das dritte Kapitel

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„Verdammt unverschämt ist er. Tià, wenn du wüsstest, wie er mich angeschaut hat" Beinahe hätte ich mich geschnitten, während ich voller Rage Marta bei den Vorbereitungen für das Abendessen half.

Angel, du kennst ihn doch noch gar nicht. Außerdem weiß ich, wie du dich Fremden gegenüber verhältst" Ihre behutsame Stimme führte zu einer leichten Beruhigung meiner Aggressionen meinem neuen Babysitter gegenüber.

„Mein Vater hat es mir so beigebracht", erklärte ich schulterzuckend. Marta legte ihren Kopf schief und hielt inne. „Er hat dir beigebracht vorsichtig und nicht unhöflich zu sein" Empört riss ich den Mund auf, doch schloss ihn in der selben Sekunde. Mit Marta würde ich nicht diskutieren, denn dazu hatte ich kein Recht. Zumal sie nicht falsch lag und ich es mir bloß nicht eingestehen wollte.

„Los', weitermachen", sprach sie, als meine Augen an einer Gestalt an der Tür hängenblieben. Das musste wohl ein Traum sein. Es war erst ein Tag vergangen, seitdem er den Vertrag unterschrieben hatte und schon kreuzte er unangemeldet auf.

„Das ist nicht wahr", murmelte ich, als ich das Messer fester drückte. Scheinbar war ich nicht die einzige, die wenig Lust auf die Konfrontation hatte, denn Nadal kam mindestens genau so emotionslos, wie mein Vater es immer ist, auf mich zu.

„Wer hat dich reingelassen?" Marta wand sich auch endlich zu ihm um, nachdem ich die zugegebenermaßen etwas zu direkte Frage stellte. Ihr ganzes Gesicht strahlte. Er schien scheinbar jeden verzaubert zu haben.

„Guten Tag, Senôra" Ohne mich auch nur einen Augenblick zu beachten, hielt er meiner Tante die Hand hin und zum ersten Mal sah ich ein sehr leichtes Zucken seiner Mundwinkel. Der Herr wusste also, wie man lächelt. Kurz vergaß ich, dass er mich tatsächlich ignoriert hatte. Was bildete er sich denn ein? Wohlmöglich hatte er kurz außer Acht gelassen, wer ich war.

„Setz' dich, mi hijo. Möchtest du etwas trinken?" Es war die provokante Art, wie er bei der Frage zu mir blickte und den Mund öffnete, genau diese Art war es, die mich störte.

„Ein Glas Wasser, falls es Ihnen keine Umstände machen sollte" Meine Tante prustete auf und schüttelte augenblicklich den Kopf.

„Was soll uns das denn für Umstände machen? Pénelope, geh' in die Küche und bringe unserem Gast sein Wasser"

Die ganze Zeit blickte er mich herablassend ab. Wie absurd es doch war, dass nun ich die Jenige war, die ihm sein Wasser bringen musste, wobei er doch für uns arbeitete. Ob er nur deshalb ein Glas Wasser wollte? Um mir zu zeigen, wie sich das anfühlte?

„Bitteschön", zischte ich, als ich ihm sein Glas auf den Tisch knallte und er es ohne ein Dankeschön in die Hand nahm. Unverschämter ging es wohl nicht. Für solch ein Verhalten war ich mir zu gut und das würde ich ihn wissen lassen.

„Wir werden uns jetzt wohl öfter sehen, hm, chico?", witzelte meine Tante. Wie schön, dass sie ihn offensichtlich leiden konnte. Erhobenen Hauptes räumte ich meine Schüssel zusammen, ehe ich meine Hände an einem Tuch säuberte.

„Wohin, carinô?" Mit dem Kopf nickte ich in die Richtung der Terassentür, da ich nicht länger mit Nadal die selbe Luft im Garten atmen wollte.

„Heute Abend ist die Gala von Raquel" Kurz ließ ich meine Augen zu Nadal wandern, der mich enorm desinteressiert musterte. Diese Kälte und Distanz zwischen uns störte mich in keinster Weise, denn er musste nun mal wissen, wo er und wo ich stand.

Die Tochter des GangstersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt