10. März 2024 - Natasha und Rain

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Es hatte euch gefallen, dass ich Jay aus dem ersten Teil der Reihe noch einmal wieder aufgegriffen habe, also habe ich mir überlegt, ich versuche das noch mal. Ich wette, bei dieser Person habt ihr noch weniger damit gerechnet, dass sie noch einmal auftaucht...


"Tasha!", rief eine begeisterte Mädchenstimme. Natasha und Rain drehten sich um und ein großes Lächeln breitete sich auf ihren Gesichtern aus, als sie das kleine Mädchen mit den vielen Zöpfen erkannten, das durch den Mittelgang der Kirche auf sie zugelaufen kam. "Ich habe was für dich gebastelt!", erklärte sie und hielt Natasha einen aus Papier ausgeschnittenen Vogel entgegen, der über und über mit bunten Filz"federn" beklebt war.

Rain konnte ein breites Lächeln nicht verhindern, als sich Natasha hinkniete und sich von der Neunjährigen ganz genau erklären ließ, was heute im Kindergottesdienst geschehen war und wie sie auf die Idee gekommen war, dem Vogel rote, pinke und blaue Federn zu bescheren. Die kleine Olivia Branwell war vermutlich mit Abstand das Lieblingsgemeindemitglied ihrer Verlobten (und ehrlich gesagt auch von ihr selbst)  und einer der Gründe, warum Rain sich doch recht oft entschloss, sie sonntags in die Kirche zu begleiten. 

Während Natasha und Olivia noch darüber diskutierten, ob man noch grüne Federn ergänzen sollte oder nicht, gesellte sich auch Olivias Mutter zu ihnen. 

"Vielleicht sollte ich mir mal ernsthaft Gedanken darüber machen, dass seit Monaten schon jedes einzelne Gebastelte meiner Tochter ein Geschenk für Natasha war.", scherzte sie. 

"Vielleicht sollten wir uns lieber Gedanken darüber machen, eine größere Wohnung zu mieten, damit wir die ganzen Geschenke irgendwo aufbewahren können.", erwiderte Rain und zwinkerte. Die beiden machten sich schon einmal auf den Weg nach draußen, während Natasha und Olivia in der sich leerenden Kirche noch eine Runde Verstecken mit einigen anderen Kindern spielte. Rain schüttelte sanft den Kopf: Manchmal war ihre zukünftige Ehefrau noch immer zehn Jahre alt. 

Olivias Mutter, Nadia, lachte schallend. 

"Ja, das kann ich mir vorstellen.", meinte sie grinsend. "Aber da muss man durch, wenn man von Kindern gemocht wird. Sie stupste Rain freundschaftlich in die Seite. "Ich habe daheim eine Kiste, wo ich das alles aufbewahre. Ich möchte wetten, ganz unten sind noch Bilder von dir drin."

Rain vergrub ihr Gesicht in den Händen. Daran wollte sie gar nicht denken. Es war manchmal seltsam genug, dass eine gute Freundin von ihnen die Ex-Freundin ihres Vaters war (überhaupt, was hatte sie an sich, dass sie immer unerwartet auf die Ex-Partner ihrer Eltern traf?). Aber die Vorstellung, dass Nadia sie mit sechs Jahren gekannt hatte und noch immer Bilder von ihr besaß, war...merkwürdig. 

"Überhaupt - wollt ihr euch eigentlich eine neue Wohnung suchen, wenn ihr jetzt heiratet und mit dem Studium fertig seid und so?", fragte Nadia neugierig. Rain zuckte mit den Schultern. Darüber hatte sie mit Natasha noch nicht wirklich geredet. Aber sie sah auch nicht wirklich eine Notwendigkeit, solange noch keine Kinder ernsthaft absehbar waren. Und da sie irgendwie noch keinen Schritt weiter waren, was die Vatersuche anging...

"Im Moment sieht es nicht danach aus.", sagte sie also. Die beiden Frauen hatten jetzt den Kirchhof erreicht, wo einige Gemeindemitglieder noch standen und sich unterhielten. Es zog fürchterlich und Rain schloss schnell ihre Jacke gegen den Wind. "Ich würde sagen, wir suchen unsere Partner und dein Kind und machen uns auf den Heimweg.", schlug sie vor und Nadia, die ebenfalls ihre Schal enger zog, nickte zustimmend. 

Sie fanden Natasha und Olivia recht schnell und auch Nadias Mann, Amun, tauchte wieder auf. Gemeinsam machten sie sich auf den Heimweg. Auch die Branwells lebten im Zaubererviertel von London, und obwohl sie nicht unbedingt Nachbarn waren, war es doch eine ähnliche Richtung. 

Rain III - SnapshotsWhere stories live. Discover now