VIII

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Die Tage gingen ins Land, aus Tagen wurden Wochen und so saß ich kurz vor Halloween in der Bibliothek und schrieb an meinem Aufsatz für Zaubertränke.

Es war gleich 18.35 Uhr, weswegen ich mich etwas beeilen musste, weil der Tarnungstrank sicherlich gleich nachlassen würde.

Hastig kritzelte ich die letzten zwei Sätze auf mein Pergament, packte meine Sachen zusammen, räumte die Bücher, die ich benutzt hatte, wieder an ihren Platz zurück und wollte gerade aus der Regalreihe heraus treten, als Fred mir entgegen kam.

"Hallo Fred...Was machst du hier?", fragte ich unsicher und rückte etwas von ihm ab.

In den letzten Wochen hatte ich bemerkt, dass ich mich irgendwie anders in seiner Nähe fühlte. Ich fühlte mich einfach ständig so beflügelt und sorgenlos. 

Das konnte keineswegs gut sein, denn wenn ich richtig mit meinen Vermutungen lag, hatte ich mich in diesen rothaarigen Zauberer verknallt und das war nun wirklich Gift für mein Geheimnis.

"Ich wollte dir eigentlich helfen und dann mit dir zusammen runter zum Essen gehen", sagte er und lächelte mich breit an.

Ganz schlechtes Timing, dachte ich und versuchte ebenfalls zu lächeln.

Komm doch einfach wieder, wenn ich nicht mehr die Tochter von Snape und fucking Lily Potter bin, sagte ich in Gedanken und sah mich panisch um.

"Ich muss nochmal zu Professor Snape...Ich habe noch ein paar Fragen wegen des Aufsatzes", sagte ich schnell und wusste, dass die Ausrede total bescheuert war.

Professor Snape würde niemals eine Gryffindor helfen - naja außer seiner Tochter -.

Am liebsten hätte ich mir im selben Moment ins Gesicht geschlagen, als ich diese 'Ausrede' erfunden hatte.

"Der wird dir doch eh nicht helfen", sagte Fred und grinste mich belustigt an.

"Mal sehen...vielleicht ja doch...immerhin hat er mir auch schon 20 Punkte gegeben", sagte ich geheimnisvoll und ging an ihm vorbei.

"Willst du ihn wieder mit...du-weißt-schon-was belegen?", fragte Fred mich grinsend und hob eine Braue hoch.

Ich sah zu ihm und spürte sofort die Schmetterlinge in meinem Bauch.

Bei Merlin, dieses Lächeln, dachte ich dämlich grinsend und hörte sofort damit auf, als es mir auffiel.

Hastig drehte ich mich von ihm weg und rannte durch das Schulhaus runter in die Kerker.

Am Ende würde er mir noch hinterher laufen und herausfinden, was ich wirklich hier unten tat.

Klar, ich wollte tatsächlich zu Snape allerdings keineswegs wegen des Aufsatzes, sondern wegen des Tarnungstrankes, der allen verbarg, dass ich Lily Potter verdammt ähnlich sah.

Unsicher klopfte ich an die Tür meines Vaters und wurde sofort hereingelassen.

"Warum bist du so früh?", fragte er mich, als ich hinter mir die Tür schloss.

"Fred...er wollte mir bei meinem Aufsatz helfen und dann mit mir zum Essen gehen...Ich konnte ihn eben noch ganz knapp damit vertrösten, dass ich zu dir wolle, um noch ein paar Fragen bezüglich des Aufsatzes zu klären", erzählte ich.

"Deswegen habe ich dir davon abgeraten, dich mit denen herum zu treiben...Freunde sind zwar etwas gutes, aber vor ihnen kannst du dein Geheimnis niemals für dich behalten", sagte Paps kopfschüttelnd.

"Ja ja, schon klar...", sagte ich und sah ihn abwartend an.

"Wie hast du ihm eigentlich weiß gemacht, dass eine Gryffindor mich nach einer Aufgabe fragen könnte?", fragte er und holte die Trankzutaten aus seinem Schreibtisch.

"Oh...Verwechslungstrank...", sagte ich allwissend und grinste ihn an.

"Tz tz tz ...du gehörst doch wirklich eher nach Slytherin", sagte Paps und schüttelte seinen Kopf.

"Hm", sagte ich schulterzuckend.

Innerhalb der wenigen Wochen im Hause Gryffindor hatte ich mich einigermaßen damit abgefunden, in dem Haus meiner Mutter zu sein. Schließlich hatte ich hier richtig gute Freunde gefunden, bei dem einen war ich sogar schon auf dem besten Wege, mich in ihn zu verlieben.

"Wie läuft es sonst so? Gute Noten?", wollte Paps wissen.

"Joah...Ich mache meine Hausaufgaben und kriege auch gute Noten...Das einzige, was mich echt nervt, ist der Unterricht des pinken Schreckens", sagte ich und sah genervt um mich herum.

"Ist sie wirklich so schrecklich?", fragte Paps und schmunzelte.

"Sie macht mit uns kein bisschen Praxis und wir haben gerade den Patronus-Zauber", sagte ich und verschränkte meine Arme empört vor der Brust.

"Aber du kannst ihn doch?", fragte er verwirrt.

"Klar, aber die anderen nicht", sagte ich und schüttelte den Kopf.

"Willst du etwa allen zeigen, was für ein Tier du hast?", fragte er sichtlich missgelaunt.

"Fred, George und Lee wissen es schon...außerdem weiß niemand von deinem und Mamas Patronus...Außer vielleicht Dumbledore und McGonagall", sagte ich abwinkend.

"Du gehörst wirklich nach Slytherin", sagte er kopfschüttelnd.

"Vielleicht kommt ja eines meiner Kinder nach Slytherin", sagte ich grinsend.

Wie recht ich doch hatte.

"Du willst Kinder?", fragte Paps verwirrt.

"Wieso sollte ich keine wollen?", fragte ich etwas empört.

"Keine Ahnung...ich dachte nur", sagte Paps und erhob seine Hände abwehrend.

"Ist der Trank fertig?", fragte ich und sah auf den Becher, den er jetzt schon seit September benutzte.

"Ja, hier", sagte er und reichte mir das Gefäß.

Wieder schluckte ich alles mit einem Mal herunter und schüttelte mich kurz.

"Igitt", sagte ich und machte mich schon auf den Weg zur Tür, als Paps mich aufhielt.

"Olive, gib auf dich und deine Gefühle acht...Pass auf, wem du vertrauen kannst, bitte", sagte er ernst und riss mich in eine Umarmung.

"Ich liebe dich, Schatz", sagte er seufzend und drückte mich fest an sich.

"Ich dich auch, Paps...Aber ich muss jetzt hoch zum Essen", sagte ich und drückte mich etwas von ihm weg.

"Tschüss, Olive", sagte er und küsste mich auf die Stirn.

"Bis morgen Abend", sagte ich und ging dann aus dem Büro.

Unbeobachtet schlich ich mich hoch in die große Halle zum Essen.

Nur vereinzelt saßen schon Schüler hier, die auf das Essen warteten.


No one knows - die Tochter des PrinzenWhere stories live. Discover now