~Kapitel 5~

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Enya wusste nicht, wie lange sie dort in dieser Gasse neben dem toten Kayne saß. Es konnte Minuten, vielleicht aber auch Stunden gewesen sein. Ihr Gesicht und ihr Bauch schmerzte und ersteres war rot und verquollen von dem vielen Weinen. 

Jetzt zog sie ihre Nase hoch und stand mit zittrigen Knien auf. Sie holte tief Luft und bei dem Anblick des toten Körpers zog sich alles in ihr zusammen. Sie verzog ihr Gesicht, dann spuckte sie auf den Boden neben Kayne und drehte sich um, setzte ihren Weg nach Hause weiter fort. 

Sie würde noch mehr Leute umbringen müssen, wenn sie erst mal für Belande an dem Wettkampf teilnehmen würde. Dieser Gedanke vertrieb all ihr Entsetzen und ein kleines Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. 

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Daheim angekommen wartete ihre Familie schon in der Küche auf sie. 

Enya war davor noch schnell in ihr Zimmer gegangen und hatte versucht, alle Spuren auf die Schläge von Kayne und ihr Weinen zu verdecken und das hatte gut geklappt. 

Jetzt öffnete sie die Tür zur Küche und spähte vorsichtig hinein. Fünf Gesichter fuhren zu ihr herum. Ja, fünf. Enya lächelte, als sie das braun gebrannte Gesicht ihres Vaters entdeckte, seine grünen Augen und sein blondes Haar. 

Schnell lief Enya in die Küche und fiel ihrem Vater um den Hals. ,,Hallo, Vater! Ich hab dich vermisst!", rief sie glücklich. 

Gwydion Waterstorm war ein großer, stämmiger Mann mit blonden Locken und grünen Augen. Er war ein Händler und somit viel unterwegs. Er liebte seine Familie über alles, war allerdings nur selten bei ihnen. Er hatte seinen Kindern eine acht Jahre lange Schulausbildung finanziert und zusätzlich noch Enyas Kampfunterricht und hatte die Familie damit fast in den Bankrott getrieben. Doch durch den guten Verkauf seiner Ware schafften sie es, sich über Wasser zu halten. 

,,Und? Wie ist es gelaufen? Es hat länger gedauert, als wir erwartet hatten", fragte Leevke ihre Tochter und sah erwartungsvoll zu dem Mädchen. 

Enya löste sich von ihrem Vater und lächelte stolz in die Runde. ,,Sehr geehrte Familie, ich freue mich sehr, euch mitteilen zu dürfen, dass ich", sie machte eine kleine Pause, ,,bei dem Wettkampf für unsere schöne Stadt Seade und unser tolles Land Belande antreten darf!", beendete sie den Satz und ihre Familie brach in Jubelschreie aus. Enya lachte über die Euphorie ihrer Familie und ließ sich dann auf ihren freien Stuhl am Tisch sinken. 

,,Das muss gefeiert werden!", beschloss ihre Mutter. 

,,Nein, ist doch nicht notwendig", versuchte Enya ihre Mutter von ihrem Vorhaben abzubringen, doch diese ließ nicht mit sich verhandeln. Es würde ein Fest geben, beschloss sie, und jeder, der kommen wollte, durfte dies auch. Anhand der Vielzahl an Leuten, die ihre Mutter kannte, würden das sehr viele sein. 

Enya war sich nicht sicher, ob das so eine tolle Idee war, doch ihre Mutter hatte sich das bereits in den Kopf gesetzt und ließ sich jetzt nicht mehr davon abbringen. 

,,Gut, das Fest wird morgen stattfinden. Jetzt essen wir erst mal zu Abend, dann gehen wir schlafen und morgen unternehmt ihr zu viert mal etwas, damit ihr mir bei meinen Vorbereitungen nicht im Weg steht!"

Enya seufzte und gab schließlich nach. Ja, so war ihre Mutter. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann zog sie das auch durch, vorzugsweise allein, damit niemand ihr bei ihren Plänen in die Quere kam. 

Kampf auf den WellenTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon