Zwei Seiten

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"M...meine was?", fragte ich mit stotternder Stimme. Ich konnte nicht recht glauben, was sie gerade gesagt hatte. "Ihre Versetzung.", meinte McGonegall schlicht, als wäre es Das Selbstverständlichste auf der Welt. Als sie weiterhin meine verdutzte Miene sah, fügte sie hinzu. "Offensichtlich sind Ihre magischen Fähigkeiten weitaus fortgeschrittener, als die Ihrer Mitschüler. Das hat sich bereits in Ihrer aller ersten Unterrichtsstunde heute gezeigt. Soetwas habe ich bei Leibe noch nie zu sehen bekommen." Ich schwieg. In meinem Kopf herrschte gerade die totale Verwirrung und tausende von Fragen schossen mir durch den Kopf. Ich beschloss, die elementarste als erstes zu stellen. "Aber...aber wie kann das sein? Ich bin doch einfach nur Sidney. Bis vor wenigen Monaten habe ich noch nie gezaubert. Ich hatte nichteinmal die Ahnung, dass ich dazu überhaupt fähig bin!" Ich schaute sie bestürzt an, als wäre sie der Grund für all das hier. McGonnegal atmete schwer aus, seufzte und sagte dann leise. "Manchmal...manchmal kommt es vor, dass ein Zauberer oder eine Hexe ausergewöhnliche Magie besitzen. Meist stellen sich diese oft einfach als besonders gegabter Magier heraus, aber doch kommt es vor, dass weit mehr als Begabung oder Talent dahinter stecken." Ich schüttelte meinen Kopf. "Nein. Dann bin ich einfach besonders...begabt, oder...oder talentiert, nennen Sie es, wie Sie wollen. Woher wollen Sie wissen, dass da mehr sein soll?" Wegen ihres kritischen Blickes fügte ich schnell hinzu. "Professor." Sie erhob sich von ihrem Schreibtisch, drehte mir den Rücken zu und wandte ihren Blick aus dem Fenster. "Nun, ich arbeite schon sehr lange hier. Für Sie mag es nichts allzu Besonderes sein, ein Streichholz in eine Nadel, oder einen Stift in eine Gabel zu verwandeln, aber ich weiß sehr wohl, was das für einen ersten Versuch bedeutet. Trotzdem würden wir normalerweise einfach von Talent ausgehen, allerdings gab es da schon zu Anfang des Schuljahres etwas, das uns sehr aufmerksam auf Sie gemacht hat." Sie schwieg und starrte weiter aus dem Fenster, dann sprach sie weiter: "Der sprechende Hut. Selten, eigentlich nie hört man ihn so sprechen, wie er es bei Ihnen getan hat. Durch diese Unterrichtstunde haben sich unsere Vermutungen nur bestätigt." Sie drehte sich um und schaute mir direkt in die Augen. Ich schluckte schwer. "Sie sind ausergewöhnlich. Sie müssen eine Macht in sich haben, wie man sie nur selten zu sehen bekommt." Als ich meinen Mund öffnen wollte, um etwas zu sagen, sprach sie schon weiter, als hätte sie meine Frage bereits geahnt. "Woran das liegt, wissen wir auch nicht. Dumbledore stellt Vermutungen auf, aber..." "Dumbledore?", unterbrach ich sie, mit ungläubiger Stmme. Sie zog die Augenbrauen hoch. "Sehr richtig, Dumbledore. Er wird in den nächsten Wochen sicher einmal ein Gespräch mit Ihnen suchen." Ich lies mich erschöpft in meinen Stuhl zurück sinken. Das war einfach zu viel Information auf einmal. "Ich weiß, dass dies alles vermutlich ziemlich auf Sie einfallen muss." Das können Sie laut sagen, dachte ich mir im Stillen. "Aber lassen Sie mich Ihnen einen Rat geben. Versuchen Sie, dass die ganze Sache nicht zu publik wird, sonst wird es nur noch belastender für Sie. Wir Lehrer werden alles tun, damit Sie sich mit