~Kapitel 15~

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Die aufgehende Sonne setzte das Meer in Flammen und ließ den Wald und die Berge links und rechts der Meeresenge lange Schatten werfen. Die drei Schiffe der drei Länder lagen nebeneinander friedlich im Wasser und warteten darauf, dass endlich die Ansage des Beginns der Spiele kam. 

Endlich erschien eine Gestalt, nicht mehr als nur eine kleine Silhouette vor der riesigen, rot glühenden Masse der Sonne und richtete den Blick auf die Segelschiffe, die von dem Berg aus nicht größer als ein paar Spielzeugschiffchen aussahen. Der Mann, der auch schon die Moderation bei der Vorstellung übernommen hatte, erhob nun wieder seine sehr laute Stimme und rief so laut, das es vermutlich die komplette Leranbucht hören konnte: ,,Herzlich willkommen zu dem Wettkampf auf dem Wasser! Die Teams haben alle erfolgreich das Ende der Leranbucht erreicht und sind nun kurz davor, auf dem Ozean der Gefahren um den Sieg zu kämpfen!" 

Das Publikum jubelte und Enya sah stolz in die Zuschauermenge. Sie stand am Bug, ihr Team hinter ihr, der Wind wehte ihr die Haare nach hinten und sie sah aus, wie eine stolze, mutige Anführerin- was sie ja auch war, sprach sie sich selbst zu und lächelte leicht gegen die aufgehende Sonne. 

,,Gut, sobald die Sonne über den Horizont gestiegen ist, ertönt das Startsignal und die Spiele beginnen!", sagte der Moderator an und verschwand dann wieder in der Menge. 

Aufgeregt wartete Enya auf den Gong, hielt sich bereit, den Wellen zu befehlen, sie schnell voran zu tragen und einen großen Vorsprung zu gewinnen. Der Feuerball am Himmel stieg höher, erhob sich immer weiter über das Wasser und in genau der Sekunde, als die Sonne sich von der Wasseroberfläche gelöst hatte, erfüllte ein lauter Gong die Luft. 

Sofort befahl Enya den Wassermassen, sie voran zu tragen und die Wellen gehorchten ihr größtenteils. Das große Schiff machte einen Ruck und schob sich dann durch das Wasser und das nicht gerade langsam. Die anderen beiden Teams kamen zwar auch relativ gut mit, wurden aber dennoch mit der Zeit etwas kleiner, verschwanden allerdings nie ganz aus dem Blickfeld, was Enya ein wenig störte, aber wenigstens hatten sie dennoch ein wenig Vorsprung. 

Lächelnd wandte sich Enya an ihr Team. ,,Wir werden gewinnen", versprach sie zuversichtlich und sah, wie ihr die anderen mit einem Funkeln in den Augen nickend zustimmten. 

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Der weitere Tag verlief verdächtig ruhig. Bei jedem noch so kleinsten Geräusch war Enya vollkommen angespannt und lauschte in die Richtung dieses Geräusches. Bei jeder kleinsten Welle rechnete sie mit einer Herausforderung, die sie bestehen musste. Doch es war nie etwas. 

Gegen Abend fand sich das Team im Esszimmer wieder und Enya setzte sich an ihren Platz, bevor sie etwas besorgt in die Runde schaute. ,,Also, die Situation ist folgendermaßen: wir sind nun auf dem Ozean der Stürme, wir müssen jederzeit bereit für eine Prüfung sein. Bisher ist es aber noch sehr ruhig. Zu ruhig. Seid alle wachsam. Wir kommen nun langsam in die Nähe der Seedrachen und es wird dunkel. Ich muss euch ja nicht erklären, dass die Drachen nachts besonders aktiv und näher an der Wasseroberfläche als tagsüber sind. Wenn wir allerdings Anker werfen und bis morgen warten, haben Belande und Leran einen zu großen Vorsprung. Ich habe also beschlossen, dass wir weiter fahren." 

Entschlossen richtete Enya ihre grünen Augen in die Runde. Naemi nickte ebenso entschlossen wie sie und lächelte dann ermutigend zu Freya, die zögernd ebenfalls zustimmte. Cera wirkte gleichgültig, aber Elian schien nicht einverstanden mit Enyas Entschluss zu sein. Mit einem wütenden Ausdruck in den Augen sprang der blonde Junge auf und baute sich vor Enya auf, die herausfordernd zu ihm hinauf schaute und innerlich ihre Größe verfluchte. Sie kam sich neben Elian wie ein verdammtes Kind vor, dennoch hielt sie seinem Blick entschieden stand. 

Kampf auf den WellenWhere stories live. Discover now