21 - Kühlschrank

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Es war dunkel und noch kälter geworden. Matteo und Jace lagen eng aneinander gekuschelt auf einer dünnen, alten Matte. 

Sie hatten nicht viel Schlaf bekommen, aber irgendwann hatten beide es doch geschafft. Jace wurde geweckt, indem jemand leicht an seiner Schulter rüttelte. 

Er öffnete die Augen und sah direkt in Ricks Gesicht. ,,Was?", fragte er. ,,Derek will dich sehen", antwortete Rick. 

Vorsichtig, um Matteo nicht zu wecken, stand Jace auf und streckte sich kurz. Rick packte ihn am Oberarm und zog ihn aus dem Bungalow. 

Ein kalter Windstoß fegte um ihn und langsam sammelten sich Schneeflocken auf seinem braunen Haaransatz. 

Er wurde einmal um den ganzen Bungalow gezerrt. Es gab eine Hintertür, das wusste er von früher noch. 

Vor einigen Jahren hatten Derek und er eines der Zimmer in dem Bungalow renoviert. Es war zu ihrem Rückzugsort geworden. 

Doch das war Jahre her, weshalb der Raum wahrscheinlich auch schon mit Spinnweben und Staub befüllt war. 

Rick klopfte an die Tür, die im nächsten Moment geöffnet wurde. Derek stand dort und grinste. 

,,Jackson, komm doch rein. Rick, geh wieder auf sein Betthäschen aufpassen", befahl er.

,,Hör auf mich Jackson zu nennen und Matteo ist nicht mein Betthäschen!", knurrte Jace und kam in den Raum, der trotz einigen Spinnweben und dreckigen Fenstern wie noch vor Jahren aussah. 

,,Kannst du dich noch daran erinnern, was wir hier damals alles gemacht haben?", fragte Derek. ,,Kann ich", brummte Jace. 

,,Also was willst du?", wollte er wissen. ,,Du weißt sicher, dass ich das Leben von dir und dem kleinen Jungen ziemlich in der Hand hab. Und du bist klug, also wirst du dir denken können, dass ich nicht will, dass du stirbst. Allerdings hätte ich kein Problem damit dein Betthäschen umzubringen", antwortete Derek. 

,,Er ist nicht mein Betthäschen!", zischte Jace. ,,Jaja, auch egal. Er bedeutet dir was. Egal ob ihr nun fickt oder nicht. Ich weiß, dass du sehr viel tun würdest, um ihn am Leben zu erhalten", erklärte Derek. 

,,Komm zum Punkt", forderte der Blonde. ,,Vieni con me", hauchte Derek (Übersetzung: Komm mit mir).

,,Erstens hör auf mit mir Italienisch zu sprechen und zweitens werde ich nicht mit dir mitkommen. Nirgendwohin. Ich werde Matteo und die Jungs nicht einfach für dich verlassen", sagte Jace. 

,,Du weißt ich habe Jim umgebracht. Ich habe sicherlich kein Problem damit deine anderen Leute und besonders Matteo auch zu killen", grinste Derek. 

,,Ich glaube dir erst, dass Jim tot ist, wenn ich es mit eigenen Augen gesehen habe oder glaubst du etwa, dass ich dir vertraue?", fragte der Jüngere. 

,,Na gut. Komm mit. Ich zeig es dir", antwortete Derek und stand von dem Sofa, auf dem sie saßen, auf. 

,,Wir haben ihn noch nicht begraben", murmelte er und stieg die knatschenden Treppen nach oben. 

Er ging in einen Raum, in dem nur ein Kühlschrank auf dem Boden lag. Abgesehen davon war das Zimmer leer. 

,,Bereit?", fragte Derek. ,,Ich hab schon viele Leichen gesehen... dank dir", brummte Jace. 

Sein Exfreund zuckte mit den Schultern und öffnete den Kühlschrank. Zu Jaces Überraschung lag dort tatsächlich eine Leiche. 

Ganz klar die Leiche von Jim. Seine Haut war weiß. An seinem Hals waren Würgemale zu erkennen. 

,,Ersticken ist wohl kein so schöner Tod", murmelte Jace doch etwas geschockt. ,,Ich glaube, Rick hat ihm das Genick gebrochen", meinte Derek. 

Schweigend gingen sie wieder runter, in den Raum, den sie mal ,ihren Raum' genannt haben. 

,,Glaubst du mir jetzt, dass ich nicht davor zurückschrecke alle deine Leute zu töten bis du endlich wieder zu mir zurück kommst?", fragte Derek. ,,Ja, leider", antwortete Jace. 

,,Wundervoll. Entscheid dich möglichst bald. Ich hab keine Lust ewig für dich und deinen Loverboy Essen zu kaufen", meinte der Ältere und drückte ihm zwei Boxen mit Nudeln in die Hand. 

Derek brachte ihn zurück in den anderen Raum des Bungalows. Jace wusste, dass er nicht abhauen konnte. 

Alles was er konnte, baute darauf auf, was Derek ihm mal beigebracht hatte. ,,Überleg es dir gut, Babe", raunte dieser und schubste ihn zu Matteo. 

,,Hast du eine Ahnung, wie ich mich erschrocken hab, als ich aufgewacht bin und du einfach nicht da warst?", fragte dieser vorwurfsvoll. 

,,Tut mir Leid, Micino", Jace küsste ihn auf die Stirn. ,,Derek wollte mit mir reden", fügte er hinzu. 

,,Ich weiß. Ich hab Rick solange belabert bis er es mir einfach gesagt hat", gab Matteo zu. ,,Naw, hat sich da etwa jemand Sorgen gemacht?", wollte der Blonde wissen und stupste ihn in die Wange.

,,Bisschen vielleicht", murmelte der Jüngere.  ,,Süß", fand Jace und lehnte sich nach hinten gegen die Wand. 

,,Was wollte Derek denn?", fragte Matteo. ,,Er hat mir Jims Leiche gezeigt", gab der Größere zu. 

,,Was? Jim ist tot?", harkte der Brünette nach. ,,Ja... tut mir Leid... wir waren zu spät", antwortete Jace und zog Matteo, der schon Tränen in den Augen hatte, an sich. 

,,Was ist passiert?", wollte er wissen. Jace warf einen Blick zu Rick, der an der Tür stand und keinerlei Emotionen zeigte. 

,,Das ist jetzt nicht so wichtig. Hauptsache wir und die anderen Jungs kommen lebend aus dieser Situation", meinte Jace und strich dem Jungen durch die Haare. 

Matteo schniefte und weinte über den Verlust von Jim. 

Zudem wurde seine Angst größer als zuvor. Jim war nur wenig älter als er selbst. Derek hatte trotzdem nicht davor zurückgescheut sein viel zu kurzes Leben einfach zu beenden. 

Außerdem wusste er, dass Derek ihn viel mehr hasste als Jim. Zumindest wenn man Jace glaubte. Und das tat Matteo. 

Er hatte sich geschworen nie wieder den Fehler zu machen ihm nicht zu vertrauen. 

Bosses BoyfriendOnde histórias criam vida. Descubra agora