist. Nicht fair gegenüber L, nicht fair gegenüber I. Vielleicht hast du meine Zweifel bemerkt, denn du nimmst mich einfach in den Arm und mir wird sofort wohlig warm. Ich schaue zu dir hoch, stelle mich auf die Zehenspitzen und gebe dir einen Kuss. Als ich mich von dir löse, treffen sich unsere Blicke und ich versinke in deinen Augen. Verschämt, weil ich so lange gestarrt habe, blicke ich nach unten. Du küsst mich auf meine Stirn. Umschlungen stehen wir da. Es ist schön so nah bei dir zu sein. Ich spüre deinen Herzschlag und habe das Gefühl, dass meiner sich deinem anpasst. Irgendwann halte ich es nicht mehr aus und küsse dich wieder. Mein Gesicht in deinen Händen werden die Küsse immer leidenschaftlicher. Ich umschlinge deine Taille, unsere Körper vereinen sich unter meinem Handtuch. "Wo sind denn D und N?" Ich schrecke zusammen als ich die anderen rufen höre. "Was machen wir jetzt?", flüstere ich. Du legst mir deinen Zeigefinger auf Lippen und deutest mir, leise zu sein. Mein Herz pocht so laut, dass ich befürchte die anderen könnten es draußen hören. Jemand klopft an die Tür der Umkleide. "N, bist du da drin ?" Ich nehme deinen Finger von meinen Lippen um zu Antworten. "Ja, mir war schon so kalt, da war ich erstmal warm duschen. Bin gerade erst in die Umkleide gegangen." "Ok, wir anderen sind jetzt auch aus dem Wasser raus und gehen duschen.", sagt C und geht weg von der Tür.

"Ich gucke ob die Luft rein ist, dann kannst du raushuschen." Ich öffne die Tür und linse hinaus. "Aber was, wenn ich nicht gehen will?", flüsterst du mir von hinten ins Ohr, während du mich an den Hüften festhältst. Du bringst mich aus dem Konzept indem du mich am Hals entlang küsst. Ich mache die Tür leise wieder zu und drehe mich zu dir um. "Ich muss mich jetzt umziehen und du musst irgendwo draußen auftauchen. Sonst ... fallen wir auf. Jetzt behalt deine Finger bei dir..." Ich muss kichern als deine Finger diese eine Stelle zwischen meinen Rippen erreichen, doch du erstickst es mit einem Kuss. Wie soll man sich da noch konzentrieren. "Wenn du nicht raus gehen willst, dann dreh dich um damit ich mir was anziehen kann. Los, dreh dich und mach deine Augen zu!" Langsam ziehe ich mich aus, in der Hoffnung, dass du doch ein bisschen flunkerst und mir zusiehst. Ich streife mit gerade meinen Pullover über den Kopf, als die anderen Kabinen nach und nach abgeschlossen werden. Ich husche hinaus, doch bevor du mir folgen kannst drücke ich dich mitsamt deiner Klamotten wieder in die Kabine. "Jetzt zieh dich um.", forme ich mit meinen Lippen, damit die anderen mich nicht hören. Du willst mich mit in die Kabine ziehen, doch ich haue dir auf die Finger und gehe weg. Ich setzte mich auf eine Bank, lehne mich nach hinten und schaue in Richtung Himmel. Die doofen Sterne haben mir ja ganz schön was eingebrockt.

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