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Kaffee und Kanonenschüsse

Aylin

Es ist gar nicht so einfach die Sekretärin des Zaubereiministers zu sein. Pünktlich in Ministerium anzukommen ist schon die erste Herausforderung. Gerade für Langschläfer wie mich. Mit meinem Kaffee in der Hand betrete ich das Arbeitszimmer meines Chefs - Adam McGonagall.
"Ah, sehr gut, stellen Sie den Kaffee einfach auf den Tisch."
Ich schaue ihn verwirrt an. Der Minister hat mir an seinem ersten Arbeitstag doch deutlich gemacht, dass er keinen Kaffee mag!
"Sind sie sicher?"
Er blickt mich genervt an. Mein Blick fällt auf die abgebrannte Kerze auf dem Schreibtisch. Der Minister muss mal wieder bis spät in die Nacht gearbeitet haben. Vielleicht braucht er heute einen Kaffee, um richtig wach zu werden. Meine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln, dieses Gefühl kenne ich nur zu gut! Nach einer langen Nacht brauche ich auch immer eine doppelte Portion Koffein, wobei ich meine Nächte weniger mit arbeiten, als vielmehr mit feiern verbringe. In Gedanken versunken steuere ich auf den Schreibtisch zu.
"Mrs.?"
Ich schüttle den Kopf, der Minister muss mir wohl eine Frage gestellt haben.
"Ja?"
"Ich habe sie gebeten, mir die Prophezeiung 298 zu bringen", antwortet er ungeduldig.
"Gut, ich werde jemanden schicken", erwidere ich und will das Zimmer verlassen.
"Nein! Es wird niemand davon erfahren."
Mein Lächeln verrutscht ein wenig. "Wie die wollen, dann werde ich eben selbst hinunter gehen."
Der Minister blickt mich mit einem scharfen Lächeln an. "Warum sind Sie dann immernoch hier oben?"
Ich verlasse eilig den Raum. Der Minister muss ja wirklich schlecht geschlafen haben.

Die große Doppelflügeltür schwingt auf.
Das leicht dämmrige Licht strahlt mir entgegen. Ich atme ein weiteres Mal tief ein und betrete die Abteilung. Tausende Regale, gefüllt mit Abertausenden Glaskugeln umgeben mich. Der schwache Lichtschein hat etwas Bedrohliches an sich. Plötzlich fröstelt mich. Ich will gerade nach meinem Zauberstab greifen, als...
Da!
Eine Bewegung lässt mich herumwirbeln. Diese Abteilung ist doch nur auf Befehl des Ministers zu betreten!
Andererseits hat der ja heute nicht alle Tassen im Schrank.
Ich will mich wieder den Regalen widmen, als ich das Geräusch höre. Ein leises, knochenmarkerschütterndes Geräusch, als würde man mit dem Fingernagel über eine Schieferntafel kratzen. Ich zucke zusammen. Dann sehe ich erneut eine Bewegung. Ich kneife die Augen zusammen. Da! Direkt vor mir! Ich strenge mich erneut an, die Dunkelheit zu durchdringen, aber es gelingt mir nicht. Ich greife nach meinem Zauberstab. "Lumos!" Ein Licht erleuchtet meine Umgebung und ich erkenne, die Gestalt vor mir.
Ich hätte fast meinen Zauberstab fallen lassen! Kreischend weiche ich einen Schritt zurück. Die Ratte huscht um die Ecke und ist verschwunden.
Als mein Puls sich schließlich wieder beruhigt, Wende ich mich den Glaskugeln zu.
296...
...297...
...298! Bingo!
Ich strecke mich und versuche die Kugel, die sich für meinen Geschmack zu hoch oben im Regal befindet, anzuheben. Ich fluche, die Halterung klemmt! Ich ziehe etwas fester...und stoße versehentlich eine benachbarte Kugel hinunter. Zum zweiten Mal kreische ich. Die Kugel fällt wie in Zeitlupe zu Boden und zerspringt in hunderte kleiner Teile. Blauer Nebel wabert um mich und ich mache mich bereit, die Prophezeiung zu empfangen.
Peng!
Eine Kanone ertönt.
Peng!
Aus Instinkt zähle ich mit.
Peng!
Peng!
Peng!
Ich erschaudere.
Peng!
6...
Peng!
7...
Stille...
Ich reiße die Kugel förmlich aus dem Regal und entferne mich mit großen Schritten von der Abteilung.

Ich versuche die Kugel unter meiner Bluse zu verstecken, während ich den Gang entlang schreite. Ich drücke auf den Knopf und warte auf das Vertraute rattern des näher kommenden Aufzugs. Wenn jetzt jemand im Lift ist, habe ich ein Problem. Die Türen schwingen mit einem Pling auf. Ein Glück, niemand drin! Ich drücke auf den 12.-Stock-Knopf und der Fahrstuhl setzt sich in Bewegung. Aber schon nach kurzer Zeit wird der Aufzug immer langsamer und hält schließlich ganz an. Ich fluche. Ich habe völlig vergessen, dass noch jemand zusteigen kann! Die Tür schwingt erneut auf und Tobias Brown tritt ein. "Mr. Brown" Ich nicke ihm höflich zu."Mrs. Dumbledore, was machen sie denn hier unten?", fragt er desinteressiert. "Das ist ja eine ordentliche Beule, die Sie da haben!", er zeigt mit dem Finger auf die Kugel unter meiner Bluse. "Das ist gar nicht meine", antworte ich voreilig. Er runzelt verwirrt die Stirn, sagt aber nichts. ich gebe mir in Gedanken eine Ohrfeige. Wie blöd kann man eigentlich sein? An seinem Gesicht kann ich erkennen, dass ich die Frage laut ausgesprochen habe. Ich werfe ihm einen entschuldigen den Blick zu, aber als die Türen sich ein weiteres Mal öffnen, verlässt Tobias Brown die Kabine ohne ein weiteres Wort. Na toll, Aylin! Jetzt hast du es dir endgültig mit Tobias Brown verscherzt!

Ich klopfe an die Tür. Ein schroffer Herein ist zu hören. Der Minister hebt den Kopf, als ich eintrete, und blickt mich vorwurfsvoll an. "Das hat ja lange gedauert." Ich lege die Prophezeiung neben den Kaffee, der ja eigentlich mir gehören sollte, auf den hölzernen Schreibtisch und verlasse den Raum mit einem aufgesetzten Lächeln im Gesicht. Den Rest des Tages verbringe ich zusammen mit überflüssigem Papierkram und einem frischen Becher Kaffee in meinem Büro, aber meine Gedanken schweifen immer wieder zu den Kanonenschüssen. Ich habe ja gehört, dass Prophezeiungen rätselhaft sein sollen, aber so habe ich mir das nicht vorgestellt. Ich komme beim besten Willen nicht hinter die Bedeutung der Schüsse!
Ich will gerade Feierabend machen, als der Minister mich noch einmal in sein Büro ruft. Als ich den Raum betrete, fällt mir sofort auf, dass Adam McGonagall an diesem Tag ausnahmsweise lächelt. Die fünfte Tasse Kaffee heute muss ihm gut getan haben. Ich sag doch, Kaffee bewirkt wahre Wunder.
"Mrs. - Wie war noch gleich ihr Name?"
Für einen kurzen Moment verliere ich die Fassung. Das kann unmöglich sein Ernst sein! Wie konnte er meinen Namen vergessen?!
"Aylin Dumbledore, Sir"
"Dumbledore, wusst ich's doch! Also, Mrs. Dumbledore, packen Sie ihre Koffer! Sie werden der Hogwarts-Schule einen Besuch abstatten!"