~Kapitel 8~

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Der Nebel waberte über den Weg und Enya dachte dabei an ruhelose Geister, die auf der Suche nach etwas, von dem sie noch nicht einmal wussten, was es war, über die Felder und Wiesen irrten und dabei sie und Dusty streiften. Ein leichter Schauer fuhr ihr bei diesem Gedanken über den Rücken und sie nahm die Zügel fester in ihre kalten, steifen Finger, den Blick ließ sie ruhelos über die flache Landschaft gleiten.

Sie mochte Nebel nicht. Jeden Moment konnte eine Gestalt aus der dichten Masse stürzen und sie angreifen. Obwohl ihr Schwert wie gewohnt an ihrer Seite hing, machte ihr dieser Gedanke Angst.

Neben der Angst eines Angriffes kam auch noch die Sorge dazu, sich verirren zu können. Der Nebel war dicht, man konnte höchstens drei Meter in alle Richtungen schauen und der Weg hinter und vor ihr war kaum zu erkennen. Wenn sie sich verirrte und nicht rechtzeitig kam, dann würde Seade keinen Teilnehmer haben, das Team Belande einen Mitstreiter weniger und vielleicht verlieren. Bei dem Gedanken wurde Enya übel und sie trieb Dusty an, ein wenig schneller zu laufen. Dieser fiel in einen langsamen Trab und das gleichmäßige Klappern seiner Hufen war das einzige Geräusch, das in der noch schlafenden Welt zu hören war.

Auf einmal sah Enya vor sich auf dem Weg etwas golden schimmern. Das Licht drang durch den Nebel zu ihr hoch und Enya ließ Dusty anhalten. Neugierig beugte sie sich vor, um zu sehen, woher das Licht kam. Vor sich auf dem Weg erspähte sie eine Lichtkugel, ungefähr so groß wie eine Murmel, von der das goldene Licht ausging. Fasziniert betrachtete Enya die Lichtquelle.

Plötzlich flammte ein paar Meter vor ihr ein weiterer Lichtball auf und durch den Nebel konnte sie ein weiteres Aufflackern eines goldenen Balls erkennen. Enya begriff und ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Jemand mit der Lichtmagie wies ihr den Weg nach Merande.

Sie drückte ihre Fersen in Dustys Flanken und der Hengst trabte in einem schnellen Tempo los, immer dem Pfad aus Lichtkugeln nach. Als Enya kurz nach hinten blickte, konnte sie sehen, dass die Kugeln verblassten und verschwanden, sobald sie daran vorbei kamen.

Enya ritt den ganzen Tag lang, nur zwei Mal hatte sie eine Pause eingelegt, damit Dusty sich kurz erholen und grasen konnte, während sie ein Brot verspeiste. Zu trinken hatten sie ja dank Enyas Wassermagie immer etwas dabei.

Zu Galoppieren hatte sich das Mädchen bisher noch nicht getraut. Der Nebel hatte sich mit der Zeit auch verzogen und den Blick auf weite Wiesen freigegeben, die sich bis zum Horizont erstreckten. Die beiden waren auf dem Feldweg geblieben und strikt den Lichtkugeln gefolgt. Erst war es noch ganz angenehm gewesen, doch mit der Zeit war die Sonne immer wärmer geworden und es gab keinen Schatten, in dem Enya und Dusty sich kurz ausruhen konnten.

Nun wurde es endlich Abend und die Sonne brannte nicht mehr ganz so stark vom Himmel. Enya suchte die flache Ebene nach einem guten Platz ab und entschied sich schließlich dafür, den Weg zu verlassen und einige Meter entfernt davon Rast zu machen.

Sie lenkte den Grauschimmel also vom Feldweg hinunter und auf die Wiese rechts daneben. Auf diese ritt sie einige Meter, dann blieb sie stehen und saß ab. Ihr tat alles weh von dem langen Reiten. Enya seufzte kurz, dann sattelte sie den Hengst ab und erschuf eine Kuppel aus Wasser um sich und Dusty, die sie dann noch zu Eis gefrieren ließ, um geschützt zu sein, aber auch, um Dusty davon abzuhalten auf Wanderschaft zu gehen.

Dann breitete Enya ein paar Decken auf dem Boden aus und setzte sich darauf. Sie aß ein Brot und ließ etwas Wasser in ihren Mund fließen. Auch Dusty bekam etwas zum Trinken. Müde legte sich Enya auf die Decken, kuschelte sich in den weichen Stoff und schloss die Augen. Schnell war sie eingeschlafen.

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Der nächste Tag verlief nicht viel anders, nur dass die Sonne je weiter sie in den Süden kamen, immer heißer wurde und die Hitze immer drückender.

Kampf auf den WellenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt