X

453 29 1
                                    

Schlendernd lief ich durch das Schloss und kam schließlich endlich an der Bibliothek an, nachdem mich das Treppenhaus ein paar mal zum falschen Korridor gebracht hatte.

Genervt ging ich durch die große Tür und stöhnte auf, als ich Fred und George an einem Tisch sitzen sah.

Ganz toll, wenn die beiden hier waren, dann konnte ich mich sicherlich nicht konzentrieren.

"Hey Oli! Komm rüber!", rief Fred und bekam dafür von Madame Pince ein missbilligendes "Psst!".

Wider Willen ging ich zu den Zwillingen und ließ mich träge neben ihnen auf einem Sitz nieder.

"Was gibt's?", fragte ich und nahm meinen Aufsatz aus meiner Tasche.

"Wir brauchen einen Zauber für unsere Knallfrösche...Die knallen nicht laut genug...Und wir brauchen auch noch ein paar Zauber für unser Feuerwerk...", erzählte George und grinste.

"Und warum fragt ihr da mich?", fragte ich seufzend und nahm mir ein Buch über Verwandlung aus meiner Schultasche.

Natürlich wusste ich, warum sie mich danach fragten, aber ich hatte gerade wirklich keine Lust auf Mitwisser, wenn ich gleich - naja in einer halben Stunde - zu meinem Vater hinab in die Kerker steigen würde.

"Du kennst dich doch so gut mit Zaubersprüche aus", sagte Fred und stupste mich neckend an.

"Ich muss noch zwei Aufsätze schreiben...Bei dem hier hänge ich schon viel zu sehr meiner Zeiteinteilung hinterher! Ich will einen guten Abschluss machen!", sagte ich genervt und versuchte irgendetwas aus diesem Textabschnitt herauszulesen.

Ich hatte gerade einmal dreißig Zentimeter geschafft und es sollten mindestens fünfzig sein. 

Genervt stöhnte ich auf und blätterte weiter in meinem Buch über Verwandlung.

"Kannst du uns bitte helfen?", fragte Fred und sah mich mit seinen Hundeaugen an.

Bei Merlin, dieses schöne Gesicht, dachte ich gedankenverloren und vergaß meine Hausaufgaben und meine Sorgen.

"Okay...ihr wollt also, dass es richtig knallt?", fragte ich und schob meine Schulsachen bei Seite.

"Ja klar!", sagten die Zwillinge begeistert.

"Gut...", sagte ich, griff nach einem der Frösche vom Tisch und schwenkte einmal kurz mit meinem Zauberstab.

"Fertig", sagte ich und grinste.

"Und wie knallt das jetzt?", fragte George.

"Wenn man drauftritt", sagte ich grinsend.

"Okay...dann verteilen wir sie...zwanzig Minuten vorm Abendessen in der großen Halle", sagte Fred und grinste ebenfalls.

"Geht nicht...Ich muss noch weiter an meinem Aufsatz schreiben...Sorry Jungs", sagte ich und dachte dabei an meinen Vater.

Schade eigentlich, dass ich nicht mitmachen konnte. 

Ich würde mich einfach bei Paps beeilen und dann noch schnell mitmachen, dachte ich und grinste.

"Schade...aber du wirst es ja beim Essen sehen", sagte George bedauernd und rieb sich die Hände.

"Nicht nur sehen, auch hören", sagte ich und lachte.

"Okay...wie ging der Zauber gleich?", fragte Fred.

Ich ging zu ihm hinüber und flüsterte ihm die Formel ins Ohr, wobei ich seinen Geruch ziemlich in der Nase hatte.

Mein kompletter Verstand drehte bei und ich musste mich wirklich konzentrieren, nicht alles zu vergessen, was ich wusste.

"Gut, dann lassen wir dich hier mal alleine deinen Aufsatz machen", sagte George und stand auf.

Die zwei suchten ihr Zeug zusammen und verschwanden wenig später aus der Bibliothek.

Ich hingegen blieb dort und ging gedankenverloren durch die Regalreihen, um irgendetwas nützliches für meinen Aufsatz zu finden.

Als ich nach zwanzig Minuten immer noch nichts hatte herauslesen können, ließ ich meinen Kopf komplett entnervt auf das offene Buch fallen und stöhnte genervt auf.

Heute würde ich hier sicherlich nichts mehr finden, morgen wäre ich sicherlich nicht so angespannt, wie jetzt. Schließlich war morgen kein großes Festessen und auch kein Streich von Fred und George angesetzt, der mich auffliegen lassen konnte, falls ich beobachtet zu Paps ins Büro ging.

Absolut fertig mit der Welt packte ich meine Sachen zusammen und stieg langsam die Treppen zu den Kerkern hinab.

Was würde Fred wohl sagen, wenn er herausfand, was oder vielmehr wer ich war? Was geschah, wenn er irgendwelche Theorien aufstellte, warum ich jeden Abend zwanzig Minuten vor dem Essen verschwand? Würde er denken, ich hätte einen Freund?

Das sollte ich später noch herausfinden, jedoch erstmal weiter hiermit.

In letzter Zeit machte ich mir wirklich Gedanken über Freds Meinung über mich. Allgemein war er irgendwie andauernd in meinem Kopf.

Ich war vielleicht verliebt, aber ich durfte garantiert nicht mit ihm zusammen sein, denn Liebe macht einen weich, setzt Vertrauen voraus und setzt auch voraus, dass man sich nicht anlügt.

Komplett in Gedanken verloren lief ich auf einmal in jemanden hinein.

"Was macht denn eine Gryffindor hier unten in der Nähe des Slytheringemeinschaftsraums?", hörte ich eine mir nur allzu bekannte Stimme.

Als ich meinen Blick hob, sah ich in die grauen Augen meines einzigen Kindheitsfreundes, der mich nicht erkennen würde, aufgrund eines Trankes, den ich eigentlich langsam mal einnehmen musste.

"Lass mich los, Draco!", sagte ich und schüttelte seine Hände von meinen Oberarmen ab.

"Für dich immer noch Malfoy", sagte er grinsend.

"Ich nenne dich so, wie ich will und jetzt lass mich durch!", sagte ich, stieß ihn hart bei Seite und ging zum Büro meines Vaters.

Draco kam mir hinterher und sah mich interessiert an.

Zaghaft klopfte ich an.

"Herein", kam es dumpf von Innen.

Ich öffnete die Tür und ging dicht gefolgt von Malfoy hinein.

"Olive, komm bitte zu meinem Schreibtisch", sagte Paps und sofort kam ich dem nach.

Draco stand immer noch neben mir und sah sich interessiert um.

"Was wollen Sie denn hier, Mister Malfoy?", fragte Paps und sah seinen Patensohn abfällig an.

"Warum reden sie so mit einer Gryffindor?", fragte mein Kindheitsfreund.

"Verschwinden Sie, Mister Malfoy! Und wehe Sie wagen es sich an der Tür zu lauschen!", sagte mein Vater bestimmend und wies auf die Tür.

Wie ein räudiger Köter verließ mein alter Freund das Büro und schloss hinter sich die Tür.

"Muffliato", sagte Paps und reichte mir meinen Becher.

"Warum hast du ihn schon fertig?", fragte ich erstaunt und kippte das Zeug in meinen Rachen.

"Ich muss hoch und auf die Streiche der Schüler achten, deswegen", sagte er und lächelte mich warm an.

"Okay...Ich geh dann jetzt wohl wieder?", sagte ich und ließ mir noch einen Kuss auf die Stirn geben, bevor ich in den Gang verschwand.

No one knows - die Tochter des PrinzenWhere stories live. Discover now