24 - future

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Ein und halb Jahre waren vergangen.

Es war mittlerweile Sommer und Jace saß immer noch in Italien bei Derek fest. Er hatte nicht einmal versucht zu fliehen, da er wusste, dass er nie seine Ruhe haben würde, wenn Derek am Leben war.

Die Möglichkeit ihn zu töten hatte er auch nicht gehabt. Er hatte keine Freiheiten, an Waffen kam er erst recht nicht.

Naja, er kam an Küchenmesser. Damit konnte man theoretisch jemanden - genauer gesagt Derek - umbringen. Allerdings war erstechen durchaus persönlicher als jemanden einfach von Distanz zu erschießen.

Auch wenn Jace es ungern zugab, war Derek ein wichtiger Teil seiner Vergangenheit und er wollte ihn nicht erstechen.

Das war ohnehin schon keine Art des Mordens, die er gut fand.

Doch an diesem viel zu heißen Sommertag entschloss Jace sich seine Prinzipien über Bord zu werfen und zu fliehen.

Aus der Küche hatte er ein Steakmesser genommen und wartete auf seinen Exfreund.

Nur wenig später stand er über der Leiche mit durchgetrennter Kehle und zitterte. Er beugte sich runter und küsste Derek auf die Stirn.

Das Messer wusch er. Seinen alten Freunden hinterließ er auch einen Zettel:

Tut mir Leid, aber ich musste ihn töten.
Ich muss zu Matteo zurück.
Ich hoffe ihr versteht das.
Ich würde mich freuen,
Wenn wir uns vielleicht doch noch zusammenschließen könnten.
Love you,
J.J.

Er fuhr mit einem Zug nach Österreich, aber wusste nicht wie er weiter kommen sollte. Er hatte immerhin kein Handy und konnte so nicht mal eine Zugverbindung rausfinden.

Er wusste ja nicht einmal ob es die Organisation noch gab.

Oder ob Matteo und die anderen noch lebten. Oder wo sie waren. Oder ob sie ihn überhaupt sehen wollten.

*

Matteo fuhr etwas genervt mit seinem Bike und seinem Fake-Ausweis in der Tasche nach Österreich.

Ein Marco Müller wurde dort verhaftet und hatte seine Nummer als Notfallnummer angegeben.

Matteo wusste nicht einmal wer Marco Müller war. Vielleicht war es wirklich Marco, schließlich war dieser gerade nicht zuhause.

Aber war er wirklich so blöd und ließ sich verhaften?

Matteo kam an der Polizeistation an und betrat das Gebäude. Er zeigte den Ausweis und wurde zu einer der Zellen gebracht.

Zu seiner Überraschung saß dort nicht Marco, sondern ein Mann mit dunkelroten Haaren. Er hatte seinen Blick gesenkt und Matteo und den Wachmann daher noch nicht bemerkt.

,,Herr Müller, ihr Notfallkontakt ist hier", sagte letzterer. ,Marco' sah auf und seine Augen weiteten sich.

Er wurde aus der Zelle gelassen und musste ein paar Papiere unterschreiben. Dann bekam er seine Privatsachen zurück.

Portmonee und Handy stopfte er in die Hosentaschen, ehe er sich einen Ring zurück an den Finger steckte.

,,Du hast ihn behalten", hauchte Matteo. ,,Ich habe ihn bis vorhin nicht abgenommen", gab Jace beim Rausgehen zu.

,,Was machst du hier? Wie bist du hergekommen? Warum zur Hölle sind deine Haare rot? Und was ist mit Derek?", sprudelte es aus dem Jüngeren.

,,Ich bin hier weil ich verhaftet wurde. Ich bin Zug gefahren. Ich hab meine Haare gefärbt und Derek ist tot", antwortete Jace.

,,Oh", machte Matteo. ,,Naja, jetzt bin ich frei", lächelte der Rothaarige. ,,Und wieso hast du dich verhaften lassen? Hast du 'ne Ahnung wie gefährlich das war?", fragte der Kleinere.

,,Ja, hab ich, aber ich wusste ja nicht, wo du bist oder ob du noch lebst. Und ich brauchte eine Mitfahrgelegenheit. Ja, ich weiß auch, dass das gewaltig schief gehen hätte können, aber ich musste dich so bald wie möglich sehen", antwortete der Ältere.

,,Kannst du mich jetzt umarmen?", fragte er. ,,Ich- äh- ich- nein! Du warst über ein Jahr weg! Ich hab mir so lange Hoffnungen gemacht, dass du einfach vor der Tür stehst und mich küsst. Aber du bist nicht gekommen! Ich hab meinen 18. Geburtstag ohne dich gefeiert, ich hab den Jungs allein erklärt, dass Jim tot ist, wir haben ihn ohne dich begraben. Die anderen haben mir eingeredet, dass du auch tot bist!", schrie Matteo.

,,Micino, es tut mir leid! Es tut mir so so leid! Glaubst du für mich war es leicht? Ich hatte keine Freiheiten. Glaubst du, du bist der einzige der jemanden vermisst hat? Ich hab jeden Tag an dich gedacht! Derek wollte mich zwingen den Ring abzunehmen! Jeden Tag hat er es versucht! Ich wollte bei dir sein, aber ich konnte nicht. Ich konnte Derek nicht erstechen! Bis ich es gestern doch getan hab", er war gegen Ende immer leiser geworden.

Matteo, über dessen Wangen schon Tränen strömten, schlang seine Arme um den Größeren. Etwas überrascht erwiderte dieser die Umarmung.

,,Ti amo, Micino", flüsterte er. ,,Ich liebe dich auch", nuschelte Matteo und zog ihn noch fester an sich.

,,Deine Frisur steht dir übrigens", grinste Jace. Matteo hatte sich die Haare kurz schneiden lassen.

,,Die Erinnerung, dass du immer mit meinen langen Haaren gespielt hast, hat zu sehr weh getan", gab er zu.

,,Gibt es eigentlich die Organisation noch? Wohnt ihr noch zuhause? Wie geht es den Jungs? Wie geht es dir?", fragte diesmal Jace.

,,Ja uns gibt es noch und ja wir wohnen da noch. Den Jungs geht es ganz gut glaub ich und mir sowieso. Schließlich hab ich dich wieder", antwortete Matteo.

Der Rothaarige nahm das Gesicht des Kleineren in seine Hände. ,,Darf ich dich küssen?", fragte er leise. ,,Ich bitte drum", hauchte der Brünette.

Kurz darauf lagen ihre Lippen aufeinander. Mit noch mehr Leidenschaft als bei ihrem letzten Kuss.

Dieser Kuss war der erste Kuss für eine lange Zukunft.


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Bosses BoyfriendWhere stories live. Discover now