Kapitel 15

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Bevor sich der weibliche Erzengel endgültig in den Küssen und Berührungen des Fährtensuchers verlieren konnte, löste sie sich schwer atmend von ihm. „Dariel, ich ...", der Versuch mit ihm zu sprechen ging in einem Stöhnen unter, denn seine Hände legten sich besitzergreifend auf ihre Flügel.

Hastig versuchte sie, die Kontrolle zurückzugewinnen. Was sie ihm sagen wollte, war wichtig, doch es gelang ihr nicht. Das Verlangen nach seinen Berührungen war viel zu groß. Michaela wollte ihn überall spüren. Dass es nun er war, der sie in Richtung Schlafzimmer dirigierte, ließ ihr Herz vor Vorfreude schneller schlagen.

Wieder sorgte Dariel dafür, dass sich die Türe hinter ihnen schloss. Wenn aus einem der gefährlichsten Wesen dieser Welt eine gewöhnliche Frau wurde, dann war dieser Anblick nur für ihn bestimmt. Grinsend zupfte er die Spange aus ihren Locken und beobachtete, wie ihre Haare sofort auseinanderfielen. Seine Finger schnappten sich eine Strähne. Als er leicht daran zog, folgte sie der stummen Anweisung.

Michaela legte den Kopf zur Seite. Immer noch brannten die unausgesprochenen Worte auf ihrer Zunge: „Dariel." Sanfte Küsse auf ihrem Hals ließen ihre Flügel zittern. Halt suchend glitten ihre Hände über seinen Oberkörper, bis sich ihre Finger im Bund seiner Hose verhakten. Sofort zog sie ihn noch näher. Es fühlte sich an, als wäre ihr Körper völlig ausgehungert und nur seine Berührungen konnten daran etwas ändern.

Spielerisch zwickten seine Zähne in ihren Hals, als der weibliche Erzengel versuchte, den Gürtel zu lösen. Mit einer Hand umfasste er ihre Handgelenke: „Noch nicht." Die Frustration, die sich bei diesen Worten in ihre hellgrünen Augen schlich, ließ ihn schmunzeln. Zärtlich strich sein Daumen über ihre von den Küssen geschwollene Unterlippe: „Wir haben Zeit oder hast du heute Nacht noch etwas anderes vor?"

In ihrem Blick veränderte sich etwas. All die Verführung und Versuchung war aus ihrer Stimme verschwunden als Michaela ihm versicherte: „Ich will dich nicht als Teil einer Sammlung, Dariel." Er sollte wissen, dass sie ihre Worte ehrlich meinte.

Das darauffolgende Lächeln auf seinen Lippen brachte ihre Welt ins Schwanken. „Gut, denn ich möchte auch nicht in das Bett der Hohepriesterin von Byzanz", die Verwirrung in ihrem Blick war unbezahlbar, „ich habe Gerüchte gehört, dass es sehr vielen Männern nicht gutgetan hat, mit ihr zusammen gewesen zu sein. Sie haben dieses Bett wohl nicht mehr lebendig verlassen und ich hänge doch sehr an meinem Leben."

„Was?", ihre Stimme klang etwas belegt. Als Michaela einen Schritt zurücktreten wollte, hielt er sie an der Hüfte fest. „Wenn wir schon dabei sind, ehrlich miteinander zu sprechen, muss ich sagen, dass ich nicht der Meinung bin, dass die Königin von Konstantinopel die schönste Frau unserer Welt ist", sprach Dariel weiter, ihre Körpersprache fest im Blick, „sie ist überheblich und eingebildet."

Die Blitze auf ihren bronzefarbenen Flügeln verloschen augenblicklich. Eng faltete sie diese an den Rücken. „Ich verstehe", murmelte der weibliche Erzengel, während sie die Arme vor der Brust verschränkte. Hatte sie wirklich erwartet, dass der Fährtensucher anders war als andere Männer?

Gewitterwolken drängten sich in ihren Kopf. So sehr sie es auch versuchte, sie glitten an jeder errichteten Sperre vorbei. Ich bin nicht hier, um Teil ihrer Sammlung zu sein, grollte seine Stimme in ihren Gedanken wie Donner, ich bin deinetwegen hier, Mika. Das Engelsfeuer, welches sich in ihrer Hand gebildet hatte, zog sich sofort zurück. „Was?"

Ohne die Frage zu beantworten, legte Dariel die Lippen auf ihre. Seine Zunge forderte Einlass in ihren Mund. Keuchend ließ der weibliche Erzengel es zu, als sie verstand. Du hast mich auf den Arm genommen. Absichtlich jagte sie ein paar kleine Funken ihrer Macht durch ihre Finger direkt in seine Haut. Lachend entlud sich das Gewitter in ihrem Kopf.

EngelsfährteWhere stories live. Discover now