XI

462 28 2
                                    

Die Zeit verging wie im Flug und so war es immer kälter geworden und der November war auch nach Hogwarts gezogen.

Es war Mitte Dezember, als Fred und George zu mir in die Bibliothek kamen und mir eine freudige Nachricht überbrachten.

"Olive, pack deine Sachen zusammen, wir müssen in den Eberkopf!", sagte einer der beiden und zog mich von meinem Platz hoch.

Es war Fred, zumindest sagte mir das mein Bauch, in dem die Schmetterlinge mal wieder flatterten, als wären sie auf Drogen.

"Wieso denn in den Eberkopf?", fragte ich flüsternd.

"Hermine hatte da einen Idee...Harry unterrichtet uns geheim in Verteidigung gegen die dunklen Künste", sagte George und fing an wahllos meine Sachen in meine Schultasche zu stopfen.

"Ich wollte dieses Wochenende aber eigentlich meine Hausaufgaben machen", sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

Eigentlich fand ich die Idee recht gut, allerdings war das so eine Sache, wenn Umbridge uns die ganze Zeit im Auge hatte, also Harry und wenn ich zu viel in seiner Nähe war...

"Komm schon! Du machst immer deine Hausaufgaben, wenn du sie jetzt einmal nicht gemacht hast, werden die Lehrer bestimmt ein Auge zu drücken", unterbrach Fred meine Gedankengänge und stupste mich von der Seite an.

Ich wollte es nicht, aber das Fred dabei war, war ein ziemlich gutes Argument mitzumachen.

"Meinetwegen", gab ich mich geschlagen, nahm George meine Tasche aus der Hand und machte dort weiter, wo er aufgehört hatte.

"Ich muss aber nochmal in den Schlafsaal und meine Jacke holen", sagte ich entschuldigend.

"Nicht schlimm, wir warten einfach im Gemeinschaftsraum, aber du musst dich etwas beeilen, sonst kommen wir zu spät", sagte einer der Zwillinge.

"Wann ist das Treffen denn geplant?", fragte ich, als wir uns auf den Weg zum Gryffindorturm machten.

"Gegen zwei", sagte Fred und sah auf seine ebenfalls verzauberte Uhr.

"Dann haben wir doch noch 'ne Stunde!", sagte ich und kletterte durch das Portraitloch.

"Kann schon sein, aber wir wussten nicht, wie lange du brauchen wirst", sagte George neckend und stupste mir in die Seite.

"Super lustig. Wo ist Lee?", fragte ich und sah mich nach dem Dunkelhäutigen um.

"Der hat kein' Bock...Beeil dich mal!", scheuchte ein Zwilling mich nach oben.

"Hm", sagte ich und hastete die Treppe zu meinem Schlafsaal hoch.

Oben angekommen, griff ich nach meinem Geldbeutel, meiner Jacke und ein Paar Stiefel. Ich zog mich schnell an, griff noch nach einer Mütze, die ich mir aufsetzte und sprang wieder die Treppen nach unten.

"Wir können los", sagte ich grinsend zu den Zwillingen, die sich wohl ebenfalls ihre Wintersachen geholt und angezogen hatten.

"Sehr gut", sagten sie beide und machten mit mir los runter zum Schlossportal.

Zu dritt meldeten wir uns bei Snape ab, der mich ziemlich tadelnd ansah, und gingen dann runter ins Dorf.

"Was hat Snape eigentlich gegen dich?", fragte George und grinste mich an.

"Er hat es wohl herausbekommen, wie ich ihm die Punkte abgezockt habe", sagte ich grinsend und musste mich in Gedanken für diese Ausrede loben, die ich nun schon seit Schulanfang benutzte.

"Ernsthaft? Wie hast du das eigentlich gemacht?", fragte er und sah zu mir.

"Hat Fred es dir wirklich nicht erzählt?", fragte ich ungläubig und sah verwirrt zu Georges Bruder.

Die zwei waren doch Zwillinge, ich dachte da erzählte man sich generell alles. Außerdem faselten doch andauernd Leute davon, dass Zwillinge - und vor allem eineiige - eine sehr tiefe Bindung hatten und sozusagen sich ihre gegenseitigen Wünsche nur vom Gesicht ablesen konnten.

Fred jedoch machte nur eine Geste, als würde er seinen Mund mit einem Reisverschluss zu machen und abschließen.

