Zelten am See Teil 2

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Ich bleibe ein Moment so vor dir stehen. Mein Blick gräbt sich in deine Augen, die mich ununterbrochen anschauen. Als du immer noch nicht reagierst, drehe ich mich weg und schwimme los. Aber nicht in Richtung der Einstiegsstelle, sondern in Richtung Seemitte. Langsam gleiten meine Finger durch das Wasser und bringen mich voran. Es bilden sich Wellen, die an meinem Körper brechen und dann seicht auslaufen. 

'Was hast du dir nur dabei gedacht? Jetzt ist es den Rest des Wochenendes komisch zwischen euch.' Wirre Gedanken fliegen durch meinen Kopf.  'Ach, nicht nur dieses Wochenende, es wird jetzt immer komisch sein. Du musstest es auch wieder provozieren. Und jetzt gibt es sicherlich keine solchen Momente mehr zwischen euch, die dein Herz höherschlagen und dein Verstand aussetzen lassen. Und du hast sie doch immer so genossen.' Wild kreisen Fragen durch meinen Kopf und werden dabei immer schneller und immer gemeiner. "Wie blöd bin ich eigentlich?" Die letzte kam laut über meine Lippen. 

Plötzlich packst du mich am Handgelenk und drehst mich mit einem Ruck zu dir. Ich hatte nicht gemerkt, dass du mir gefolgt bist. Meine Gedanken waren zu laut um dich hinter mir zu hören. "In dieser Sache wahrscheinlich weniger, als du jetzt denkst." Ohne dass ich es begreife liegen deine Lippen auf meinen. Mein Herz springt mir fast aus der Brust, deine Lippen sind weich und schmecken süß. Ein Wunsch, den ich mir nie eingestehen wollte, geht gerade in Erfüllung. Einige Sekunden lasse ich es zu, bevor ich mich von dir wegdrücke und zum nächstgelegenen Uferstück schwimme. 'Oh man, war das gut.', ist mein erster klarer Gedanke. Immer weiter entferne ich mich von dir. Als das Wasser nur noch bis zu meinen Waden reicht, setze ich mich hin und schlage meine Hände vor die Augen. "Was war das denn jetzt? Erst stachelst du mich an und dann lässt du mich stehen?", höre ich dich auf dem Weg zu mir schimpfen. Du kommst immer näher und ich versuche mich zu sammeln. "Ich-Ich weiß es doch auch nicht. Oh man, wüsste ich das wäre mein Leben mit mir sicherlich um einiges leichter!" Die ersten Worte sind so leise, dass du sie kaum hören kannst, doch die letzten brülle ich fast heraus. Ich lasse mich langsam nach hinten gleiten, bis mein ganzer Körper Unterwasser ist. Du setzt dich neben mich und sagst irgendwas, aber ich höre im Wasser nur ein dumpfes Brummen. 

'Hier können die anderen uns vom Platz aus nicht sehen. Jetzt oder nie!', denke ich noch, bevor sich mein Körper selbstständig macht und wiederauftaucht. Ohne weiter darüber nachzudenken lehne ich mich zu dir rüber und unterbreche deinen Redeschwall mit einem Kuss. Du überwindest deinen Schock schnell. Unsere Lippen lösen sich und du ziehst mich auf deinen Schoß. Ich erhasche einen kurzen Blick auf deine Bauchmuskeln und beobachte einen Wassertropfen, der die definierten Linien deines Sixpacks herunterfließt. Dort spüre ich auch schon deinen Freund, der sich mir vorhin schon vorgestellt hat. Es kribbelt in meinem Bauch und in meinem ganzen Körper. Mein Herz hämmert in meiner Brust. Du schaust mir tief in die Augen. "Du machst mich verrückt. Warum jetzt? Warum hast du nicht schon früher etwas gesagt? Oder einfach mal was gemacht?" "Warum hast DU nichts gemacht? Wahrscheinlich aus denselben Gründen wie ich. Und die liegen da hinten und schlafen noch." Du deutest mit einem Nicken in Richtung unseres Zeltes. "Es ist falsch, was wir hier tun.", gestehe ich ein. "Wir sollten das hier ganz schnell vergessen." Ich löse mich von dir und rutsche von deinem Schoß. Als ich gerade den Rückweg antreten will, ziehst du mich zurück zu dir. "Es ist doch sowieso schon zu spät. Passiert ist es schon. Und ich hoffe es gefällt dir genau so gut wie mir. Lass es uns noch ein bisschen genießen." Meinen Kopf in deinen Händen haltende kommt dein Gesicht meinem näher. 'Wo er recht hat.', sagt das kleine Teufelchen in meinem Kopf und ich lasse es geschehen. Auf den ersten zögerlichen Kuss folgen fordernde Küsse, die in leidenschaftlichem Knutschen gipfeln. Wie eine Verdurstende, die nach Tagen endlich wieder Wasser bekommt, giere ich nach dir. Wir drehen uns, nun liege ich auf dem Wasser und du legst deinen warmen und festen Körper auf mich. Ich genieße diese Nähe, deine Muskeln haben mich schon immer aus dem Konzept gebracht. Ein Seufzen entfleucht meinen Lippen.

