~Kapitel 14~

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Der Mittag kam schnell. Die Sonne stieg immer höher und bald war die Hitze auf dem Deck so weit fortgeschritten, dass die Luft über den Holzdielen flimmerte. Elian, Cera, Naemi, Ilyas und Freya waren unter Deck gegangen. Nur Neo blieb bei Enya oben- nicht dass ihr das gefiel. Sie wollte ihn nicht anschauen, in dem Wissen, dass er mit Elian recht gehabt hatte, spiegelte.

Schweigen legte sich wie ein Tuch über die beiden, Enya hatte sich an die Reling gelehnt, ließ den Wind durch ihr Gesicht und ihre Haare streifen und lauschte dem sanften Plätschern der Wellen, die gegen das Schiff schlugen.

Plötzlich spürte sie die Anwesenheit einer anderen Person neben sich und als sie aufsah, erblickte sie Neo. Genervt seufzte sie: ,,Ja, du hattest recht. Zufrieden?"

,,Nein, ich bin nicht hier, um mich über dich lustig zu machen! Ich... wollte dir nur anbieten, dass du gern zu mir kommen kannst, wenn du reden willst", erklärte der Junge leise.

,,Will ich nicht", antwortete Enya patzig, ohne ihn anzusehen und ließ den Blick über das Wasser bis hin zu der Küste gleiten, die man schon relativ gut erkennen kann. Sie befahl den Wellen, weiterhin auf das Festland von Belande zuzusteuern und als sie wieder neben sich sah, stand Neo nicht mehr da.

Sie sah gerade seinen Kopf mit den hellen, braunen Haaren die Treppe hinunter verschwinden. Seufzend richtete Enya ihren Blick wieder auf das Wasser und ließ geistesabwesend ein paar Tropfen nach oben fliegen, ein leichtes Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Heute würde sie ihre Familie wieder sehen! Wenn auch nur von weitem, aber sie konnte sie noch einmal sehen, bevor sie sich auf den Weg zum Wettkampf, und vielleicht auch in den Tod machte, wie sie mit einem Gedanken an das Bild des Seedrachen gestern dachte.

Schnell schüttelte sie diese Gedanken wieder ab und schaute wieder nach vorn. Es war so warm, dass Enyas Kopfhaut sich anfühlte, als würde sie brennen, da die Sonne die ganze Zeit darauf schien. Sie ließ etwas Wasser auf ihren Kopf fließen und seufzte erleichtert über das kühle Nass.

Endlich kam die Küste Belandes in Sichtweite. Ein paar der anderen waren auch wieder nach oben gekommen und redeten nun aufgeregt miteinander, während die jubelnden Menschenmassen am Ufer immer näher kamen. Strahlend suchte Enya die Menschenmenge nach ihrer Familie ab. Wieder und wieder ließ sie den Blick über die Menge schweifen, ihr Herz krampfte sich mit jedem mal die sie sie nicht entdeckte ein Stück weiter zusammen.

Wo waren sie denn? Oder waren sie überhaupt nicht gekommen? Sie hatten es ihr aber doch versprochen!

Kurz stiegen ihr Tränen in die Augen, doch sie verdrängte sie schnell wieder und schnaubte einfach nur. Aus ihrer Enttäuschung war Wut geworden und diese machte sich nun in ihr breit und ließ sie wütend ihre Augen zusammenkneifen. Gerade wollte sich Enya wieder mit einem genervten Schnauben abwenden, als sie aus dem Augenwinkel einen vertrauten blonden Haarschopf sah. Verwirrt sah sie genauer hin und ein Lächeln machte sich auf ihren Lippen breit.

Es war Lian, der aufgeregt auf den Schultern ihres Vaters saß und ihr zuwinkte. Neben ihm konnte Enya nun auch Calla und Talvi und ihre Mutter entdecken. Erleichtert lachte das Mädchen noch mal kurz auf und winkte ihrer Familie zu. Sie waren also doch gekommen!

Ein warmes Gefühl machte sich in ihr breit und ließ die Wut verpuffen, während Enya einfach nur vollkommen glücklich war, ihre Familie sehen zu können. Calla und Talvi liefen aufgeregt noch ein wenig an der Küste neben dem Schiff her, dann konnten die beiden nicht mehr, blieben keuchend stehen und begnügten sich damit, ihr weiterhin zuzuwinken.

Ein leises Lachen entfuhr Enya. Die beiden waren einfach zu putzig. Das Schiff fuhr allerdings unaufhaltsam weiter und brachte somit die Zwillinge immer weiter von ihrer Schwester weg, bis sie irgendwann nur noch ein kleiner Punkt am Horizont waren.

Kampf auf den WellenWhere stories live. Discover now