XII

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Heute war Samstag und in einer Woche wäre der erste Advent.

Paps hatte mir schon erzählt, dass er mit mir während der Weihnachtsferien in Hogwarts bleiben würde, weil er ziemlich viel zu kontrollieren und sich kein anderer Lehrer bereiterklärt hatte, auf die Slytherins acht zu geben.

Zusammen mit Fred und George saß ich beim Frühstück.

"Kommst du dann eigentlich mit zum Quidditch?", fragte mich einer der beiden.

"Nein...ich muss immer noch haufenweise Hausaufgaben machen...Entschuldige, aber ich habe euch schon letztes Mal zugesehen...Ich muss wirklich noch drei Aufsätze schreiben und irgendwelche Zutaten vom Felix Felicis herausfinden...", entschuldigte ich mich.

Alle drei Aufsätze mussten wir in Zaubertränke schreiben und ich hatte schon seit zwei Wochen die Aufgaben nicht abgegeben, weil ich entweder keine Lust hatte, obwohl ich andauernd in der Bibliothek saß und sozusagen Stammgast dort war, oder weil mich Fred, George oder Lee davon abhielten, zu arbeiten und ich nur begrenzt Zeit hatte, bis ich runter in die Kerker musste, und langsam konnte ich Paps nicht mehr vertrösten. Außerdem wäre das auch aufgefallen.

Klar, ich wusste viel über Zaubertränke und ihre Zutaten, aber das alles zu Papier zu bringen war doch sehr viel anstrengender und zeitaufwendiger.

"Schade...Schade, dass du so sehr auf einen guten Abschluss aus bist", sagte Fred enttäuscht.

"Nachher bei der Siegesfeier bin ich aber mit dabei, okay", sagte ich und stupste Fred aufmunternd von der Seite an.

Immer noch befand er sich tief in meinem Kopf und wahrscheinlich auch in meinem Herz, aber ich konnte ganz einfach nicht mit ihm zusammen sein, das war viel zu gefährlich. 

Außerdem hatte ich jetzt schon genug Schmerzen, wenn ich ihn als einen Freund anlog, aber wenn ich ihn als meinen Freund anlügen würde, würde ich wahrscheinlich von Innen zerbersten.

"Sehr sehr Schade, Oli", sagte nun auch Lee, der neben mir saß.

"Ich hätte heute wieder einmal kommentiert", sagte er und sah mich ebenfalls enttäuscht an.

"Vielleicht komme ich ja auch noch zum Spiel, wenn ich Zeit habe", sagte ich aufmunternd und versuchte zu lächeln.

"Seid ihr bereit?", fragte Harry, der gerade zu uns gekommen war.

"Immer bereit", sagten Fred und George grinsend.

"Kommst du auch mit zuschauen?", fragte mein Halbbruder an mich gewandt.

"Nein, ich muss Hausaufgaben machen...Sonst kriege ich Stress mit Snape...Ich muss immer noch die Aufgaben von vor zwei Wochen abgeben", sagte ich und zuckte mit den Schultern.

"Ein Wunder, dass er dir das überhaupt hat durchgehen lassen", sagte Harry grinsend.

"Tja...ich kann's halt", sagte ich ebenfalls grinsend und stand auf.

"Wenn du so gerne lernst, kannst du dich ja mal mit Hermine zusammen setzen", sagte er und lachte.

"Ich brauche nicht zu lernen, ich weiß alles", sagte ich, klaubte meine Sachen zusammen und schulterte meine Tasche.

"Tschüss Fred, Tschüss George und viel Glück euch", sagte ich und umarmte meine beiden besten Freunde nacheinander.

Als ich Fred umarmte, wurde mir ganz warm und am liebsten hätte ich mich nie wieder von ihm gelöst, weil sich seine Nähe so gut anfühlte.

"Viel Glück auch dir kleiner...Br...äh...Sucher", sagte ich und wuschelte meinem Bruder durch die Haare.

"Tschüss", sagten sie alle wie aus einem Mund.

Kurz winkte ich noch einmal, kehrte ihnen dann den Rücken zu und ging hoch in die Bibliothek.