"Ich wusste dir gefällt es. Willst du noch weiter gehen?", flüsterst du, gerade so laut, dass ich es hören kann. Kurz überkommen mich Zweifel, doch das Kribbeln unter deinen Händen auf meiner Haut lässt sie verfliegen.  Als Antwort schaue ich dir bloß tief in die Augen und lasse meine Hände zu deinem Hosenbund gleiten. Ich führe meine Lippen zu deinem Ohr und flüstere: "Traust du dich denn auch?" Du springst darauf an und lässt deine freie Hand über meinen Körper gleiten. Du streichelst zunächst über meine Brüste, umkreist sie langsam, dann fährst du meine Hüfte entlang. Bevor du dir an meinem Höschen zu schaffen machst, ziehst du mir deinem Zeigefinger feine Linien an dessen Bündchen entlang. Statt es runter zu ziehen, schiebst du es beiseite.  Deine Hose habe ich schon über deinen knackigen hinter geschoben, deinen kleinen Freund befreit und massiere ihn. Du drehst uns so, dass ich wieder oben bin. Bevor ich mich es anders überlegen kann, hast du mich auf deinem Schoß platziert. Mit dem ersten Stoß ist es mir egal, wo wir sind und welche für Konsequenzen auf uns warten. Ich genieße den Ritt mindestens genau so sehr wie du. Dein Stöhnen bestätigt mich. Mein ganzer Körper bebt und kralle mich in dir fest. Um nicht den ganzen Campingplatz zu wecken, presse ich meine Lippen auf deine. Nach einem berauschenden Orgasmus sinke ich auf dir zusammen. Ich genieße noch eine Weile die Wärme deines Körpers unter meinem. Meinen Kopf liegt in deiner Halsbeuge.  Als ich irgendwann absteige lasse ich mich einfach auf dem Wasser treiben. Noch eine Weile ist der einzige Gedanke in meinem Kopf 'Wow'. 

Wow. Wow. Wow.

Bis sich Gedanken an I und L in meinen Kopf schleichen. 'Wie konnte ich sie nur so ausblenden? Was haben wir nur gemacht?' Diese Gedanken machen mich unruhig. Ich setze mich auf und Blicke über die Weiten des Sees. Mein Herz geht schneller, doch diesmal aus schlechtem Gewissen. Du hast gemerkt, dass ich mich  aufgesetzt habe und öffnest deine Augen."Was ist los?" Kräftig stoße ich mich vom steinigen Ufer ab. Ich schwimme einfach los, denn ich weiß nicht, was ich dir antworten soll.  Ohne mich umzuschauen weiß ich, dass du mir verwirrt hinterher schaust. 'Haben wir gerade beide unsere Beziehungen zerstört? Kann das was werden mit uns? Will er das wiederholen? Will ICH das wiederholen?' Tausend Fragen huschen durch meinen Kopf und auf keine habe ich eine Antwort. Als es nur ein Traum war, war es so viel einfacher. Doch was gerade passiert ist war noch so  viel schöner, als ich es mir je erträumt hatte.

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