Ihrer Situation zurecht finden werden." Ich schaute sie fragend an, was sie wohl damit meinte. "Sie werden absofort nicht mehr am regulären Unterricht teilnehmen.", sagte sie. Ich öffnete meinen Mund, um zu protestieren, aber ein weiteres Mal unterbracht sie mich und redete weiter. "Sie werden in den nächsten Wochen Privatunterricht bei den einzelnen Lehrern nehmen. Sie werden Sie auf das Nötige vorbereiten, Ihre Fähigkeiten testen und Ihnen alles beibringen, was Sie wissen müssen. Wenn Sie soweit sind, werden Sie in eine entsprechend höhere Klassenstufe versetzt." Ich starrte auf den Boden. "Ich verstehe das nicht...Sie reißen mich aus meiner jetztigen Stufe hinaus und lassen mich wie den Freak darstellen, der als Einziger einzeln unterrichtet wird?" "Wir werden einen Zauber beschwören, der dafür sorgt, dass Ihre Mitschüler den Unterschied nicht merken werden. In Ihrem sozialen Umfeld wird sich also nichts ändern. Ich hätte eigentlich gedacht, über eine Versetzung würden Sie sich freuen, immerhin verbringen Sie viel Zeit mit Hermine Granger, Ron Weasly und Harry Potter, wie mir heute aufgefallen ist?" Aufeinmal erschien mir meine Situation weitaus rosiger. "Heißt das, ich werde zu ihnen in die Jahrgangsstufe kommen?", fragte ich begeistert. Auf McGonnegals Lippen zeichnete sich die Spur eines Lächelns ab. "Wir werden sehen. Für heute war das alles, was ich Ihnen mitteilen wollte. Ich werde Ihnen morgen einen neuen Stundenplan aushändigen. Alles andere werden wir sicher nocheinmal im Detail besprechen." Ich stand auf und schüttelte ihr die Hand. "Gute Nacht, Professor.", sagte ich. "Gute Nacht." Ich war schon an der Tür, als ich mich nocheinmal umdrehte. "Ach, Professor?", fragte ich sie. "Ja?", sie sah von ihrem Schreibtisch auf. "Wieso machen Sie das? Ich fühle mich sehr geehrt, dass Sie mir alle in meiner...nunja, jetzigen Lage so weiterhelfen wollen und mich fördern wollen, aber da muss doch auch irgendein Nutzen Ihrerseits sein, oder?" Ich schaute sie mit unverholener Neugier an. Ich sah, wie sich ihre Gesichtsmuskeln verhärteten. "Wie ich bereits am Anfang erwähnte, werden Sie bald ein persönliches Gespräch mit Dumbledore haben, der Ihnen alles weitere erklären wird. Er selbst sagt mir auch nichts.", ich sah, wie sie sich insgeheim darüber empörte. "Seien Sie aber besorgt, dass uns an erster Stelle Ihr Wohlbefinden steht. Gute Nacht, Miss Sheppert." Ihre Stimme klang eisig. Ich wandte mich wieder zur Tür und ging hinaus. Zu meiner Überraschung stand dort immer noch Harry, der leicht zusammenzuckte, als die Tür zuschlug. Anscheinend war er eingedöst. Hat er etwa die ganze Zeit lang auf mich gewartet? Ich spürte, wie mein Herz schneller klopfe. Er schaute mich neugierig an. "Und, was wollte sie? Ihr wart ja eine Ewigkeit dadrin.", bedenkte er mit einem Blick auf McGonnegals Büro. "Hast du etwa die ganze Zeit lang gewartet?" Ich sah, dass er auf seine Zehen blickte und ihm die Lage etwas peinlich zu seien schien. "Ähm...sieht so aus.", meinte er. "Also, was wollte sie?" "Lange Geschichte.", sagte ich und wie gingen Richtung Gemeinschaftsraum. "Was war bei dir? Du warst vielleicht fünf Minuten bei ihr." Harry lachte verhalten. "Sie hat mir das hier gegeben." Er zog ein Pergament aus seinem Umhang. "Ist die Erlaubniserklärung für Hogsmade. Sirius hat sie ihr geschickt." "Achso.", sagte