20. Dezember 2023 - Teddy und Victoire

826 86 22
                                    

Teddy saß am Küchentisch und las einige Akten. Ein paar davon waren seine Arbeit als de-facto Praktikant im MACUSA. Ein paar andere waren Akten, die er eigentlich gar nicht besitzen sollte. Aber er hatte sie und das zeugte davon, dass er seinen Job als Geheimagent gar nicht so schlecht machte. Er hatte bereits einiges an Informationen über diverse Mitarbeiter der britischen Botschaft und ein Teil davon war sogar nützlich. 

Es war Mittwoch Abend, Vicky war ebenfalls in der Küche und bereitete das Abendessen vor. Im Hintergrund lief leise Musik aus dem Radio und sie bewachte die Töpfe, in denen Nudeln und eine scharfe rote Soße vor sich hin köchelten. 

Teddy beobachtete sie kurz, wie sie gegen die Arbeitsfläche gelehnt da stand und auf einem Zeichenblock herumkritzelte und er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie sah auf, ihre Blicke trafen sich kurz und sie tauschten ein kurzes Lächeln, bevor sie beide wieder zu dem zurückkamen, was sie gerade getan hatten. 

"Fahren deine Kollegen auch alle über die Feiertage nach Hause?", fragte Vicky nach einigen Minuten. Teddy sah von seiner Akte auf, überlegte kurz und nickte. 

"Die meisten.", sagte er. "Ein paar sind von hier. Warum?" Neugierig legte er den Stift zur Seite. 

"Ich habe nur darüber nachgedacht." Vicky legte ihren Block auf den Tisch und ging zum Herd um die Soße umzurühren. "Alle erzählen, wo sie herkommen und wie es da so ist. Und ich finde es einfach schade, dass wir ein halbes Jahr hier sind und eigentlich gar nichts von dem Land sehen."

Teddy musterte das Kleid, welches sie skizziert hatte. Es war recht weit, aus dünnem, geblümten Stoff. Es gefiel ihm gut. 

"Tja, das ist das traurige, wenn man zum Arbeiten ins Ausland fährt.", seufzte er. "Man ist so lange da und sieht fast nichts."

Vicky öffnete einen Schrank und nahm zwei Teller heraus. 

"Weißt du...", begann sie und drehte sich entschlossen zu ihrem Verlobten um. "Lass uns nicht nach London zurück gehen.", schlug sie vor. 

Teddy blinzelte überrascht. 

"Du meinst...wir sollten für immer hier bleiben?", fragte er erstaunt. Er hatte nicht das Gefühl gehabt, dass es ihr hier so gut gefiel. Und er selbst fand es in New York zwar schön, aber nicht so schön, dass er wirklich länger als die geplanten sechs Monate hier verbringen wollte. 

Jetzt war es an Vicky verwirrt drein zu schauen. 

"Was?" fragte sie. Dann schien ihr ein Licht aufzugehen. "Oh, nein, so meinte ich das gar nicht." Sie grinste etwas. Sie und Teddy wussten beide, dass sie gelegentlich dazu tendierte, schneller zu reden, als sie dachte, was dazu führte, dass sie nur die Hälfte der nötigen Informationen mitteilte, aber davon ausging, dass alle wussten, worum es ging. "Ich meinte Weihnachten."

"Aha." Teddy musste lachen, erhob sich jetzt ebenfalls und schob seine Dokumente zusammen. "Das war eine Info, die du mir verschwiegen hattest." Er verstaute das ganze Zeug in seiner Tasche. 

"Denk mal drüber nach.", bat Vicky. "Wir haben Weihnachten immer in London gefeiert, mit meinen Eltern oder mit den Potters oder im Fuchsbau. Und jetzt sind wir hier, in Amerika und wir haben beide zwei Wochen Urlaub. Und wir nutzen die, um wieder nach Hause zu fahren?" Sie goss die Nudeln ab und Teddy holte Besteck aus einer Schublade. 

"Du meinst also, wir sollten statt dessen hier bleiben?", fragte er, nur um sicher zu gehen, dass er sie richtig verstanden hatte. Sie wog vage den Kopf hin und her. 

