~Kapitel 26~

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Mit hüpfendem Herzen lief Enya vor ihrer Gruppe her, weiter in Richtung Strand. Ihre Schritte wurden immer schneller, je weiter sie in den Wald hinein liefen und je näher sie dem Schiff wieder kamen. 

Bisher war der Rückweg ereignislos verlaufen und Enya hoffte auch, dass dies so blieb, nach den Ereignissen am Morgen hatte sie fürs Erste genug von Abenteuern. Die Löwenmenschen waren glücklicherweise nicht noch einmal aufgetaucht. 

Enya gab den schweren, mit Lebensmitteln befüllten Sack von ihrer rechten Hand in ihre linke, auch wenn sie wusste, dass das riskant war, da sie im Falle eines Angriffs nicht sofort mit ihrem Schwert kampfbereit sein würde, doch sie musste das Gewicht einfach ein wenig verlagern, da ihr rechter Arm schon fast taub war vom Tragen des schweren Beutels. 

Ein kurzer Blick nach hinten verriet ihr, dass die anderen ihr folgten, Ilyas war dicht hinter ihr, dahinter kamen in einer Dreierreihe Cera, Naemi und Freya. Naemi lief ganz rechts und sah sich immer wieder unwohl nach allen Seiten um, ihre Hand hatte die schmale, zarte Hand von Freya umklammert und hielt sie fest gedrückt, während Cera fröhlich mit Freya über irgendetwas plauderte. 

Lächelnd richtete Enya ihren Blick wieder nach vorne um nicht Gefahr zu laufen, gegen einen Baum zu rennen und schaute sich wieder um. Hier irgendwo musste doch der Ort sein, wo sie am Strand angekommen waren und wo das Schiff auf sie wartete. Nur sah hier alles so gleich aus... Besorgt schaute Enya nach oben, doch über ihr war nur das dichte, grüne Blätterdach, durch das einzelne Sonnenstrahlen hindurchstachen und sich in Mustern auf dem mit gras- und mossbewachsenen Boden niederließen. 

Die Bäume waren riesig und ihre Äste hingen teilweise so tief, dass sie neben dem Weg mit ihren Blättern den Boden berührten und zusammen mit den großen Hecken und Farnen ein undurchdringliches Unterholz bildeten. 

Hier waren die fünf zwar ziemlich schlecht zu entdecken, doch in dem Dickicht konnten auch alle möglichen Dinge lauern, weshalb Enya beschloss, einfach schnell weiter zu laufen, immer Richtung Meer, das sie leise rufen zu schien. 

Ein Knacken ließ Enya herumfahren. Auch die anderen mussten es gehört haben, denn alle sahen angespannt in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, doch dort befand sich nur Gebüsch und tiefe Schatten. Das Mädchen mit den Wasserkräften ließ ihren Blick über die Gesichter ihrer Teamkameraden schweifen.

Ilyas schaute angespannt, aber dennoch entschlossen in den düsteren Wald, die eine Hand am Schwert, die andere um den Beutel geschlossen, Cera und Freya sahen eher verängstigt aus, auf Naemis Gesicht war eine Spur von Furcht, gemischt mit bitterer Entschlossenheit zu sehen. 

Ein eiskalter Blitz durchzuckte Enya. Natürlich, Naemi dachte an ihre Träume vom Tod auf einer Insel. Die Wasserbändigerin wollte gerade zu dem dunkelhäutigen Mädchen gehen und ihr sagen, dass sie das nicht zu ernst nehmen sollte und das sicher nur Träume waren, die keinerlei Bedeutung hatten, doch Naemi hatte schon selbst das Wort ergriffen. 

,,Ich sollte vielleicht besser hier bleiben und überprüfen, ob wirklich keiner hier ist und wenn doch, sie so lange aufhalten, bis ihr in Sicherheit seid", erklärte sie mit gedämpfter Stimme. 

Freya schüttelte den Kopf und wollte gerade den Mund aufmachen, um zu protestieren, doch Naemi unterbrach sie, indem sie ihre Lippen mit denen von Freya verband. ,,Bitte pass auf dich auf. Ich liebe dich", flüsterte sie leise und ließ dann die Hand der Blonden los, bevor sie einen Schritt zurück trat. 

Freya stand einfach da, ihre Augen schimmerten verdächtig. ,,Nein, wieso sagst du so etwas? Du kommst doch dann nach, oder?", fragte sie mit zittriger Stimme, auch wenn Enya wusste, dass das nur verzweifelte Hoffnung war, an die sie sich klammerte, doch Naemis Entschluss war gefallen. 

Kampf auf den WellenWhere stories live. Discover now