das achtundzwanzigste Kapitel

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Obwohl sie die Sünde selbst war, hatten mich meine eigenen Lippe verraten.

„Du hast also doch noch ein Herz", hörte ich sie mit geschlossenen Augen murmeln. Ihre Stimme war belegt. Ich hatte ihr leises Wimmern gehört und irgendwas verflucht menschliches in mir hatte mich dazu gebracht da zu sein, wo ich nun war, neben ihr.

„Hör' auf mit dem sensiblen Scheiß, Pénelope" Als hätte ich mich an ihr verbrannt, brachte ich einen gehörigen Abstand zwischen unsere Gesichter. Jedesmal musste sie in jegliche Handlungen meinerseits irgendeine Bedeutung hineininterpretieren. Sie sah zu viel in mir, zu viel Falsches.

„Du bist aber ganz schön sensibel, wenn es um deine Gefühle geht" Jetzt fing sie schon wieder damit an. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Was bildete sie sich ständig ein? Dass ich ihr meine Liebe gestehe und wir gemeinsam durch den Sonnenuntergang reiten? Dafür war ich der falsche Mann und das sollte sie mittlerweile verstanden haben.

„Deine ständigen Ansätze etwas aus mir herauszulocken, was es nicht gibt, nerven mich", gestand ich ihr und wand den Blick von ihrem zärtlichen Gesicht ab. Dass sie direkt neben mir lag, half meiner Selbstkontrolle nicht wirklich.

„Ich finde nicht, dass ein Kuss nur ein Ansatz ist", hackte sie weiter drauf rum. Schnaubend fuhr ich mir übers Gesicht. War sie nun meine Bestrafung oder mein Geschenk? Ich konnte mich nicht entscheiden.

„Du wirst niemals Ruhe geben, richtig?" Verneinend schüttelte Pénelope den Kopf, als ich sie wieder anblickte und die zuckenden Mundwinkel erkannte. Diese Frau war ein Mysterium, für welches ich nicht bereit war. Ich traute ihr ebenfalls nicht zu mit einem Mann, wie mir klar zu kommen.

Dieses Temperament in ihr passte nicht zu mir, denn ich bevorzugte es, wenn man mir nicht widersprach oder mir die Stirn bat. Ihre freche Zunge trieb mich jedes Mal aufs Neue in den Wahnsinn. Wie sollte sowas im Bett funktionieren? Da passte es mir noch weniger. Scheiße, wieso spürte ich bei dem Gedanken plötzlich das Blut in meine untere Gegend schießen? Ich sollte mich von ihr entfernen, Distanz zwischen uns bringen und uns vor einem Unheil bewahren.

„Woran denkst du?", hörte ich ihre neugierige Stimme. Pénelope hatte sich aufgeweckt aufgesetzt und sich mit dem Körper im Schneidersitz mir gedreht, weshalb ich mich mit dem Rücken gegen die Bettlehne setzte. Um uns herum war es dunkel, abgesehen von dem Licht aus dem Flur, welches ihr Gesicht durch die geöffnete Tür beleuchtete. Alles wirkte wie ein Wachttraum.

„Hör' auf mir so viele Fragen zu stellen" Sie sollte sich nicht so viel für mich interessieren. Wieso denn auch? Hatte sie nicht besseres zu tun?

„Wieso? Ist es ungewohnt für dich, Fragen statt einem Stöhnen zu hören?" Allein diese kecke Antwort weckte in mir wieder einmal ein unbändiges Verlangen nach ihr und ich wusste, leider Gottes, nicht, weshalb. Das war doch absurd. Ich sollte ihr den Mund verbieten und mir nicht vorstellen, wie was sie sonst noch alles mit ihm anstellen könnte. Verdammte Scheiße.

„Zum Einen ist es tatsächlich angenehmer, als Fragen und zum Anderen solltest du aufhören dich für mich zu interessieren" Es war eine Warnung, die sie verstehen sollte. In jeglicher Hinsicht. Pénelopes Lieder waren schwer, weshalb sie durch leicht gesenkte Wimpern zu mir sah, ohne zu wissen, was ihr Blick in mir auslöste. Es war, als würde die Luft brennen und wir beide wussten nicht, was zur Hölle wir dagegen tun sollten, wobei ich bezweifelte, dass Pénelope überhaupt ein Problem damit hatte, wenn sie die Person war, die zuständig war für diese Hitze in mir.

Die Tochter des GangstersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt