5. - Ein Trakt voller Mörder

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Mein Leben ist vorbei. Ich bin in der Hölle! Manuel hatte diesen Gedanken wieder und wieder. Er war jetzt noch keine Woche hinter Gittern, aber die Haft brach ihn bereits. Er hatte den ersten Tag in einer Arrestzelle verbracht. Einem kleinen gekachelten Raum. Nur eine Matratze und eine Toilette. Die Zeit war ihm ewig vorgekommen. Alleine mit seinen Gedanken. Er hatte einiges ausgefressen im Leben. Er hatte sich seinen Neigungen hingegeben und damit Gesetzte gebrochen. Aber er konnte eben nicht anders. Er hatte es immer gewusst. Eines Tages würden sie seine Türe eintreten und ihn mitnehmen. Ihn einsperren.

Aber das was nun passiert war, dass war die Hölle. Er war wegen Mordes angeklagt. Er sollte dieser Irre Killer sein. Er hatte noch nie jemandem was getan. Er konnte das nicht. Wenn andere weinten, dann musste er mit weinen. Er hatte nie ein Mädchen zu was gezwungen. Nie jemanden geschlagen. Alleine hatte er in der kalten Zelle gewartet, bis er dem Richter vorgeführt wurde. Unter Tränen hatte er sich in der Zelle wieder und wieder gesagt das es aufklären würde. Das sie ihn gehen lassen würden. Aber der Richter konfrontierte ihn mit der Anklage.

Und, noch schlimmer, er sprach von erdrückender Beweislast. Sofortige Unterbringung im Untersuchungsgefängnis. Aber bevor sie ihn letztlich einsperrten, da boten sie ihm an zu reden. Zu gestehen. Er würde es doch nur noch schlimmer machen. Manuel hatte ihnen alles gesagt. Alles was er je verbrochen hatte. Das er nicht wisse wie die Waffe in seine Wohnung käme. Und was sie sonst alles glaubten. Er beteuerte seine Unschuld und flehte unter Tränen. Aber es half nichts. Je verzweifelter seine Worte wurden, desto ungehaltener wurden die Beamten. Sie glaubten ihm kein Wort. Im Gegenteil, dieser Ryan hatte ihn gesagt er solle aufhören sich so zu benehmen. Als wenn er eine Show machen würde. Als wenn er das alles einfach abschalten könnte. Er flehte doch ehrlich um sein Leben.

Sie hatten ihn wieder eingesperrt. In Gefängniskleidung gesteckt und dann in eine Zelle geworfen. In der Einsamkeit der Arrestzelle hatte er sich so jemanden zum reden gewünscht. Nun sehnte er sich zurück in die Einsamkeit der kleinen Zelle. Seine neuen Mitbewohner waren zwei Menschen und ein Zwerg. Alle drei hatten auf ihre Weise gefährlich gewirkt. Die Unterarme von Tätowierungen übersät. Aber keine kleinen Kunstwerke, sondern nur grobe schwarze Linien. Spinnennetze, eigenartige Symbole und kaum lesbare Wörter. Entstanden waren diese Bilder sicher nicht in einem Studio, sondern unter zweifelhaften Umständen im Knast.

Die erste Frage war sehr schnell gekommen: „Und wofür bist du hier, du Prinzessin?" Er hatte überlegt. Was sollte er ihnen sagen? Er beschloss zu Lügen. „Ich hab ein paar Autos angezündet. Fuck the system und so!" Die Blicke seiner neuen Wohngemeinschaft waren bohrend geworden. Aber es schien zu klappen, denn sie fragten nicht mehr nach seinen Vergehen. Sondern nach seinem Namen und wo er her war. Er bekam den unteren Schlafplatz in einem der beiden Etagenbetten zugeteilt und legte sich hin. Unter den Sachen die er bekommen hatte, Hygieneartikel, Klamotten und alles was ein Häftling eben brauchte, war auch ein Heft in dem alle Regeln und Pflichten standen.

Er hatte es jetzt schon fünf mal gelesen. Es war alles reguliert. Wann er aufzustehen und was schlafen zu gehen hatte. Wann es Essen gab und wann man zur Arbeit durfte. Wie viele Bücher man ausleihen durfte und wie das Prozedere war. Komlinks waren hier drin streng verboten. Ein Leben wie vor hundert Jahren. Wenn sie ihn schuldig sprachen, dann würde er bis an sein Lebensende so leben müssen. Er hatte sich in der ersten Nacht in den Schlaf geweint und verbrachte fast die ganze Zeit die zur freien Verfügung stand auf dem Bett. Er durfte hier nichts. Er hatte immer seinen eigenen Plan gehabt. Immer nach eigenen Regeln gelebt. Und nun war all das vorbei.

Die Anderen ließen ihn erst in Ruhe. Aber Manuel hatte das Gefühl das sie ihn immer misstrauischer ansahen. Ihn beobachteten. Dann kam dieser Morgen. Sie bekamen ihr Essen auf der Zelle und dazu gab es dann noch eine Ausgabe der Tageszeitung. Gefängnisse waren ein Hauptabnehmer dieser antiquierten Form der Nachrichten. Sicherer als den Gefangenen eine direkte Verbindung zur Außenwelt zu gewähren. Er war in der Hackordnung der Zelle ganz unten. Die drei unterhielten sich viel und gerne über Dinge die er nicht so schätzte. Wie Sport und Alkohol. Er war für sie ein Sonderling. War er ja auch irgendwie. Der Zwerg blätterte durch Zeitung. Manuel lag mit dem Gesicht zur Wand.

Wenn es nur noch Rache gibt...Kde žijí příběhy. Začni objevovat