10 - Schwach

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Am nächsten Vormittag ging Matteo wie verabredet rüber zu dem Haus von Jace und klingelte. 

,,Ich komme!", hörte er von drinnen jemanden schreien und dann die Treppe runterpoltern. 

Kurz darauf wurde von Jace die Tür aufgerissen und er zupfte gerade noch den Mundschutz zurecht.

Matteo starrte ihn verwirrt an. Der Blonde trug eine bis zur Hüfte reichende Jogginghose, aus der der Bund seiner Boxershorts reichte, und dazu ein Crop Top Hoodie, sodass Matteo freie sich auf seinen Bauch hatte. 

Unter dem Hoodie spitzelte ein Teil eines Tattoos hervor.

Scheiße, sieht der Typ heiß aus, dachte Matteo und konnte seinen Blick nicht abwenden, auch wenn er wusste, dass dieser Gedanke mehr als falsch war.

,,Also ich hab ja nichts dagegen, wenn du mich anschaust, aber es zieht kalt ins Haus und wir wollten ja noch deinen neuen Auftrag bereden", riss Jace ihn aus seinen Gedanken. 

,,Ähm... äh... sorry... ich... äh", stammelte Matteo. ,,Alles gut. Komm einfach rein", sagte der Blonde und schloss hinter den beiden die Haustür.

Dann nahm er auf einem Sessel Platz und der Jüngere setzte sich auf die Couch schräg daneben.

,,Ich weiß ja, dass es dir gestern echt beschissen ging, aber ich brauch dich für einen neuen Auftrag. Die anderen Jungs sind alle anderweitig beschäftigt", meinte Jace und zog ein entschuldigendes Gesicht.

,,Was ist der Auftrag?", fragte Matteo. ,,Ein Deal. Nur ein bisschen was verkaufen. Ich will nur sehen, wie du dich machst, ich bin auch immer da", antwortete der Blonde.

,,Gut. Wann?", wollte der Jüngere wissen. Er wollte es einfach nur hinter sich bringen, um sich danach mit einer Tasse Tee ins Bett zu setzen und über Jace nachzudenken. 

,,Ich ruf den Kunden an und mach mit ihm etwas aus, ja?", fragte Dieser. Kopfnicken folgte.


Eine Stunde später saß Matteo neben Jace im Auto und sie fuhren zu einer einsamen Straße, in einem Viertel, das meistens von der Polizei gemieden wurde. 

,,Der Kunde wird versuchen zu verhandeln, das tut er immer, aber lass dich einfach nicht drauf ein. Es sollte also alles glatt gehen. Falls trotzdem etwas sein sollte bin ich da", erklärte der Boss noch einmal. 

,,Gut, danke", sagte Matteo und hüpfte aus dem Auto. Er ging zu der Gasse, an der er sich mit dem Kunden treffen wollte.

Jace folgte ihm, blieb aber in Deckung, damit der Kunde ihn nicht sehen konnte.

 Die anderen Jungs hatte er eigentlich nie auf Aufträge begleitet, aber erstens sorgte er sich um seinen Neuling und zweitens hatte er die Befürchtung, dass er im Ernstfall seine Waffe nicht verwenden würde.

Der Kunde kam und stellte sich gegenüber von Matteo hin. ,,110€", verlangte dieser. ,,80€", wollte der Käufer verhandeln. 

,,110 und keinen Cent weniger", wiederholte der Brünette. ,,90", schlug der Kunde vor. ,,Nein! 110", sagte Matteo mit mehr Nachdruck in der Stimme. 

Der Kunde zückte zu aller Überraschung eine Waffe. ,,Du wolltest ja nicht verhandeln! Also gib mir deine Ware!", zischte der Typ.

Matteo verfiel in eine Schockstarre und bewegte sich kein Stück mehr. 

Der Mann, der eine Waffe auf ihn gerichtet hatte, entsicherte sie. ,,Mach schon, du Penner", knurrte er. 

Immer noch keine Reaktion. Dann ein Knall. Gefolgt von dem Geräusch eines fallenden Körpers. Danach nur noch Stille.

Geschockt starrte Matteo den leblosen Mann vor sich an und brauchte um zu verstehen was passiert war. 

Kurz darauf wurde er an den Schultern rumgerissen und starrte nun Jace an. ,,Geht es dir gut?", wollte er wissen und legte seine Hände an Matteos Wangen. 

Immernoch brachte dieser kein Wort heraus und starrte ihn einfach nur an. 

,,D-du h-hast ihn umge-gebracht", stotterte er. ,,Tut mir Leid, aber er hätte dich sonst getöten und das konnte ich nicht zulassen", meinte Jace. 

Tränen begannen über die Wangen des Jüngeren zu laufen und er wurde an eine Brust gezogen. Ohne zu Zögern schloss er die Arme um Jaces durch das Crop Top freiliegenden Bauch und spürte so dessen Haut unter seinen Fingern. 

Matteo schluchzte nicht, aber die Tränen nahmen trotzdem immer weiter seinen Lauf und er hielt sich fester an Jace fest. ,,Sht", machte dieser und strich dem Jüngeren durch die Haare. 

,,Es ist alles gut", raunte er und bereute es in gewisser weise den Typen vor Matteos Augen erschossen zu haben. 

,,Muss ich das auch mal tun?", fragte der Kleinere leise. ,,Ich werde versuchen, dass es nicht passiert, aber es könnte sein... Tut mir Leid... aber wir müssen jetzt weg von hier", antwortete Jace. 

Er zog den Brünetten zum Auto und fuhr los. Die Leiche ließen sie in der Gasse liegen.

Während der Fahrt warf Jace Matteo immer wieder besorgte Blicke zu.

Dann hielten sie vor den zwei Häusern, in denen die Jungs wohnten. ,,Tut mir wirklich leid, dass es so eskaliert ist", entschuldigte Jace sich. 

Matteo zuckte nur mit den Schultern. ,,Gehört ja zu unserem Job... es war nur... schockierend", flüsterte er dann. 

,,Willst du rüber zu den Jungs oder bei mir bleiben?", fragte der Blonde. ,,Bei dir, wenn es okay ist. Ich will nicht, dass die anderen mich so schwach sehen", antwortete Der Jüngere. 

,,Klar. Komm mit."

Hand in Hand gingen die beiden in das Haus. ,,Willst du duschen gehen? Ich kann dir Tee machen", meinte Jace. Matteo nickte. ,,Nehm dir dann einfach Klamotten aus meinem Schrank", sagte der Ältere und ging in die Küche. 

Etwas später kam ein immer noch deprimierter Matteo mit Jaces Klamotten am Körper ins Wohnzimmer und nahm dankend den Tee an. 

Er lehnte sich einfach an Jace und pustete, damit der Tee abkühlte. ,,Tut mir Leid, dass ich so schwach bin", murmelte er. 

,,Du bist nicht schwach. Das ist eine menschliche Reaktion, Bellissimo. Du bist gut, wie du bist", fand der Blonde und zog seinen Mundschutz runter, um dem Jüngeren einen Kuss gegen die Schläfe zu drücken. 

,,Ich mag es, wenn du das machst", raunte dieser. ,,Ich auch", hauchte Jace zurück. ,,Oh, hab ich das laut gesagt?", fragte Matteo ertappt. Er erhielt ein Nicken gefolgt von einem Grinsen als antwort. 

,,Aber du bist nicht schwach, ok? Denk sowas nicht. Du machst einfach im Moment viel durch. Es ist okay zu weinen", meinte Jace. 


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Bosses BoyfriendWhere stories live. Discover now