28. Januar 2024 - Natasha und Rain

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"Sieh mal, was mir in der Winkelgasse begegnet ist."

Rain warf Natasha eine zusammengerollte Zeitschrift zu, als sie die Wohnung betrat. Diese fing sie natürlich nicht (das wäre auch ein Wunder gewesen), hob sie also vom Boden auf und sah sie an. Ihr Gesicht hellte sich auf, als sie den Titel sah. 

"Der Sonntagsprophet.", meinte sie überrascht. "Ist das etwa...?" Sie blätterte eilig hindurch und Rain trat näher an sie heran. Vorsichtig entzog sie ihr die Zeitung und schlug zielsicher eine Seite auf. 

"Violá.", erklärte sie mit einem breiten Lächeln und zeigte auf einen ziemlich großen Artikel. Ein magisches Buch in einer nichtmagischen Welt, war die große Überschrift. Und darunter, etwas kleiner: Gepräch mit Grace Watson, erster Magierin auf der Londoner Buchmesse. Und darunter, noch ein bisschen kleiner: von Natasha Droochkaya. "Wie fühlt es sich an, seinen Artikel in der Zeitung zu sehen?"

Natashas Grinsen war Antwort genug und es verstrichen einige Minuten, in denen beide den Artikel noch einmal lasen - obwohl sie ihn natürlich kannten, schließlich hatte ihn Natasha geschrieben und Rain in der Winkelgasse schon mal einen Blick darauf geworfen. 

"Also den Redaktionen würde es auf jeden Fall bedeutend die Arbeit erleichtern, wenn ich deinen Namen annehme.", meinte Natasha amüsiert, als ihr Blick auf ihren falsch geschriebenen Nachnamen fiel. "Ich glaube von sieben Artikeln, die ich bisher veröffentlicht habe, haben es zwei Zeitungen geschafft, ihn richtig zu schreiben. Meist ist irgendwo ein J zuviel oder zu wenig, es schleichen sich zusätzliche Ys ein oder es fehlt ein O."

Rain begann währenddessen, die Bücher auszupacken, wegen der sie überhaupt in der Winkelgasse gewesen war, und sie ins Regal zu stellen. 

"Ich meine, du musst auch zugeben, dass dein Name nicht gerade dafür gemacht wurde, mit lateinischen Buchstaben geschrieben zu werden.", wandte sie ein. Natasha sah ihr einen Moment zu, dann seufzte sie und folgte ihrer Verlobten zum Regal. 

"Ich beschwere mich ja auch gar nicht.", meinte sie mit einem schelmischen Grinsen. "Im Gegenteil, ich finde es lustig. Vielleicht sollte ich doch lieber einen Doppelnamen annehmen, damit sie dann richtig ihren Spaß haben?", schlug sie vor und griff routiniert nach den Büchern, die Rain dahin stellte, wo es gerade passte, zog sie wieder heraus und ordnete sie stattdessen dorthin, wo sie hingehörten.

"So sehr ich deine Idee liebe, du warst letztens diejenige, die berechtigter Weise angebracht hat, dass wir die Idee mit den Doppelnamen verwerfen sollten, da keine von uns dauerhaft Lust hat Granger-Drjoochkaja auf jedes Formular zu schreiben.", erinnerte Rain sie und stellte Haushaltzauberei VI zwischen Natashas Shakespeare-Dramen, was diese in ihrer Annahme bestätigte, dass Rain die Bücher ganz bewusst falsch einsortierte, um sie zu ärgern. 

"Da habe ich natürlich recht." Natasha grinste, zog das Buch schwungvoll heraus und schlug es Rain sanft gegen die Stirn, bevor sie es zu den magischen Büchern auf dem linken unteren Regalbrett stellte, das man mit einem Wink des Zauberstabs an die Wand dahinter anpassen konnte, wenn man mal Muggel-Gäste hatte - was genau der Grund war, warum sie alle an einem Ort stehen sollten, Rain! "Wie gewöhnlich."

Rain verdrehte die Augen und ließ sich aufs Sofa fallen. Natasha lächelte und ließ sich auf Rain fallen. Rain machte "uff". Natashas Grinsen wurde breiter. 

"Also, was nun?", fragte Rain nach einer kleinen Weile. "Granger oder Drjoochkaja? Wollen wir deinen Redakteuren die Arbeit erleichtern oder erschweren?"

Natasha drehte sich auf den Bauch, sodass sie ihre Freundin sehen konnte. 

"Ich glaube nicht, dass das unser entscheidendes Kriterium sein sollte.", wandte sie ein und Rain musste ihr zustimmen. "Ich meine, wir haben vor, in England zu bleiben. Und wir haben vor, Kinder zu bekommen. Vielleicht sollten wir uns lieber die Frage stellen, welchen Nachnamen die haben sollen?"

Rain III - SnapshotsWhere stories live. Discover now