Kirmes

570 4 1
                                    


Es ist Kirmes in Sevelen. Wie jedes Jahr treffen wir uns zum Vortrinken bei einem der Sevelener. Um eine gute Grundlage zu schaffen gibt es Würstchen, Salate, Brot und Dip. Diesmal sind wir bei Werner-Lortz-Ostermann-Krieger eingeladen. Bei Ostermann-Krieger wird gegessen, bei Werner-Lortz getrunken, denn der Tennisverein ist Festkettenträger. Die Schlafcouchen sind für die Nacht ausgereizt. Mit Bier-Pong, Flip-Cup und Co. wird der Pegel schnell nach oben getrieben. Gegen halb 10 geht es dann ins Kirmeszelt. Dort angekommen werden erstmal noch ein paar Runden gegeben. Wie jedes Jahr schmeißen die Männer mit Getränken um sich und wir Mädels greifen hier und da mal ein Glas ab. Nach und nach sind alle wieder so angeheitert, dass sie Lust haben zu tanzen. Erst wird ein bisschen rumgehüpft, doch dann ist Disco-Fox angesagt. Jeder tanz mal mit jeden. Doch dann kommt das Lied. Zu diesem Lied tanzen wir immer. Als hättest du meine Gedanken gelesen hältst du mir deine Hand hin. Ich ergreife sie. Du ziehst mich zu dir ran, wir nehmen die Tanzposition ein. Die ersten Schritte sind noch etwas holprig, doch wir grooven uns ein und es läuft wie von selbst. Beim Tanzen mit dir fühle ich mich leicht. Du fängst an, das Lied mitzusingen und ich weiß nicht was ich davon halten soll. ‚Machst du das, weil du das Lied magst? Oder machst du es, weil es das ist, was du mir sagen willst?' In Gedanken versunken verhaue ich die nächste Drehung. Meine Hand landet nicht auf deinem Arm, sondern an deiner Taille. „Aufpassen, Träumerle!", weißt du mich auf meinen Fehler hin. Ich korrigiere meine Haltung. Als das Lied zu Ende geht und ich denke, dass unser Tanz nun vorbei ist, hältst du mich weiter im Arm. Noch ein oder zwei Lieder tanzen wir miteinander. Ich weiß es nicht genau, denn ich sehe nur noch dich, spüre nur noch deine Hände auf meinem Körper und höre nur noch deine Stimme in meinem Ohr. Mein Herz klopft so laut, dass ich befürchte du hörst es. Irgendwann rufen uns die anderen zu, dass sie nach draußen und was essen gehen wollen. Du nimmst meine Hand in deine und führst mich hinter dir her nach draußen. Eigentlich willst du mit den anderen was essen gehen. Doch als wir endlich aus dem Zelttreten fehlt von den anderen jede Spur. Wir machen uns auf die Suche und gehen in Richtung der Fahrgeschäfte. Noch immer hast du meine Hand fest in deiner. „Wo gehen wir hin? Die anderen finden wir doch eh nicht." „Wir holen und was zu essen. Und zu trinken. Auch ohne die anderen. Und wenn du noch willst gehen wir danach noch eine Runde Tanzen." „Ok.", antworte ich etwas perplex. Ich mache einfach das, was du mir sagst, denn dein leichter Befehlston macht mich ein bisschen an. Mit Pommes und Cocktail in der Hand setzen wir uns an einen Tisch. Du sitzt mir gegenüber und ich bin ein bisschen traurig, weil ich dir nicht so nah sein kann. Aber deine Füße finden ihren weg zu meinen und du füßelst ganz ungeniert mit mir unter dem Tisch. Ich kann mich kaum konzentrieren und schütte fast meinen Cocktail über den Tisch. „Aufpassen! Wo bist du denn mit deinen Gedanken?" Ich laufe rot an. Ja, wo sind nur meine Gedanken. „Hier und da. Aber anscheinend eher da als hier. Wie man sieht." Du lachst und ich kann nicht anders als mit zu lachen. Als sowohl Pommes als auch Cocktail leer sind, frage ich mich, was wir wohl jetzt machen. Als ob du es gehört hättest forderst du mich auf aufzustehen und nimmst mich wieder an der Hand. Es fühlt sich so gut an, obwohl du mit ihnen jeden Tag arbeitest sind sie so unglaublich weich. Wir gehen wieder in Richtung Zelt. Bis jetzt haben wirkeinen der anderen entdeckt und auch im Zelt ist keiner von ihnen aufzufinden. Ich will dich gerade fragen, was wir jetzt machen, als wieder dieses ganz besondere Lied anklingt. Ich ziehe dich auf die Tanzfläche, denn wir tanzen fast immer zu dem Lied. Wir bringen uns in Tanzhaltung. „Hulapalu!",  säuselst du in mein Ohr. Ich genieße es mit dir zu tanzen und hoffe dir geht es genauso.

KurzgeschichtenWhere stories live. Discover now