das vierzigste Kapitel

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Ich habe dich die ganze Zeit davor schon gewollt. Mit dieser dreckigen Lüge hatte er mein starkes Herz vergiftet, um es mir anschließend herauszureißen und drauf zu spucken. Das würde ich ihn bereuen lassen, egal wie.

Abends betrat die Haushälterin den Raum, um den Teller abzuräumen, den ich ihr bereits nah an die Tür gelegt hatte, so dass es nicht so wirkte, als ob ich sie dazu verleiten wollte das innere des Zimmers zu betreten.

"Es war sehr lecker. Kochst du das alles?" Sie hielt inne und starrte zu mir hoch, als sie dabei war den Teller aufzuheben. Schüchtern verneinte sie mit einem leichten Kopfschütteln. "Ich bin nur für den Haushalt zuständig", informierte sie mich und wusste nicht, wie hilfreich sie war.

Das bedeutet also, dass es mehr Hilfskräfte gab. Wie viele ingesamt? Wo waren welchen Räume? Wie viele Menschen bewachten den Flur und die Tür zur Veranda, die ich von meinem Fenster aus sah?

"Ich nehme an, dass das sehr anstrengend ist. Bei so vielen Männern" Schmunzelnd motivierte ich sie zum Sprechen, denn ihre Antwort würde meine Vermutung bestätigen, dass es in diesem Haus keine Mutter oder eine andere weibliche Existenz gab. Nur der Vater und die Brüder.

"Nun, Senóra Nela greift mir manchmal unter die Arme" Nela. Mutter, Tant oder doch eine unwichtige Cousine? Den Namen musste ich mir merken, doch für heute durfte das erst einmal reichen, denn ansonsten würde ich diese junge Blondine bloß verunsichern. Ich musste vorsichtig sein und auf jeden Schritt achten. Sie war bis jetzt meine einzige Hoffnung.

Plötzlich ertönte ein lautes Rufen, welches selbst mich erschreckte. "Alba"

Fast ließ Alba den Teller fallen, als die einen der Männer nach ihr rufen hörte. "Der Whisky, oh Gott, der Whisky", murmelte sie, wie verrückt vor sich hin, als sie den Teller packte und sich zur Tür begab. Doch bevor sie Tür schloss, drehte sie sich zu mir zurück. "Senóra?"

Mit einem Nicken erlaubte ich es lächelnd weiter zu sprechen. "Sie sind wahrlich so schön, wie man Sie beschreibt" Brachte mir diese Schönheit was? Dankend zwang ich mir ein weiteres Lächeln auf. Sie selbst ähnelte einer Eisprinzessin, wie meine Mutter sie mir früher beschrieben hatte. Alba war bildhübsch, doch ihre Naivität würde ihr zum Verhängnis werden und ich wäre der lebendige Grund dafür.

Vor lauter Hektik eilte sie nach diesem Satz augenblicklich los, doch sie begann einen Fehler. Einen großen Fehler.

Sie dachte nicht daran, die Tür abzuschließen. Ich blickte auf die Uhr des Zimmers, um fest zu stellen, dass es Mitternacht war, wodurch die Chance dass es kein Personal mehr auf den Fluren gab, seht groß wurde.

Auf Zehenspitzen drückte ich die Türklinke herunter, nur um kurz durchzuatmen. Ich musste es tun. Vielleicht würde ich solch eine Möglichkeit nie wieder mehr bekommen.

Der Flur führte zu einem Zimmer, dessen Tür geöffnet war und aus welchem warmes Licht auf den Marmorboden, auf welchem ich lief, fiel. Die Stimmen von zwei Männern drangen abgedämpft zu mir.

"Ich habe es gesehen, mein Junge. Ich habe gesehen, wie du sie angeschaut hast" Mein Herz setzte für ein paar Schläge aus und es fühlte sich an, als drückte mir eine fremde Macht den Brustkorb zusammen. Wie hat er mich denn angesehen? So wie er es im Flugzeug und die Male davor getan hatte? Voller Wärme und Hingebung?

Die Tochter des GangstersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt