"Ich bin Marleen."

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Matthew

Ich knete nervös meine Hände und schaue aus dem Fenster des Taxis. Neben uns, hinter uns und vor uns nur Autos. Seit einer halben Stunde schon, stehen wir im Stau und haben uns gefühlt keinen Zentimeter bewegt. Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr: 18:45 Uhr. In einer viertel Stunde kommen meine Schwiegereltern zum Abendessen und da sollte ich um jeden Preis da sein! Ich klopfe gegen die Scheibe die mich vom Taxifahrer trennt:" Hallo? Wie lange dauert das denn noch!" Er dreht sich zu mir um:" Woher soll ich das wissen? Aber es sieht nicht so aus, als würden wir die nächsten zwanzig Minuten hier weg kommen." Ich sacke in meinem Sitz zusammen:" Ich muss aber weiter!" Der Fahrer zuckt mit den Schultern:" Tja, ich kann den Stau ja nicht wegzaubern. Vielleicht muntert sie ein bisschen Musik ja auf." Er dreht den Radio auf und Queen schreit mir entgegen. Ich lehne mich seufzend zurück und starre wieder missmutig auf die Straße. Als der Refrain einsetzt beginnt der Taxifahrer plötzlich laut mit zu grölen:" We are the champions, my friends!" Mir ist es ja immer peinlich wenn andere einfach so anfangen zu singen, aber wenn sie auch noch so schlecht singen, dreh ich durch! Ein weiterer Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich noch zehn Minuten habe. Ein weiteres, schiefes:" We are the champions." reicht und ich drücke dem verdutzten Fahrer ein paar Geldscheine in die Hand, ehe ich die Autotüre öffne und mitten auf der Straße aussteige.

Einen Moment stehe ich unschlüssig da, dann beginne ich mich an den Wagen vorbei zu schlängeln. Die Autofahrer glotzen mich alle interessiert an und ich fühle mich schrecklich unwohl in meiner Haut. Wenn Hannah mich jetzt sehen könnte wäre sie stolz auf mich. Normalerweise bin ich nicht so der Typ für...unüberlegte Taten, ganz im Gegensatz zu ihr. Ich dachte immer das liegt daran, dass sie zehn Jahre jünger ist, aber je älter sie wird, desto verrückter. Ich habe den Straßenrand erreicht und muss erst mal tief durchatmen. Ich sollte wohl dringend an meiner Kondition arbeiten!

Ich muss etwa zwei Kilometer gelaufen sein, die Innenstadt habe ich hinter mir gelassen, als eine schwarze Limousine mit verdunkelten Scheiben an mir vorbeifährt. Naja, eigentlich fährt sie nicht vorbei, sondern fährt im Schritttempo neben mir her. Ich beschleunige meine Schritte, aber der Wagen rollt weiter neben mir her. Langsam wird mir das unheimlich! Ich biege kurzentschlossen in eine Seitengasse ein und bereue meine zweite unüberlegte Entscheidung heute, sofort. Die Gasse ist dunkel und schäbig, nur ein paar Sonnenstrahlen schaffen es zu mir hinunter. Am Liebsten würde ich wieder umkehren, aber da ist die Limousine. Also bleibt mir nur der Weg weiter die Gasse entlang. Zögernd setze ich einen Fuß vor den anderen.
Plötzlich raschelt es irgendwo vor mir, erschrocken mache ich einen Satz nach hinten. Was war das?
"Oh tut mir Leid! Hab ich sie erschrocken?"
Wie aus dem nichts, taucht eine Frau vor mir auf. Sie hat ihre weißen Locken unordentlich hochgesteckt und trägt einen langen bunten Rock und eine weit Ausgeschnittene weiße Bluse. Irgendwo habe ich sie schon mal gesehen...ja natürlich! Das ist die Frau aus der U-Bahn. Sie mustert mich besorgt:
"Geht es ihnen gut?"
"Ja ja. Alles gut." antworte ich hastig.
Sie lächelt mich freundlich an:"Was treiben Sie denn in so einer düsteren Gasse? Ein gemütliches Cafe wäre mir lieber gewesen."
Ich runzle die Stirn, wenn sie lieber in einem Cafe sitzt, warum ist sie dann hier?
"Wenn sie nichts dagegen haben, würde ich gerne raus aus dieser ungemütlichen Gasse."fährt sie fort. Ich nicke nur und folge ihr verwirrt aus der Straße.

