8 - Normal life

10K 396 43
                                    

,,Sunnyboy, bist du bereit?", fragte Jace und hatte seine Hände auf die Schultern seines Gegenübers gelegt. 

,,Ich denke schon", antwortete dieser. ,,Nervös?", fragte Marco. ,,Sowas von", antwortete Matteo.

,,Aber Jace hat dich in den zwei Monaten, in denen du hier bist, gut ausgebildet. Dein Auftrag ist außerdem nicht schwer. Das schaffst du mit links und verbundenen Augen", bestärkte der Ältere ihn noch. 

,,Danke. Dann kann es ja los gehen... denke ich", murmelte Matteo unsicher und fand sich kurz darauf in Jaces Auto wieder. 

,,Wir haben den Vorteil, dass es schon November und damit arschkalt ist. Du siehst zudem in deinen Straßenklamotten immer noch selbst aus wie ein Penner. Wenn du den Pennern sagst, wie gut der Stoff ist und sie mal daran riechen lässt, kriegen wir ziemlich wahrscheinlich neue Kunden. Die Knarre hast du zur Not unterm Mantel, aber ich werde dich sowieso beobachten, also kann nichts passieren", erklärte der Fahrer noch einmal.

,,Klingt irgendwie creepy", grinste Matteo. ,,Ja ja... Lach nur. Jetzt raus hier. Viel Glück", wünschte Jace und fuhr wieder mit dem Auto davon.

Matteo schlürfte zu einem der Plätze, an denen viele Obdachlose sich aufhielten und setzte sich zu einer Gruppe. 

,,Ganz schön frostig, was?", fing er an. ,,Da stimme ich dir zu, Kleiner", brummte ein alter Mann und vergrub seine Hände tiefer in seiner Jacke.

,,Ich hab guten Stoff. Sehr guten. Damit spürt ihr es nicht mehr. Für euch gehe ich sogar im Preis runter. Wir gehören ja zusammen", gaukelte der Junge vor. 

,,Was hast du denn?", fragte ein scheinbar Teenager interessiert. ,,Hier", antwortet Matteo und reichte ihm ein Tütchen. 

,,Sehr gutes Zeug", bestätigten alle, die daran rochen. ,,Interesse?", fragte der Brünette. 

,,Woher hast du sowas überhaupt? Bist du Bulle?", wollte ein misstrauischer Kerl wissen. ,,Oh nein. Aber ich kenne ein paar Leute", antwortete Matteo. 

Höhö, sowas wollte ich schon immer mal sagen, dachte er sich.

Er nannte den Preis, der für solch guten Stoff nicht teuer war, allerdings als Obdachloser schwer zusammen kratzbar war.

Trotzdem hatte Matteo sich einige Kunden verdienen können. In einer Straße traf er sich mit Jace und stieg zu ihm ins Auto, wo er erstmal tief durchatmete und sich wieder entspannte. 

,,Gut gemacht. Bin stolz auf dich", lobte dieser. ,,Danke", hauchte Matteo und seine Wangen wären rot geworden, wenn sie das durch die Kälte nicht eh schon gewesen waren.

,,Wieso eigentlich obdachlose? Ist das nicht etwas... ich weiß nicht... Niveaulos?", fragte er. ,,Läuft grad nicht ganz wie gewollt", antwortete Jace. 

,,Es gibt gerade etwas Stress mit den Leuten in Italien. Ich muss dahin, wenn das Wetter wieder gut ist. Außerdem hat einer unserer wichtigsten Kontakte ins Ausland gerade dicht gemacht. Ich bin dran, aber im Moment müssen halt die Penner her halten", erklärte er weiter. 

,,Leute in Italien?", fragte Matteo. ,,Jep", antwortete sein Chef. ,,Etwa die Mafia?", hakte der Jüngere nach.

,,Erstens ist nicht jeder Italiener Mafiosi, Sunnyboy. Zweitens wir haben Kontakte zur Mafia, si", sagte Jace locker. ,,Was denkst du denn wieso ich so gut Italienisch sprech?", fragte er.