"Nicht hier hier bleiben.", meinte sie. "Aber wir könnten...eine Art Rundreise machen. Uns verschiedene Städte anschauen. Spontan - wir überlegen uns, wo wir hin wollen und dann apparieren wir da hin. Schauen uns das an, suchen uns einen Schlafplatz für die Nacht und am nächsten Tag geht es weiter."

Teddy runzelte die Stirn. Er war nicht ganz überzeugt. 

"Klingt stressig.", wandte er ein. So hatte er sich sein Weihnachtsfest eigentlich nicht vorgestellt.

"Nein, das klingt abenteuerlich.", korrigierte ihn seine Verlobte und begann, die Nudeln auf den Tellern zu verteilen. "Jetzt komm schon, sei nicht so langweilig. Wir sind jung, unabhängig und in Amerika. Uns steht die Welt offen!" Sie sah ihn aus ihren großen blauen Augen an. Er seufzte, griff nach seinem Teller, den Vicky mittlerweile auch mit Soße ausgestattet hatte. 

"Ich habe ja im Grunde gar nichts dagegen.", erklärte er, während er sich am Tisch niederließ. "Ich hatte mich nur auf ein entspanntes Weihnachten mit der Familie gefreut.". Sie nahm ebenfalls am Tisch platz und seufzte nachgiebig. 

"Es war ja nur ein Vorschlag.", meinte sie, wünschte ihm Guten Appetit und begann, zu essen. Einige Augenblicke beobachtete Teddy sie, dann erklärte er entschlossen: 

"Andererseits sind wir ja auch Familie." Sie sah auf. "Und ein bisschen Abenteuer hat nicht niemandem geschadet. Ruhige Weihnachten in London werden wir in Zukunft wahrscheinlich noch viele haben." 

Allein das Strahlen von Vicky war die Entscheidung wert gewesen. 

"Eben!", erklärte sie. "Oh, ich weiß schon so viele Orte, wo wir unbedingt hin müssen. Ich will auf jeden Fall den Grand Canyon sehen und LA, natürlich. Außerdem die Nigarafälle, was cool ist, weil es so weit nördlich ist, dass es da vermutlich schneit. Ich weiß nicht, meinst du, Alaska und Hawaii sind zu weit zum apparieren...?"

Teddy warf ihr einen liebevollen Blick zu, während sie weiter aufzählte, was sie sich alles anschauen mussten. Er hatte volles Vertrauen, dass sie eine Liste zusammen stellen würde, die viel zu lang für zwei Wochen war und aus der er sich dann bequem das aussuchen konnte, worauf er auch Lust hatte. 

Mit einem leichten Grinsen begann er, seine Nudeln zu essen. Diese Weihnachten würden mit Sicherheit die aktivsten seines Lebens werden - aber vermutlich auch die, an die er sich sein Lebtag erinnern würde. Denn das war ja das Schöne an spontanen Entscheidungen - sie blieben in Erinnerung. 

Oh, und Teddy ahnte ja noch gar nicht, wie sehr ihm dieses Weihnachtsfest in Erinnerung bleiben würde...



Ja, es tut mir leid, ich habe es gestern nicht mehr geschafft. Aber ihr habt es ja offenbar ausgehalten. Das nächste Kapitel könnte einigen von euch vage bekannt vorkommen und ist gleichzeitig auch das letzte (zusammenhängende), was ich vorgeschrieben habe. Aber ich bringe am Dienstag noch mein Mathe-Abi hinter mich und hoffe, dass ich dann wieder genug Kapazitäten habe, um mich wieder mehr um diese Geschichte zu kümmern. Im Idealfall solltet ihr also kaum etwas merken und sonst hoffe ich, dass ihr es mir nachseht...

Ach ja, was haltet ihr von der Entscheidung? Würdet ihr Weihnachten eine Rundreise machen oder würde es für euch überhaupt nicht in Frage kommen, das Fest wo anders als zu Hause zu verbringen?


Rain III - SnapshotsWhere stories live. Discover now