Geschwister

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Richard

Der Tag, an dem wir die Antwort erhalten, kann meiner Meinung nach gar nicht schnell genug kommen, doch er lässt sich Zeit. In dieser Zeit lerne ich so viel, was ich Zuhause niemals gemacht hätte. Angefangen bei dem Karotten ernten, bis zum Angeln und den Fisch auszunehmen. Es war eine sehr widerliche Angelegenheit und ich schwöre bei Gott, dass ich das nie wieder tun werde. Obwohl es nicht so ist, denke ich immer wieder, meine Hände würden davon noch stinken.

Doch das Schönste ist, dass ich die Zeit mit Oriah verbringen kann. Zwar hat er seit dem Tag keinerlei Andeutungen mehr gemacht und geküsst haben wir uns auch nicht mehr, doch alleine seine Anwesenheit macht mich glücklich. Ist das so, wenn man sich verliebt?

,,Willst du spazieren gehen?" Wenn man vom Teufel spricht, in meinem Fall denkt. ,,Ich kenne da einen sehr schönen Ort, den du sehen solltest."

,,Liebend gerne", antworte ich und folge ihm hinaus in den Wald.

Eine Weile laufen wir bloß Stumm nebeneinander her. Zu hören ist bloß die Natur. Das Rauschen der Blätter im Wind, die zerbrechenden Äste unter unseren Schuhen, hier und da ein Tier, welches schnell um Unterholz verschwindet. Und schließlich ein sachtes Plätschern von Wasser. Worin das Wasser sich befindet ist noch unbekannt, doch ich schätze, dass genau dieser Ort unser Ziel ist. Und ich behalte Recht. Nachdem ein paar Minuten verstrichen sind, gelangen wir zu einem kleinen Teich, der sein Wasser durch eine Quelle erhält, die fröhlich aus einem Felsen fließt.

,,Ui, das ist echt schön hier", gestehe ich und hocke mich nieder, an das Ufer. Mit den Fingern erzeuge ich kleine Wellen, die sich kreisförmig auf der Wasseroberfläche ausbreiten.

,,Sag mal, dein Name... Er ist eine Mischung aus deinem alten und dem deiner Schwester, habe ich recht?"

Er lässt sich in das Gras fallen und fängt sogleich an, dieses auszurupfen.

,,Ich hatte nichts, was mich an sie erinnert, also habe ich diese Lösung gewählt. Sie war mir unfassbar wichtig und jetzt? Jetzt weiß ich nicht mal, ob sie noch Atmet." Niedergeschlagen mustert er seine Hände. Dann wirft er das Gras in den Teich. Es scheint ihn sehe mitzunehmen, was mir leid tut.

Um ihn zu trösten, rücke ich näher an ihn heran und lege einen Arm um seine Schultern. Doch seinen Zweck erfüllen, tut es nicht, es macht mich nur schläfrig und seine Stimmung ändert sich kein bisschen.

,,Du und dein Bruder wisst das Geschwistersein gar nicht zu schätzen. Anstelle dessen zusammmenzuhalten, bekriegt ihr euch. Man könnte meinen, auf Grund von Logans Einstellung sei gar nichts anderes möglich, aber es gibt immer eine andere Möglichkeit." Er seufzt und lässt seinen Kopf auf meine Schulter fallen

,,Vielleicht ändert es sich heute."

,,Das hoffe ich doch. Natürlich für uns einfache Bürger, aber auch für euch."

Einige Momente der Zweisamkeit später, machen wir uns schon auf den Weg zurück, zur Waldhütte. Es ist schon spät und die Sonne steht nicht mehr so hoch am Himmel. Bis zum Sonnenuntergang ist es nicht mehr lange hin. Ich muss mir noch meine alte Kleidung wieder anziehen und zusammen müssen wir auch noch den Waldrand erreichen. Es ist also ein wenig Eile geboten.

,,Hey, Oriah? Wenn Logan zustimmt, werden wir uns dann noch treffen können?", frage ich schüchtern.

Inzwischen haben wir die Hütte erreicht. Schwungvoll öffnet der Angesprochene die Tür und sagt dann mit ernstem Ausdruck: ,,Du bist hier immer willkommen."

Robin Hood Jr.Where stories live. Discover now