Familie

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Richard

Nachdem wir etwas gegessen und uns fertig gemacht haben, machen wir unsere Tiere für den Aufbruch bereit. Oriah reitet nicht auf einer Kuh, wie er es gestern spaßend sagte. Er pfiff einmal mit den Fingern und schon kam ein Pferd aus dem Wald gelaufen und dieses macht er nun für sich fertig. Dieser Mann ist für eine Menge Überraschungen gut.

,,Dann lass uns aufbrechen", sagt er und sitzt auf. Ich tue es ihm gleich und zusammen reiten wir hinein in den düsteren Wald.

,,Magst du mir etwas von deiner Familie erzählen?", frage ich ihn.

,,Weißt du nicht schon alles? Sie ekeln sich vor mir und sind deshalb fort", antwortet er stumpf.

,,Ja, aber wie waren sie davor? Was waren sie für Menschen? Was wart ihr für eine Familie."

,,Nun ja, wir haben in der Stadt gelebt. Meinen Eltern gehörte die Metzgerei. Wir hatten genug Geld und waren so gut wie immer fröhlich. Bis zu dem Tag, wo sie mich mit einem anderen Jungen erwischt haben."

,,Ich habe sie inmer für nett und tolerant gehalten", sage ich der Wahrheit entsprechend. Denn immer, wenn ich dort war, um Mariah zu treffen, waren sie sehr zuvorkommend und freundlich.

,,Ja, sicher", schaubt Oriah verächtlich, ,,Jeder andere, dem sie begegnet sind, war ja auch keine Missgeburt."

,,Sag so etwas nicht."

Daraufhin ist es still und keiner gibt mehr ein Wort von sich, bis wir in die Stadt kommen, welche man durchqueren muss, um den Hügel zu meinem Zuhause erreichen zu können. Von allen Seiten strahlen uns Gesichter entgegen, voller Hoffnung. Doch wir machen keinen Halt und halten auch keine Ansprache. So sind wir schnell auf dem Anwesen angekommen und lassen uns die Pferde abnehmen.

,,Ich war verrückt vor Sorge. Richard, wie kannst du nur die ganze Nacht weg bleiben, ohne mir auch nur eine Nachricht zu hinterlassen." Meine Mutter. Aufgeregt und mit wehenden Haaren rennt sie auf uns zu und schließt mich in eine feste Umarmung, ehe sie meine Begleitung entdeckt und neugierig mustert.

,,Verzeih mir Mutter, es war nicht geplant, die Nacht wo anders zu verbringen", entschuldige ich mich, doch hört sie mir gar nicht zu.

,,Meine Güte, Orell. Du bist aber erwachsen geworden", sagt sie und zieht dann Oriah in ihre Arme. Er sieht ziemlich hilflos aus und legt zögerlich ebenfalls seine Hände um sie. Dieser Anblick ist wirklich sehr ulkig und ich grinse breit.

,,Kommt doch mit hinein." Lächelnd geht sie voraus. Wie vor zwei Tagen, geht sie ins Wohnzimmer und lässt sich dort auf dem Sofa nieder. Nun wieder selbstbewusst und sich seiner Situation bewusst, lässt sich Oriah auf einem der Sessel nieder, während ich mich zu meiner Mutter setze.

,,Ich schätze du bist nicht grundlos hier, Orell", ergreift Mutter das Wort.

,,Bitte nennen Sie mich doch Oriah. Orell war jemand, der ich nun nicht mehr sein möchte. Aber ja, Sie haben Recht, ich bin nicht grundlos hier." Nach einem Nicken meiner Mutter fährt er fort: ,,Ich bin mir sicher, Ihr Sohn wollte Sie in kein schlechtes Licht rücken, doch erwähnte er gestern etwas, was ich nicht so stehenlassen kann."

,,Ich denke, ich weiß, worum es geht. Fahre fort", bittet meine Mutter.

,,Nun, in seinen Worten klang es so, als würden Sie Liebe als eine krankhafte Sache sehen. Er sagte, Sie halten mich für unheilbar krank."

,,Nun, mein Lieber, ich hatte genau dies gesagt. Allerdings nur, da ich mir die Umstände deiner..." Angestrengt sucht sie nach den richtigen Worten. ,,Situation nicht verstehe. Niemand, der es nicht selbst erfährt, kann es nachvollziehen. Und da es nicht der Normalität entspricht, kam ich nicht drumherum, es als eine Krankheit zu bezeichnen."

,,Es ist keine Krankheit, Mutter. Denn dies würde beudeuten, dass es einem damit schlecht gehen würde, dass man wegen dem Schmerzen hätte. Doch so ist das nicht", mische ich mich ein. ,,Ich weiß nicht, wie es sich für dich angefühlt hat, mit Vater. Aber ich denke, es ist das selbe Gefühl."

Robin Hood Jr.Where stories live. Discover now