~01~ Rain

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Gleichgültig schlendere ich durch die Straßen Seouls. Eine leichte Luftbrise mit einem Hauch von Lavendel umgibt mich, während der Wind meine Haare verwüstet. 

Tief atme ich den sanften Duft ein und ziehe anschließend meine Kapuze tief ins Gesicht, um nicht erkannt zu werden. Die Sonne strahlt mich schon fast lächelnd an, wie ich hier an einem warmen Frühlingstag vollkommen in schwarz und vermummt durch die Straßen laufe.

Ich blicke zur Sonne, beobachte wie sich ein paar dunkelgraue Wolken vor sie schieben. Es wird etwas dunkler, was mich dazu bewegt schneller zu laufen. Wenn es jetzt regnet, dann komme ich triefend nass bei meinem Kumpel an.

Wir haben uns zu einem Spieleabend verabredet, wie wir es immer taten. Wieder umgibt mich ein diesmal kalter Windstoß und es donnert laut. Ein paar Regentropfen fallen mir ins Gesicht, sorgen dafür, dass ich noch schneller laufe.

"Nicht jetzt, wartet noch etwas.", grummle ich die Tropfen an, weiß, dass es vollkommen absurd ist, da es nichts bringen wird.

Auch andere Menschen, welche sich auf der Straße tümmeln, versuchen dem kommenden Unwetter aus dem Weg zu gehen. Ich senke genervt den Kopf, als mir eine Gruppe junger Mädchen und Jungen entgegen kommt.

Sie drängeln sich frech an mir vorbei, kichern wie verliebte Teenager, die ihr erstes Date haben. Plötzlich rempelt mich jemand an, sorgt dafür, dass ich aufgrund meiner Tollpatschigkeit Bekanntschaft mit dem Boden mache.

Fluchend rapple ich mich wieder auf, um zu dem Gesicht meines Angreifers zu sehen. Ein Junge, etwas kleiner als ich steht vor mir. Er hat schwarze Haare, welche ihm in die Stirn fallen, dunkle Augen, bleiche Haut. Er sieht ziemlich jung aus, vielleicht achtzehn, neunzehn. 

Seine Augen mustern mich fürsorlich, er sieht schüchtern und dennoch besorgt zu mir. Leicht beißt der scheinbar Jüngere sich auf seine plumpen vollen Lippen und senkt leicht seinen Kopf um durch seine Wimpern zu mir auszusehen. Seine Mundwinkel heben sich ein wenig und er legt seinen Kopf leicht schief.

"Tschuldigung.", murmelt der Kleine und mustert mich weiter durch seine Rehaugen. Nach einer Weile, in welcher wir uns gegenseitig angestarrt haben, senkt er seinen Blick vollständig auf den Boden und tappst indigniert an mir vorbei.

Betreten starre ich ins Leere, versuche den Jungen aus meinen Gedanken zu verbannen. Es ist nur eine Person von Vielen. Und doch fasziniert er mich. Ich werde ihn wahrscheinlich nie wieder sehen, oder gar finden, selbst wenn ich es wollte.

Ich bin nahezu irritiert über das mysteriöse Auftreten des Jungen. Er strahlt etwas geheimnisvolles aus. Ein nasses Gefühl auf meiner Haut reißt mich aus meinen Gedanken. Ich wische mir die dicken Regentropfen aus dem Gesicht und setze wieder zum Gehen an.

Vollkommen durchnässt klingle ich an der Tür meines Freundes. Kurz darauf wird die Tür aufgerissen. "Hey Taehyung, wo bleibst du denn?", fragt mein hyperaktiver Freund und zieht mich besorgt ins Haus.

"Hoseok, ich bin fünf Minuten zu spät.", brumme ich. Genießend über die Wärme die mich umgibt, setze ich mich auf das Sofa meines besten Freundes. Der altbekannte Geruch nach Holz und Lavendel schwirrt durch das Haus.

Ich fröstle als ich bemerke, dass es mir in den Nacken zieht. "Hast du ein Fenster auf? Wenn ja, es regnet.", murmle ich und lehne mich auf dem bequemen Ledersofa zurück. Mein rothaariger Freund springt wie von der Tarantel gestochen auf.

"Ich muss mal die Fenster zumachen.", ruft er, bevor er aus meinem Sichtfeld verschwindet. Als er nach zehn Minuten immer noch nicht da ist, beschließe ich nach ihm zu schauen. Gezwungenermaßen stehe ich auf und mache mich auf den Weg zur Küche.  

Hoseok steht an der Kücheninsel angelehnt und telefoniert. Er gibt mir ein Zeichen kurz still zu sein, woraufhin ich nicke. Hoseok ist genauso groß wie ich, trainiert, braune Augen. Sympathisch, manchmal etwas hyperaktiv. 

Grinsend legt er auf und blickt zu mir. Das bedeutet nichts Gutes. "Was hast du getan?", frage ich skeptisch, da ich weiß auf welche skurrilen Ideen mein Gegenüber kommen kann. Dieser fährt sich durch seine wuscheligen kurzen Haare und setzt einen unschuldigen Blick auf.

"Wir gehen heute zusammen in einen Club.", grinst er. Skeptisch ziehe ich eine Augenbraue nach oben und verschränke die Arme vor der Brust. "Das wars?" Hoseok hebt unschuldig die Arme nach oben. 

"Ja, wir gehen nur in ein Club. Okay?", immer noch lächelnd nimmt er seine Arme runter, bedacht, dass ich eh nicht nein sagen würde. "Was bleibt mir anderes übrig?", brumme ich, versuche dabei verzweifelt zu klingen.

Hoseok klatscht freudig in die Hände. "Perfekt, in einer Stunde geht es los." Er stupst mich spielerisch an der Schulter. Sein Blick ändert sich von freudig zu verwirrt.

"Du bist ja nass."

𝒞𝑜𝓂𝑒 𝓉𝑜 𝓂𝑒 {ᵐʸᵍ.ᵏᵗʰ} *abgebrochen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt