Robin Hood Jr.

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Richard

Hätte ich gewusst, dass die Person, die von allen als ein Nachkomme des Helden Robin Hood bezeichnete wird, so tief im Wald lebt, wäre ich nun sicher nicht alleine unterwegs. Es gruselt mich schon ein wenig. Die Dunkelheit der Bäume und bloß die Geräusche der Natur. Doch so weiter ich komme, desto mehr entspanne ich mich und irgendwann öffnet sich auch der Wald und ich stehe auf einer Lichtung, durchzogen von einem kleinen plätschernden Bach.

Am Rande der Lichtung steht ein zweistöckiges Holzhaus. Es sieht sehr gut erhalten aus, kein bisschen Moos ist auf dem Dach zu erkennen und die gläsernen Fenster sind klar und sauber. Vor der Hütte sitzt ein junger Mann und lässt, wie es scheint, die Sonne seinen Körper wärmen.

Als ich mit meinem Pferd die kleine Holzbrücke, die den Bach überbrückt, überquere öffnet er seine Augen und blickt mich überrascht an.

,,Wie kommt es, dass ein so wohl gekleideter Herr sich zu meinem Haus verirrt?", fragt er erstaunt.

,,Ihr wisst nicht, wer ich bin?" Es verwirrt mich, dass ich für ihn bloß ein wohl gekleideter Herr bin und nicht der Regent seiner selbst.

,,Doch natürlich, Graf Richard von Cumbria. Allerdings interessiert mich das herzlich wenig. Der Titel definiert nicht die Person."

So habe ich das noch nie betrachtet. Doch es stimmt. Ich werde bloß so genannt, weil ich das Kind meines Vaters bin, nicht weil ich es mir erkämpft habe, weil ich irgendwas dafür getan habe. Nein, ich wurde lediglich so geboren.

,,Ihr habt recht. Ich bin Richard. Und mit wem habe ich das Vergnügen?"

,,Oriah Eltringham. Freut mich Sie kennenzulernen, Richard." Freundlich lächelt er zu mir herauf. Nicht, dass ich so viel größer wäre als er, ich befinde mich nur immer noch auf meinem Tier. So beeile ich mich abzusteigen und binde die Zügel an das Geländer der Brücke.

,,Oriah, mir wurde gesagt Sie könnten mir vielleicht helfen", sage ich und gehe zu ihm hinüber. Er rutscht auf seiner Bank zur Seite und deutet mir an, neben ihm Platz zu nehmen.

,,Wer das auch sagte hatte damit womöglich recht", antwortet er nachdem ich mich gesetzt habe. Neugierig mustert er mich, ehe er wieder nach Vorne in den Wald blickt und leicht lacht.

,,Was ist so lustig?", frage ich verwirrt.

,,Es ist nur so, dass ich Sie mir immer fett und mit Bart vorgestellt habe und nun sitzt hier ein dünner, rasierter und hübscher junger Mann vor mir. Seit damals hast du dich kaum verändert, Richard." Er schmunzelt.

Hat er mich gerade wirklich geduzt? Und woher kennt er mich? Sollte ich ihn wiedererkennen? Die dunkeln, unordentlichen Haare, die für diese Zeit recht kurz sind, und grünen Augen, sollte ich sie kennen?

,,Wir gingen zusammen zur Schule. Zwar waren wir nicht in einer Klasse, doch waren wir in einer Gruppe, wenn uns das Kämpfen gelehrt wurde. Ich hatte wirklich gehofft, du hättest mich nicht vergessen." Seine Stimme klingt ein wenig traurig.

Meine Schulzeit ist inzwischen zehn Jahre her und es fällt mir schwer mich daran zu erinnern. Doch jetzt, wo ich intensiv darüber nachdenke, schießen mir einige Erinnerungen in den Kopf. Ich hatte nicht viele Freunde, da viele Angst vor mir hatten. Auch dies verdanke ich Logan. Er hatte zu seiner Schulzeit einen grausamen Ruf und hat viele Kinder schikaniert und fertig gemacht. So dachte man von mir, ich sei genauso. Nur ein kleiner Junge, seine Schwester und ein paar meiner Klassenkameraden vertrauten mir genug, um sich mit mir abzugeben.

,,Dann musst du deinen Namen geändert haben, Orell." Ich mustere ihn. Nicht nur sein Name hat sich verändert. Der kleine schlaksige Junge ist zu einem athletischen und attraktiven Mann geworden.

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