Wo bin ich hier nur reingeraten?, fragte Matteo sich.

,,Keine Sorge, du musst mit denen nichts zu tun haben. Du kannst ja sowieso kein Italienisch", sagte der Blonde vorwurfsvoll. 

,,Kann halt nicht jeder so sprachbegabt wie du sein", brummte der Kleinere. ,,Naja, ich habe auch jahrelange Übung", meinte Jace. 

,,Seit wann machst du dieses illegale Zeug eigentlich alles?", fragte Matteo. ,,Zu lang", bekam er als Antwort. 

,,Jace, ich bin jetzt schon zwei Monate bei euch und ich weiß immer noch nichts über dich", beschwerte er sich. 

,,Ja... je weniger wir voneinander wissen, desto besser. Ich weiß, dass du das noch nicht verstehst aber es ist einfach besser", rechtfertigte Jace sich. 

Der Jüngere verschränkte die Arme vor der Brust und sah stur aus dem Fenster. 

,,Sei jetzt doch bitte nicht beleidigt", seufzte der Blonde. ,,Du weißt alles über mich, weil du mich wochenlang gestalkt hast, aber ich weiß nicht außer deinen Namen, der ja noch nicht mal dein echter Name ist!", meckerte der Kleinere.

 ,,Matteo, bitte. Mach jetzt kein Drama", bat Jace. ,,Findest du das etwa nicht unfair?", fragte Matteo.

,,Naja, gerecht ist was anderes..." ,,Siehste? Also jetzt tu mir doch bitte den Gefallen und erzähl mir irgendwas über dich! Wir müssen eh noch eine Viertelstunde fahren und da will ich nicht streiten."

 ,,Na gut... also ich bin in unserem illegalen Geschäft schon sehr lange drin. Länger als es sein sollte... Deshalb habe ich dich auch zu uns geholt... ich wollte nicht, dass du in etwas noch schlimmeres als unsere Organisation reinrutscht...", find Jace an.

Wieso erzähle ich überhaupt was? Ich bin ihm nichts schuldig. Außerdem bin ich der Boss, dachte er.

Trotzdem erzählte er weiter: ,,Bevor ich vor mittlerweile fünf Jahren die Leitung übernommen habe, ging es bei uns viel schlimmer zu. Doch dann ist unser Anführer gestorben und einige unserer Leute haben uns in dieser sehr schweren Zeit allein gelassen. Ich war zwar erst 18, aber schon lange dabei und übernahm daher die Führung. Ohne Marco und ob du's glaubst oder nicht ohne Bill hätte ich das niemals geschafft."

,,Hättest du nicht manchmal gerne wieder ein normales Leben? Willst du nicht heiraten und 
Kinder großziehen? Hattest du nicht als Kind den Traum in einem großen Haus zu wohnen und einen Hund zu haben, weil dir deine Eltern nicht erlaubt haben einen zu besitzen?", wollte Matteo wissen. 

,,Ich hatte nie ein normales Leben. Klar wollte auch ich als kleiner Junge Feuerwehrmann werden, aber mir wurde schon vor meinem 10.Lebensjahr klar gemacht, dass ich es nie zu etwas bringen würde. Ich hab mich damit abgefunden... Es ist okay wie es ist", antwortete der Blonde. 

,,Mhm", brummte der Jüngere und spürte plötzlich eine Hand auf seinem Bein. 

,,Sunnyboy, ich weiß, dass du dir ein normales Leben mit Kindern und einer Frau gewünscht hast, aber das wird vermutlich nichts mehr... Aber mach dir keine Sorgen, okay? Ich werde immer auf dich aufpassen! Versprochen! Du wirst glücklich werden, das weiß ich", sagte Jace und man konnte anhand der kleinen Fältchen unter seinen Augen erkennen, dass er lächelte.

,,Danke, Jace", murmelte Matteo. 

Bosses BoyfriendWhere stories live. Discover now