Beruhigen

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Oriah

Dass der schmächtige, blonde Mann so gut kämpfen kann, hätte ich wirklich nicht erwartet. Und so dauert es auch erstmal einen kleinen Augenblick, bis ich der Verwunderung einhalte und Richard stoppe, welcher womöglich gerade das Vater werden seines Bruders gefährdet.

,,Lass mich los, er hat noch so viel mehr verdient!", brüllt er mich an, als ich ihn an der Hüfte packe und von Logan wegziehe.

,,Sicherlich, doch gerade ist Gewalt keine Lösung", beschwichtige ich ihn.

Der junge Regent hört mir allerdings gar nicht zu, sondern windet sich in meinen Armen und versucht mir zu entkommen. Dabei landet sein Hinterkopf auf meiner Nase, welche auch sogleich anfängt zu bluten. Doch gerade kann ich mich darum nicht kümmern, es ist schon Beschäftigung genug Richard aus der Halle zu befördern. Zum Einen, da er immer noch herumzappelt, wie ein Fisch an Land und zum Anderen, weil ich nicht mal weiß, wohin ich gehe.

Als ich schließlich eine Tür erreicht habe, stoße ich diese auf und schubse Richard hinein, ehe ich selbst gehe und sie hinter mir zu ziehe.

,,Musstest du ausgerechnet hier reingehen?", fragt er offensichtlich genervt und sieht mich, auf dem Boden sitzend an. Er ist wohl gefallen, als ich ihn geschubst habe. Dann fällt sein Blick auf meine Nase und er wird wieder wütend.

,,Er hat doch gesagt, du hättest ihn aufhalten können, als er dir etwas antun wollte", sagt er verständnislos.

,,Das war ja auch nicht er", sage ich ruhig, ,,Du hast mir bei dem gezappel deinen Kopf ins Gesicht gehauen."

,,Ich war das?" Erschrocken steht er auf und kommt nun, um einiges ruhiger, auf mich zu. Er zieht ein Taschentuch aus seiner Jackentasche und hält es mir vorsichtig an die Nase.

,,Wo sind wir hier eigentlich?", frage ich und sehe mich in dem Raum um. Es stehen viele Regale, mit vielen, für mich schwer erkennbaren, Sachen darauf, herum. Die meisten dieser Dinge glitzern bunt im Schein der Sonne, welche durch das Fenster hineinscheint.

,,Es ist ein Lagerraum, wie man schlecht verkennen kann. Das sind alles Erbstücke meiner Familie. Das mit deiner Nase tut mir unendlich leid." Schuldbewusst besieht er sie sich genauer und stellt dann fest, dass sie nicht gebrochen ist.

,,Ist schon in Ordnung. Es war ja keine Absicht." Ich lächle. ,,Dieser Raum ist nicht so mein Ding. Versprichst du mir, wenn wir hier gleich ausgehen, nicht gleich wieder auf deinen Bruder loszugehen, falls wir ihm begegnen?"

,,Ich verspreche es. Sollen wir es mit Blut besiegeln? Du blutest eh schon, fehle nur noch ich."

,,Ich weiß was Besseres", sage ich grinsend und nehme das Tuch nun selbst in die Hand, damit er seinen Arm runternehmen kann. Dann lege ich die andere Hand an seine Wange und gebe ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. Wie bisher immer, wenn ich ihn geküsst habe, wirkt er ein wenig verwirrt.

,,Da fällt mir was ein-", fängt er an, doch ich unterbreche ihn, mit noch einem Kuss.

,,Nicht hier", sage ich, wohl wissend, was er im Sinn hat. Ich öffne die Tür und gehe dann voraus, keine Ahnung, wohin. Irgendwann vernehme ich ein Kichern hinter mir und spüre dann Richards Hand in meiner. Bestimmt zieht er mich mit sich, eine Treppe hinauf, einen Flur entlang, um einige Ecken, bis wir vor einer Tür halt machen und in den dahinterliegenden Raum eintreten.

Robin Hood Jr.Where stories live. Discover now