Oben angekommen setzte ich mich an einen Tisch in einer Regalreihe und packte mein Zeug aus.

Drei angefangene Aufsätze über Wolfswurz, Baldrian und die Schlafbohne. Und noch einen noch nicht begonnenen Aufsatz über die Zutaten des Felix Felicis.

Ich stand auf und ging zu Madame Pince, um sie nach einem guten Buch über Wolfswurz zu fragen.

"Guten Tag, Madame Pince", begrüßte ich sie leise.

"Wieso bist du denn hier und nicht unten beim Stadion?", fragte sie und sah mich über ihre Brille genau an.

"Ich muss noch drei Aufsätze schreiben...Können Sie mir ein Buch über Wolfswurz empfehlen?", fragte ich.

"Oh...ja...die stehen alle in Reihe 67 C", sagte sie und versuchte mich freundlich anzulächeln.

"Dankeschön", sagte ich und machte mich auf den Weg in Reihe 67 C.


Drei Stunden später war ich fertig mit den Aufsätzen über die drei Zutaten und stand auf.

Jetzt hatte ich keine Lust mehr, auch noch einen Aufsatz über die Zutaten des Felix Felicis zu schreiben, weswegen ich mein Zeug zusammen packte, die Bücher wieder zurück räumte und mich dann mitsamt meiner Tasche aus der Bibliothek verzog.

Ich ging hinauf in den Gryffindorturm und ließ mich dort im leeren Gemeinschaftsraum auf einer Couch nieder.

Eigentlich hatte ich Fred und George ja versprochen, wenn ich Zeit hatte nochmal zum Spielfeld hinunter zu gehen, aber Quidditch interessierte mich irgendwie nicht sonderlich. Dieses Spiel war genauso sinnlos wie Fußball.

Genervt stand ich auf und ging hoch in meinen Schlafsaal, um mir bequemere Sachen anzuziehen. Einen schwarzen Pullover, eine etwas weitere schwarze Jeans und ein Paar Hausschuhe.

Ich ließ mich auf mein Bett fallen und starrte an die Decke. Wieder einmal kam mir die Prophezeiung von Professor Trelawney in den Sinn.

Was meinte sie mit Verlust? Würde ich wohl möglich Fred verlieren? Oder würde Voldemort mich und meinen Vater umbringen?

Plötzlich wurde ich von lautem Gepolter aus meinem Sekundenschlaf geweckt.

Ich stand auf und ging runter in den Gemeinschaftsraum. Alle waren da und schienen nicht gerade in Feierlaune zu sein.

"Was ist passiert?", fragte ich Fred, den ich sofort entdeckte.

"Wir haben lebenslanges Spielverbot...wegen dieses Malfoy-Jungen! Und wegen Umbridge!", sagte er wütend.

"Was ihr alle?", fragte ich empört.

"Naja...Fred, ich und Harry", sagte George, der neben seinem Bruder aufgetaucht war.

"Was?! Wieso?", fragte ich noch empörter.

"Weil wir etwas gegen Malfoy unternehmen wollten...Der Typ hat unsere Eltern total fertig gemacht und deswegen sind wir ausgerastet...Umbridge hat uns Nachsitzen und Flugverbot erteilt! Sie hat uns unsere Besen weggenommen und sie weggesperrt", sagte Fred wütend.

"Haben wir denn gewonnen?", fragte ich und versuchte meinen besten Freund zu beruhigen.

"Ja...Aber niemand hat Bock zu feiern", sagte Harry, der neben Fred und George mit Hermine und Ron aufgetaucht war.

"Ich geh jetzt ins Bett", sagte Fred und verschwand zusammen mit seinem Bruder in Richtung Jungenschlafsäle.

"Gute Nacht, Oli", sagte George, umarmte mich und folgte dann seinem Bruder.

"Schlaft gut", sagte ich und setzte mich aufs Sofa.

Bald stand unser erstes Treffen im Raum der Wünsche mit der DA an, was meine Stimmung etwas aufheiterte.


No one knows - die Tochter des PrinzenWhere stories live. Discover now