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Oriah

Ganz wieder meiner Vorstellungen binde ich dem jungen und sehr attraktiven Mann die Hände auf dem Rücken zusammen. Bei einem richtigen Entführer würde es wohl fester und unbequemer sein, doch gefällt mir das Ganze trotzdem nicht. Als ich meinem Gefangenen das gesagt habe, hat er nur gelacht und gesagt, dass ihm das nichts ausmacht und ich mir nicht so viele Gedanken machen soll.

,,Was, wenn sie mich einfach niederschlagen und dich mitnehmen? Oder sie töten mich!" Meine Zweifel fressen mich inzwischen von Innen auf. Das war doch alles ein großer Fehler. Und wir waren dumm daran zu denken, dass es wirklich klappt.

,,Hör auf so pessimistisch zu sein. Das wird schon klappen. Vergiss bloß das Formular nicht." Richard stößt mich mit der Schulter an und lächelt mich aufmunternd an. Als ich darauf aber immer noch keine optische Reaktion zeige, stellt er sich direkt vor mich, so dass sich unsere Fußspitzen berühren. Dann lehnt er sich ein Stück nach Vorne, sodass sich unsere Lippen leicht berühren.

Als ich gerade dabei bin, den Kuss zu erwidern, zieht er sich zurück, was mich rasend macht. Er lächelt mich so an, als wäre er sich dessen mehr als bewusst und hätte es sogar mit Absicht gemacht. Also ergreife ich die Initiative, lege meine Hände an seine Wangen und küsse ihn.

Genau das hatte ich gebraucht. Ein bisschen wünsche ich mir ja schon, dass sein Bruder nicht einwilligt, da ich Richard dann noch ein wenig länger bei mir hätte. Doch es ist selbstsüchtig so zu denken, somit verbanne ich den Gedanken und konzentriere mich auf die Mission.

Mit dem Formular in der Hand und Richard folgend mache ich mich auf den Weg zum Waldrand.

Dort angekommen wartet Logan, der in Begleitung mehrerer Soldaten ist, schon. Als er sieht, wer seinen kleinen Bruder entführt hat, reißt er weit die Augen auf und funkelt mich böse an.

,,Du", knurrt er, ,,Wie kannst du es auch nur wagen in seine Nähe zu kommen, Niemand?!"

,,Nun, ich wusste, er hat eine gewisse Bedeutung für Euch, sodass ich das erlangen kann, was ich will", antworte ich gelassen. Dann lege ich Richard mit möglichst feindseligem Blick einen Arm um die Schultern und strecke Logan den Vertrag entgegen. ,,Und, seid Ihr dazu bereit euren Bruder mit einer kleinen Gegenleistung zurückzugewinnen?"

,,Ah ja, was das angeht; wie viel willst du? Ich habe viel Gold."

,,Das weiß ich, immerhin ist das das gesamte Vermögen der Menschen in eurer Stadt. Nur schätze ich, bringt Euch das Geld nicht viel, wenn Ihr nicht mal richtig lesen könnt."

Die Wachen, oder sonst was, zücken ihre Schwerter, doch Logan gebietet ihnen mit einer einfachen Handbewegung Einhalt.

,,Oh, ich habe deine Forderung gelesen. Allerdings halte ich es nicht für Angemessen, so wenig Lösegeld für meinen Bruder einzusetzen."

,,Schön, dann nehme ich euer Gold und das bessere Verhalten oder Ihr seht euren Bruder nie wieder." Meine Stimme ist kalt und scheinbar stecke ich wirklich gut in meiner Rolle, da selbst Richard zusammenzuckt.

,,Logan, bitte", fleht er und es hört sich wirklich sehr authentisch an.
Vielleicht, wahrscheinlich, meint er es auch ziemlich ernst. Auch wenn er kein richtiger Gefangener ist, hängt für ihn viel davon ab.

,,Gut, ich willige ein. Lass meinen Bruder also frei." Fordernd sieht er mich an. Ehe ich aber seinem Wunsch nachgehe, überreiche ich ihm den Vertrag, den er auch sofort unterzeichnet.

Als das erledigt ist, entferne ich die Fesseln und Richard geht zu seinem Bruder, der ihn erleichtert in die Arme schließt.

Die Mission ist also geglückt.

Robin Hood Jr.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt