4. - Spurensuche

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„Ein Obdachloser hat sie am Fluss gefunden. Da gibt es eine Stelle unter der Nordbrücke. Seinen Angaben nach schläft er dort wenn er keine andere Unterkunft finden kann.“ Die Stimme des leitenden Ermittlers war ruhig. Er hatte lange Jahre Erfahrung mit den schlimmsten Abgründen menschlichen Verhaltens. Die grauen Haare und die tiefen Falten, standen im starken Kontrast zu den hellwachen Augen. „Er hat sie dort gefunden und nach eigener Aussage sofort von einem Imbiss in der Nähe einen Notruf abgesetzt. Ich habe mit ihm gesprochen und glaube ihm. Es war ein Zufall.“

„Sind die Eltern vernehmungsfähig?“ Fragte Jazz etwas leiser. Sie fühlte sich in ihrer abgewetzten Jeans und den Laufschuhen etwas underdressed. Alle hier im Hauptpräsidium trugen Anzug und Krawatte. Immerhin hatte sie noch ihren dunklen Blazer im Auto gehabt. Dieser Besprechungsraum war seit beginn der Mordserie die Stelle an der alle Ermittlungen zusammengelaufen waren. Er hatte schon fast den Anschein eines Wohnzimmers und lief vor Akten und Notizen förmlich über. Wenn man das Komlink benutzte und sich die ganzen Icon ansah, welche hier im Raum anzuwählen waren, wurde es nochmal soviel Material. Der Ermittler, Jazz erinnerte sich nicht an seinen Namen, schüttelte den Kopf: „Auf keinen Fall. Sie haben die Leiche vor einer Stunde identifiziert und sind dann an die Notfallseelsorge überstellt worden. Beide sind völlig fertig. Sie war ihr einziges Kind.“

Seine Stimme blieb kühl und ohne jede Gefühlsregung. Als wenn all das nicht wirklich passieren würde. Aber war nicht in dieser Position weil er sehr einfühlsam war. Er war ein Spürhund und nichts an ihm ließ Zweifel aufkommen, er wollte den Fall knacken. Albert legte eine Akte weg. „Sie wurde seit dem Nachmittag des Tages vermisst, als auch diese missglückte Entführung war?“ Der Ermittler nickte Albert zu. „Ja, er hat sich nicht lange von seinem Misserfolg beeindrucken lassen. Er hat sofort ein anderes Opfer gewählt.“ Jazz meldete sich etwas sicherer zu Wort: „Also hatte er bereits andere Opfer ausgewählt und studiert. Er hat nichts dem Zufall überlassen.“

Albert trank eine großen Schluck Kaffee und rieb sich durch die Augen. „Wichtiger ist der Todeszeitpunkt. Nach dem Bericht des Pathologen trat der Tod in der zweiten Tageshälfte am Samstag ein. Das wäre Stunden nachdem sie ihn festnahmen.“ Jazz zeichnete gedankliche Muster in die Luft. „Ja, und sie wurde post mortem an diesen Ort gebracht. Zimmer kann es also nicht gewesen sein.“ Der Ermittler sah sie empört an. „Wir haben definitive Beweise gegen ihn. Er muss der Tätet sein. Wir haben Zeugen, DNA Spuren. Die Indizien in seiner Wohnung...“

Jazz schnitt ihm einfach das Wort ab und sagte schnell: „Woher haben wir eigentlich die DNA? In den Obduktionsberichten heißt es doch, dass die Leichen nach Eintritt des Todes mit Desinfektions- und Reinigungsmitteln... gesäubert wurden.“ Das Wort kam ihr schwerlich über die Lippen. Es klang in diesem Zusammenhang einfach nur falsch. „Der Täter hat alle DNA Spuren doch so verwischt.“

Der Ermittler seufzte. „Wir haben am ersten Opfer etwas Sperma gefunden, eine Stelle die er ausgelassen hat. Beim dritten Opfer fanden sich Haare vom Täter. Beides zeugt von schlampiger Ausführung.“ Jazz hielt seinem Blick stand. Er mochte es wohl nicht Dinge mehrfach zu hinterfragen. „Und die DNA ist zweifelsfrei mit der von Zimmer übereinstimmend?“ Er nickte ihr zu. Albert leerte seinen Kaffee und stellte die Tasse geräuschvoll auf den Tisch. Damit wurden die Blicke auf ihn gerichtet. „Also bleibt doch nur eine Schlussfolgerung. Ein Komplize hat sich um das Spuren verwischen gekümmert und sie dort abgelegt. Zimmer selbst bestreitet weiterhin alles. Frau Weber, dieses Mädchen das sie in der Wohnung vorgefunden haben. Wäre sie in der Lage so etwas zu tun?“

Jazz schüttelte den Kopf. „Absolutes negativ. Sie ist für den Transport der Leiche nicht kräftig genug und selbst wenn sie es wäre, wenn sie mit ihr Bahn gefahren wäre... Das hätte jemand gemerkt.“ Der Ermittler nickte. „Da stimme ich zu. Ich habe sie selbst noch am Morgen befragt. Sie ist dem Täter emotional verbunden und hat für ihn Aussagen gemacht. Aber ich denke nicht das sie von den Verbrechen selbst etwas weiß.“ Albert nickte ihm zu. „Danke Herr Ryan.“ Genau, so hieß er, dachte Jazz. „Wir haben sonst keinen Hinweis auf einen zweiten Täter. Aber diese neue Situation spricht dafür das da noch jemand existiert.“ Er dachte einen Moment nach. Jazz und Ryan schwiegen.

Wenn es nur noch Rache gibt...Where stories live. Discover now