ich. Ich spürte seinen neugierigen Blick, den er mit großer Mühe zu verstecken versuchte, auf mir und ich wusste, dass ich ihm eine Antwort schuldete, immerhin hatte er die ganze Zeit über auf mich gewartet. Ich seufzte und sagte:" Ich werde in den nächsten Wochen Privatunterricht bekommen. Anscheinend scheinen sie wohl irgendetwas Besonderes in mir zu sehen und denken, dass ich...dass ich-" " Dass du sehr viel Macht haben musst.", sagte Harry knapp. Was war jetzt schon wieder los? "Jaah...jedenfalls sehen die das so.", meinte ich. "Da muss schon was dran sein.", sagte Harry und wir bogen in den nächsten Korridor ein. "Der sprechende Hut hat auch schon soetwas erwähnt..." Ich kniff meine Lippen zusammen. "Das Ganze ist irgendwie ziemlich..." "Erdrückend?", fragte Harry mich und ich nickte. "Ich weiß, wie du dich fühlst...mir geht es oft genauso." Ich lächelte ihn dankbar an. "Hörzu, ich weiß, wir kennen uns noch nicht so lange...aber wenn du mal reden willst oder so...dann kannst du gerne damit zu mir kommen. Wenn ich eines in den letzten Jahren gelernt habe, ist es, das Ganze nicht in sich aufzustauen." "Danke. Das ist wirklich sehr lieb von dir." Er lächelte mich schüchtern an, offenbar war ihm die Situation genauso peinlich wie auch mir. "Das Gute ist, ich werde dann vermutlich zu euch in die Jahrgangsstufe versetzt.", ich grinste ihn an und bekam das Selbe Grinsen zurück. "Dann bist du bei den richtigen Leuten. Das freut mich, wirklich!", sagte Harry und ich merkte, dass er es auch wirklich so meinte. Wir standen vor dem Portraitloch und es herrschte plötzlich wieder diese peinliche Stille. "Dann bist du also das neue Genie von unserer Schule.", sagte Harry und versuchte es scherzhaft klingen zu lassen, allerdings sah ich das ganz anders. Genau das wollte ich nicht. Dass ich als irgendeine Art Freak behandelt werde, oder, dass sich Leute ein Bild von mir machten, welches überhaupt nicht zutraf. "Sag sowas nicht...", meinte ich. Doch Harry schien nicht zu verstehen, dass dies keine geschmeichelten Worte von mir waren. "Du wirst Hermine echte Konkurrenz machen. Pass auf, dass sie dich nicht verhext." "Bitte, lass das Harry. Genau das will ich doch eben nicht. Ich will nicht anders sein." Doch er schien es zu überhören. "Dann lassen sie endlich mal mich in Ruhe. Von dem Jungen mit der Narbe will dann niemand mehr etwas wissen. Das Genie ist dann das neue Thema." Wieso hörte er sich auf einmal nur so bitter an? Was passierte hier? "Harry! Lass das! Ich will nicht, dass du so sprichst.", sagte ich und meine Stimme klang beinahe weinerlich. "Wieso?", fragte er provokant. "Es ist doch so. Tu doch nicht so, als würdest du dich nicht nach dem Ruhm sehnen." Diesmal standen mir wirklich Tränen in den Augen. "Wie kannst du nur soetwas sagen?", flüsterte ich. "Was ist nur los mit dir?", diesmal wurde meine Stimme lauter. "Lass mich einfach in Ruhe!" Jetzt stand er selbst wie erstarrt da, erschrocken über seine Worte. Aber das war mir egal. Ich rannte durch das Portraitloch, ignorierte seine Rufe, die hinter mir erklangen, rannte ohne die anderen im Gemeinschaftsraum zu beachten in den Schlafsaal und vergrub meinen Kopf unter meinem Kissen. Still heulte ich mich in den Schlaf.

Plötzlich in Hogwarts - Harry Potter FanfictionTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang