~Kapitel 25~

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Ein Schrei weckte Enya, die sofort aufsprang und nach ihrem Schwert griff. 

,,Was ist los?", wollte sie angespannt wissen, woraufhin Naemi, die bis eben Nachtwache gehalten hatte, auf den Wald deutete. Das Blut gefror Enya in den adern, als sie sah, was da aus dem Dickicht auf sie zugestürmt kam- es waren Wesen die einen riesigen, sandfarbenen Löwenkörper hatten, der sich mit geschmeidigen, durch die Bäume schlängelte, doch bis zu der Brust ging der Löwenkörper in einen menschlichen Oberkörper über. Anstatt von Haaren wuchs den Löwenmenschen allerdings eine Art Mähne auf dem Kopf, die sich bis zu den Schultern zog, doch obwohl die Züge des Gesichts der Wesen menschlich schienen waren sie das nicht. 

In ihren Mündern wuchsen Reißzähne und sie ließen ein lautes Grollen zu hören, als sie diese Mäuler öffneten um ihr prachtvolles Gebiss den fünf Jugendlichen zu präsentieren. Ein paar von ihnen schlichen auf vier Pfoten auf die fünf zu, ein paar andere liefen auf ihren Hinterbeinen. 

Verstört drehte sich Enya zu ihrem Team um. ,,Wir fliehen. Es sind zu viele, versucht trotzdem zu kämpfen, wenn sie euch zu Nahe kommen", befahl sie, woraufhin Naemi entschlossen nickte und Freya an sich zog, die ihre Arme ebenfalls fest um Naemi schlang, bevor das schwarzhaarige Mädchen abhob und gen Himmel flog. 

Cera griff nach Ilyas' Hand, der sich schon dazu bereit machte, Schatten zu reisen und darauf wartete, dass Enya ihn ebenfalls berührte, doch diese tat nichts dergleichen. 

,,Enya? Komm!", rief Ilyas panisch, doch diese schüttelte nur den Kopf. 

,,Ich komm nach. Geh und bring dich und Cera in Sicherheit!" 

,,Aber..."

,,Geh!", schrie Enya ihn schon fast an, woraufhin der Schwarzhaarige zusammenzuckte und im Schatten verschwand. Erleichtert atmete Enya aus. Ihr Team war in Sicherheit. Sie wusste, dass die Löwenmenschen sie nicht in Ruhe lassen würden, was sich dadurch bestätigte, dass bei einigen der Wesen große, ledrige Flügel durch die dünne Haut an ihrem Löwenrücken stießen und sie sich auf den Weg machten, Naemi und Freya zu verfolgen. 

Schnell ließ Enya Wasser aus ihren Fingern und nach oben schießen, wo sie eine Blase um die fliegenden Löwenmenschen bildete, diese zu Eis erstarren ließ und sie dann mit Wasser füllte, sodass die Gestalten darin ertranken. 

Während sie allerdings darauf konzentriert war, die Wesen in der Luft aufzuhalten, waren die am Boden näher gekommen und hatten Enya nun fast schon erreicht, die schnell ihr Schwert zog und begann, den Löwenmenschen, die sie schon erreicht hatten, die Klinge auf ihre Schnauze zu schlagen. Jaulend zogen sich die Getroffenen zurück, das allerdings nur kurz, dann kamen sie wieder zurück, diesmal mit vor Wut funkelnden Augen und voll von Rachedurst. 

Enya wurde immer weiter zurückgetrieben, bis sie irgendwann die kalte, raue, trostlose Felswand hinter sich spürte und nur noch halbherzig die Schläge und Bisse der Waldwesen abwehrte. Sie spürte, wie Stoff und Haut unter den Krallen und Zähne der Biester rissen und klaffende Wunden hinterließen. So würde sie also sterben. Nicht bei einem epischen Wettkampf auf dem Meer, sondern allein, verlassen auf einer Insel mitten im Meer. 

Ihre Wasserkräfte konnten ihr nicht helfen. Auch wenn sie einige der Löwen ertränken konnte, war sie immer noch damit beschäftigt, mit ihrem Wasser die fliegenden Wesen aufzuhalten. Es waren einfach zu viele. Auch Ilyas würde ihr nicht helfen können, hier war überall Sonne, der Schatten befand sich hinter den Löwenmenschen. Vor ihren Augen verschwommen die Tiere zu einer riesigen, hellen Masse, weshalb Enya schlecht wurde, sie die Augen schloss und sich gegen den Felsen hinter sich drückte, in dem Wissen, das der nächste Biss oder Schlag tödlich enden konnte. 

Seltsam. Irgendwie hatte sie gedacht, dass immer vor seinem Tod das ganze Leben an einem vorüberziehen würde, doch ihr Kopf war leer. Sie hatte noch nicht einmal Angst. Alles was sie fühlte war Bedauern und Enttäuschung. Enttäuschung auf sich selbst. 

Kampf auf den WellenKde žijí příběhy. Začni objevovat