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Weinend saß ich auf meinem Bett.

Was sollte ich denn jetzt tun?

Ich musste weg!

Schnell ging ich zu meinem Schrank, warf achtlos meine Sachen in meinen offenen Koffer.

Das Buch von meinem Vater, Freds Weihnachtsgeschenk, meinen Weasley-Pulli.

Ich konnte hier nicht bleiben. Es war zu gefährlich. Am Ende hatte Fred es schon George und Lee erzählt. Spätestens morgen wäre ich tot. Ich musste verschwinden. Wenn ich einfach weg wäre, würde Voldemort meinem Vater nichts nachweisen können und er wäre sicher.

Ich nahm mir meinen langen, schwarzen Mantel, den mir Paps vor einigen Monaten aus einem Muggelviertel in London mitgebracht und mit einem unaufspührbaren Ausdehnungszauber belegt hatte, und legte ihn auf mein Bett. Ich holte mir die Phiole mit Paps' Erinnerungen aus meinem Koffer und steckte diese ebenfalls in den bodenlangen Mantel.

Schnell packte ich meinen Geldbeutel in eine der Manteltaschen und verschloss meinen Koffer. Ich verkleinerte ihn und ließ ihn ebenfalls in meinen Mantel rutschen.

Dann nahm ich meine Schultasche, räumte all mein Schulzeug hinein, verkleinerte diese ebenfalls und ließ sie in meine Manteltasche gleiten.

Schnell zog ich mir den Mantel an und fühlte mich sogleich unverwundbar.

Jetzt war ich fertig und bereit.

Schnell wandte ich eine Desillusionierungszauber an und nahm das Aussehen meiner Umgebung an.

Leise stieg ich die Treppen zum Gemeinschaftsraum hinunter und sah mich kurz noch einmal um.

Lee und George saßen auf der Couch, auf der ich eben auch noch gesessen hatte und tuschelten leise.

Mir stiegen noch mehr Tränen in die Augen.

Ich würde meine Freunde hier lassen und auch meinen Bruder, der gar nichts von seiner Schwester wusste.

Schnell wandte ich mich wieder dem Portraitloch zu und wartete davor bis jemand hinein kam, oder hinaus wollte.

Es war Harry, der hinaus wollte. Er ging vor mir durch das Portraitloch und ich kletterte ihm unbemerkt hinterher.

Unbemerkt stieg ich die Treppen hinunter und fand mich schließlich vor der Bürotür meines Vaters wieder.

Zaghaft klopfte ich an und entfernte den Zauber von mir.

"Olive, was machst du denn hier?", fragte er besorgt und zog mich in sein Büro.

"Papa, ich muss weg...", sagte ich und sah plötzlich nur noch verschwommen.

"Wie? Du musst weg?", fragte er besorgt.

"Fred weiß, wer ich bin...Er hat bemerkt, dass ich immer zu dir gehe...Er dachte, wir hätten eine Affäre...Ich habe mich verplappert...", gab ich reuevoll zu.

"Aber er wird es doch niemandem sagen", sagte Paps.

"Ich muss weg. Wenn ich weg bin, dann kann dir Voldemort nichts mehr nachweisen...Wenn ich weg bin, bist du in Sicherheit...", sagte ich und schob ihn von mir, denn ich hatte mich entschieden.

Ich würde abhauen.

"Bei Merlin, Olive...Du bist so erwachsen...", sagte Paps und umarmte mich.

"Ich muss jetzt los", sagte ich und schob ihn von mir.

"Du willst also wirklich gehen?", fragte mein Vater und sah mich traurig an.

"Ich muss, Papa...Aber ich komme bestimmt wieder zurück...Und wenn nicht, bin ich trotzdem immer bei dir", sagte ich weinend und umarmte ihn doch.

"Ich liebe dich, Olive, dass du das nie vergisst", sagte er und küsste mich auf die Stirn.

"Ich muss jetzt los, Papa...Bis hoffentlich bald", sagte ich und wandte den Desillusionierungszauber an.

Paps machte mir die Tür auf, belegte mich mit noch einem Desillusionierungszauber und trat in den Gang.

Schnell lief ich durch die Kerker und kam schließlich zum großen Eingangsportal. Ein Paar aus Hufflepuff kam mir entgegen, doch ich achtete nicht groß auf sie. Unbemerkt ging ich hindurch und lief über die Ländereien von Hogwarts. Mein Weg führte mich über die Appariergrenze, wo ich mich in Luft auflöste und disapparierte.


Dieser Brief erreichte Fred Weasley am 1. April, seinem Geburtstag mit der Aufschrift Alleine öffnen und nach dem Lesen verbrennen oder anderweitig vernichten. TOP SECRET:

Lieber Fred,
ich wünsche die alles gute zu deinem Geburtstag. Du sollst wissen, dass ich dich nie anlügen wollte, aber ich musste. Meine Mutter ist eine muggelstämmige Hexe und mein Vater ein ehemaliger Todesser. Wie du weißt, ist Voldemort zurück, weswegen ich nach Hogwarts gehen sollte, damit ich sicher bin. Wenn Voldemort Wind davon bekommen hätte, dass mein Vater ein Kind mit einer muggelstämmigen Hexe hat, hätte er Paps und mich getötet. Dumbledore hat mir und meinem Vater die Zutaten für den Tarnungstrank zur Verfügung gestellt. Deswegen bin ich jeden Abend vor dem Essen in Snapes Büro gegangen. Ich musste den Trank jeden Abend einnehmen weil ich meiner Mutter sonst viel zu ähnlich sehe. Meine Mutter ist Lily Potter, geborene Evans. Deswegen auch Snavans. Snape und Evans. Meine Mutter und mein Vater trafen sich vor weit mehr als 18 Jahren im Tropfenden Kessel. Lily hatte Streit mit James. Am nächsten Morgen wachte mein Vater neben Lily auf. In einem Zimmer im Tropfenden Kessel. Neun Monate später lag ich dann auf der Türmatte meines Vaters. Er hat mich bei sich aufgenommen und auf mich aufgepasst. Eigentlich heiße ich Olive Lily Snape-Evans. Ich hoffe du verstehst meine Geheimnistuerei. Ich bin inzwischen in Sicherheit und wollte dir zu deinem Geburtstag die Wahrheit schenken. Meine Wahrheit über mich. Ich liebe dich und werde auch nicht damit aufhören, Fred.
In Liebe
Olive Lily Snape-Evans

No one knows - die Tochter des PrinzenWhere stories live. Discover now