Zuhause

114 5 0
                                    

Richard

Auf dem Weg nach Hause denke ich ununterbrochen an meinen ehemaligen guten Freund, den ich seit Jahren nicht gesehen habe. Es ist mir ein wenig peinlich, dass ich ihn nicht wieder erkannt habe, doch man kann es mir nicht verübeln. Er hat sich nämlich sehr verändert.

,,Na, zurück? Wie war es denn bei den armen, kleinen Menschlein?" Logan erwartet mich schon mit gehässigem Gesichtsausdruck im Foyer.

,,Es war gut und stell dir vor, sie haben sich gefreut mich zu sehen", sage ich schnippisch und lege meine Jacke ab. Ein Butler nimmt sie mir ab und verstaut sie in einem Schrank.

,,Das ist reinste Zeitverschwendung. Früher oder später werden sie eh verrecken. Wie du gesagt hast, die Hungertode steigen und viele sind jetzt schon obdachlos. Wie wird es dann erst im Winter?" Er grinst. Es ist ihm also vollkommen egal. Es ist ihm egal, dass seine Art und Weise zu regieren hunderte von Leben fordert.

,,Das ist mir echt zu viel. Ich kann mich nicht weiter mit dir abgeben."

,,Das kommt mir ganz gelegen. Dann musst du ja auch nicht mehr mit regieren, habe ich recht? All die Macht für mich alleine." Es scheint mir, als würde er schwärmen. Doch so einfach mache ich es ihm sicher nicht. Das hat er nicht verdient.

,,Niemals. Das kannst du knicken. Ich werde diese Menschen nicht im Stich lassen", grummle ich wütend. Als ich an ihm vorbei laufe, rample ich ihn mit Absicht an, doch es schert ihn recht wenig. So ein Mist.

,,Richard, mein Schatz. Komm doch zu mir", ertönt die sanfte Stimme meiner Mutter aus dem Wohnzimmer. Sie sitzt auf einem Sofa vor dem brennenden Kamin und lächelt mich freundlich an. Ich lächle zurück und setze mich neben sie.

,,Logan regt mich so auf. Was kann ich nur gegen ihn unternehmen, Mutter?", frage ich verzweifelt.

,,Was ihn stark macht, ist sein Geld. Würde ihm das genommen werden, schätze ich, würde er nicht mehr so hohe Töne spucken", schlägt sie vor.

,,Aber wie soll ich ihm das Geld stehlen?" Zwar hätte ich schon eine Idee, doch dies sollte meine Mutter besser nicht erfahren. Es wäre möglich, dass so mein Bruder etwas davon erfährt.

,,Da kann ich dir auch nicht weiterhelfen. Aber ich schätze, du hast schon einen Plan." Sie lächelt wissend und greift nach meiner Hand. ,,Ich würde mich freuen deinen neuen Freund demnächst mal kennen zu lernen. Stellst du ihn mir vor?"

,,Woher weißt du davon?", frage ich unsicher. Ich habe in keinem Wort etwas derartiges erwähnt.

,,Ach, mein Junge. Ich war auch auf dem Markt und als ich festgestellt habe, dass du länger weg warst, konnte ich nichts anderes denken."

,,Mutter, tatsächlich kennst du ihn schon. Es ist Orell, Mariahs Bruder."

,,Dann freue ich mich erst recht ihn zu sehen. Der arme Junge... Wurde von seiner Familie verlassen und warum? Weil er eine unheilbare Krankheit hat. Das ist doch nicht fair. Sie ist ja nicht mal ansteckend."

,,Was für eine Krankheit?" Neugierde hat mich gepackt. Ich muss einfach mehr über diesen Mann erfahren. Vielleicht ist er ein Magier, das könnte den Blitz in mir erklären.

,,Ich bin nicht dazu befugt dir dies zu erzählen, da es nicht meine Angelegenheiten sind. Wenn die Zeit reif ist, wird er es dir selbst erzählen."

,,Wieso weißt du so viel über ihn?"

,,Seine Mutter und ich waren gute Freundinnen, bevor sie weggegangen waren und ihren Sohn im Stich gelassen hatten."

Nachdenklich stehe ich auf. Wie kann es sein, dass ich Oriah so lange nicht begegnet bin, wenn unsere Mütter sich doch so gut verstanden? Und von was für einer Krankheit redet meine Mutter bloß? Ich werde morgen zu ihm reiten und die Sache klären.

,,Richard, ich weiß, was du vorhast. Aber bitte, tritt ihm nicht so voreingenommen entgegen. Er hat schon zu viel verloren."

,,Ich bemühe mich, Mutter."

Robin Hood Jr.Where stories live. Discover now