"Also wohin sind sie unterwegs?"fragt sie, als wir auf einen leeren Parkplatz treten. Sidend heiß fällt mir das Essen mit meinen Schwiegereltern wieder ein. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich schon seit einer Stunde erwartet werde. Hätte ich doch mein Handy nicht ausgerechnet heute zuhause vergessen! "Ich kann mir nicht zufällig ihr Handy kurz leihen?"wende ich mich an die Frau die immer noch neben mir steht. Sie schaut mich verwirrt an:
"Mein was!"
Habe ich so undeutlich gesgesprochen? "Ihr Handy."
Sie sieht nicht so aus, als wüsste sie jetzt was ich von ihr will. "Ihr Smartphone. Damit ich meine Frau anrufen kann."
Sie wirkt ein bisschen hilflos: "Nein ich habe kein H.A.N.D.Y." Das Wort Handy betont sie irgendwie merkwürdig. So als wäre es das erste Mal, dass sie das Wort ausspricht. "Aber ich kann sie nach Hause bringen." meint sie und macht ein schuldbewusstes Gesicht. Ich überlege kurz, hier ist kein Stau mehr und ich bin definitiv schneller als zu Fuß, aber kann ich einfach so in das Auto einer wildfremden Frau steigen? Ach was solls, eine unüberlegte Sache mehr oder weniger schadet jetzt auch nicht mehr.

Sie führt mich zu einem roten Mini und setzt sich auf den Fahrersitz. Ich steige auf der anderen Seite ein und beobachte sie dabei wie sie die Kupplung von allen Seiten beäugt. "Können sie überhaupt Auto fahren?", will ich schließlich wissen.
Sie hebt den Kopf und nickt:"Natürlich....aber heute nicht. Kannst du vielleicht?"
Sie hat ein Auto und kann nicht Auto fahren? Egal, ich hab jetzt andere Probleme. Also tauschen wir Platz und ich starte den Wagen. Ich bin auch schon eine Ewigkeit nicht mehr gefahren, Hannah und ich haben ja keinen eigenen Wagen, aber ich schaffe es das Gefährt unfallfrei auf die Fahrbahn zu lenken. "Ich bin übrigens Marleen.", stellt sich meine Beifahrerin vor. Marleen, stimmt. Ich erinnere mich...
"Matthew." Sie streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht:
"Wo geht's denn hin, Matthew?"
"Nach Hause, wohin denn sonst?"
Sie grinst:"Hätte ja sein können, dass sie in einen der vielen Clubs hier in London wollen."
Ich ziehe eine Augenbraue hoch:"Ich bin 42."
"Und? Ich bin 32 und gehe auch noch in Clubs."
Sie erinnert mich an Hannah. Sie sind gleich alt, denken beide nicht groß darüber nach was alles passieren könnte und verbreiten gute Laune.

Den Rest der Fahrt redet nur sie, über die ganzen Partys auf denen sie schon war, während ich größtenteils schweige. Als ich den Wagen vor meinem Haus zum stehen bringe, macht sie ein erschrockenes Gesicht:"Sind wir jetzt etwa bei dir zuhause?"
"Jaa." Sie vergräbt den Kopf in den Händen:
"Nein, nein, nein! Jetzt habe ich wieder so viel geredet, dass ich ganz vergessen habe ihnen den Trank zugeben."
"Welchen Trank?"frage ich skeptisch. Sie zieht ein Fläschchen mit einer dunkelgrünen Flüssigkeit aus ihrer Rocktasche:"Trinken sie!"
Will sie mich vergiften? Ich steige aus: "Vielen Dank für ihre Hilfe, aber vergiften lasse ich mich nicht!"
Sie stöhnt:"Ich will sie nur retten!"
"Danke, aber vor meinen Schwiegereltern kann mich niemand retten! Wie kommen sie nach Hause?"
"Da machen Sie sich mal keine Sorgen." erwidert sie. Dann kommt sie auf mich zu und umarmt mich:"Wie sehen uns wohl bald wieder."
Ich habe keine Zeit über diese Bemerkung nachzudenken, löse mich von ihr und gehe ins Haus. Noch nie hat mich jemand einfach so umarmt.

Meine Schwiegereltern und Hannah sitzen im Wohnzimmer, als ich reinkomme.
"Wer ist die Frau Matthew? Betrügst du meine Tochter etwa?" begrüßt mich Hannahs Mutter.
"Guten Abend Maria. Georg. Hannah, Liebling. Entschuldigt die Verspätung, ich stand im Stau und musste dann zu Fuß gehen." Hannah strahlt mich an: "Matthew, schön, dass du jetzt da bist."
"Wer ist die Frau?"fragt Maria wieder.
"Eine Arbeitskollegin."lüge ich spontan und setze mich neben meine Frau:"Sie hat mich aufgegabelt und war so freundlich mich mitzunehmen."

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Heyy,

Habt ihr mich vermisst?😉

Jetzt gibt es ja wieder ein Kapitel von mir!🎉🎉🎉 Und gleich ein längeres. Was haltet ihr denn von Matthew und Marleen?☺ Ich bin ein riesiger Marleen Fan!

Wie geht's euch denn so? Jetzt haben ja die meisten wieder Schule, und mir reicht es schon wieder!

Bis in zwei Wochen,

Jules

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