Anscheinend traf das mit dieser Zwillingsbindung nur zu, wenn sie ihre Sätze gegenseitig beendeten, als wären sie ein frisch verliebtes Pärchen.

Aber selbst das war - so wie Lee es mir vor einigen Tagen anvertraut hatte - kurz nach Schuljahresbeginn abgeklungen. Allgemein war Lee der Meinung, dass sich die Zwillinge seit dem neuen Schuljahr nicht mehr so gut verstanden. Und damit meinte er nicht etwa, dass sie sich hassten, sondern, dass George Lee erzählt hatte, dass es für ihn immer schwerer geworden war, die Gedanken seines Bruders zu 'lesen'. George wusste einfach nicht mehr so recht, was in Freds Kopf vorging.

"Was hat mir Fred nicht erzählt?", fragte George und sah seinen Bruder empört an.

"Sie hat einen Verwechslungszauber verwendet", sagte Fred mit gedämpfter Stimme.

Ich fühlte mich schrecklich. Ich belog meine besten Freunde und auch noch den Jungen, den ich wirklich mochte und vielleicht sogar liebte. Aber ich musste es ja schließlich tun, sonst wären ich und mein Vater tot.

"Wirklich?", fragte George erstaunt und grinste mich an.

"Hm", sagte ich und konnte nicht verhindern, dass ich rot wurde.

Mein Herz stach, als ich einfach nur dieser Lüge zustimmte.

Seit wann war mein Gewissen so groß? Seit wann?

Seit dem ich hier war und Freundschaft kennengelernt hatte. Seit dem ich diese drei Jungen kennengelernt hatte, die ich unglaublich mochte und diese nicht verlieren wollte.

"Was für einen hast du denn benutzt?", fragte George interessiert.

"Ähm...Rukane", sagte ich, weil es der erste gewesen war, der mir einfiel.

Mit Verwechslungszaubern kannte ich mich eigentlich gar nicht aus. Paps hatte sie mir nicht beigebracht, ich wusste nur von wenigen die Namen durch Bücher.

"Cool", sagte er und grinste.


Wenig später kamen wir am Eberkopf an.

Ich war bisher kein einziges Mal in Hogsmeade gewesen, weswegen ich mich hier gar nicht auskannte.

Zusammen mit Fred und George trat ich ein. Hier saßen sehr viele komische Gestalten, die überwiegend vermummt waren. Allerdings saßen auch in einer abgelegen Ecke einige Schüler. Vor ihnen standen Hermine, mein Bruder und Ronald.

"Wir müssen etwas gegen Umbridge unternehmen!", sagte die Braunhaarige und sah entschlossen in die Reihen der Schüler, die wirklich mehr so wirkten, als wären sie nur hier, um Harrys Geschichte zu hören.

Leise stellten wir uns hinter die sitzenden Schüler und hörten dem goldenen Trio aufmerksam zu.

Harry redete irgendetwas von seinen Kämpfen gegen Voldemort, was mich allerdings nicht sonderlich tangierte, da mein Vater sich immer bei mir über meinen Halbbruder ausgelassen hatte.

Aufmerksam blickte ich mich um und erkannte eine Frau, die interessiert zu uns sah. 

Sofort zog ich meinen Kopf ein und machte mich ganz klein.

Sonderlich großartig hatte ich nicht zugehört. Eigentlich war es mir egal, was mein Bruder durchlebt hatte, mir ging es einzig und allein darum, den Schülern beizubringen, wie sie sich ordentlich verteidigen konnten.

"Gut...dann schreibt jetzt euren Namen auf das Papier", sagte Hermine und deutete auf ein Stück Pergament.

Fred und George waren die ersten und ich folgte gleich danach.

Olive Snavans

Harry und Hermine sahen mich beide interessiert an und lächelten kurz. Wahrscheinlich waren sie froh, jemanden in der Gruppe zu haben, der sich mit Zaubersprüchen auskannte.

"Komm, wir gehen noch zu Zonkos Scherzartikelladen", sagte Fred und zog mich aus dem Eberkopf.

"Dort gibt es voll viel cooles Zeugs", sagte George und schon standen wir auf der verschneiten Straße von Hogsmeade.


No one knows - die Tochter des PrinzenWhere stories live. Discover now