#2 - Ein Schock für' s Leben

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Kapitel 2
Ein Schock für' s Leben

Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Claire half mir, die letzten Sachen einzurichten und einige Zimmer neu zu streichen, in denen mir die ursprüngliche Wandfarbe nicht gefiel.

Eigentlich hätte ich alles neu einrichten müssen, wenn ich danach ging, ob es mir gefiel oder nicht. Was sollte mir schon gefallen, das mich von ihm trennte? Doch leider reichte mein Geld nicht, um alles neu einzurichten und nach meinem Stil zu gestalten.

Zum Glück hatte ich Claires tatkräftige Unterstützung beim ‚Einziehen' und mein neues ‚Zuhause' wohnfertig zu machen. Sie war auch in der kurzen Zeit eine echte Unterstützung und vor allem Freundin für mich geworden und half mir bei Allem, was ich nicht alleine schaffen konnte. Das - und Claires Art zu wohnen und ihr Leben zu gestalten - endete nur leider meistens im totalen Chaos.

Vor allem das Streichen in Ordnung musste oft daran glauben, da Claire es immer schaffte, aus etwas total langweiligem etwas entweder Spannendes oder Lustiges zu machen. Aber ich war froh, eine Freundin wie sie gefunden zu haben.

-Claire-

Als ich am nächsten Tag zu Liv hinüber ging, um ihr weiter beim Einrichten zu helfen, öffnete sie nicht die Tür. Komisch, sie hatte mir doch aber versprochen da zu sein. Ich sah auf die Uhr. Die Zeit stimmte auch. Doch eigentlich schätzte ich Liv nicht so ein, dass sie mir nicht die Tür öffnete, nur weil ich nicht zur verabredeten Zeit bei ihr aufgekreuzt war.

„Liv?", rief ich, während ich an der Tür klopfte. „Liv? Bist du da?! Mach die Tür auf!"

Doch nichts passierte.

Mhm, vielleicht hatte Liv auch ausnahmsweise mal vergessen, dass ich kommen wollte. Ich sah auf mein Handy. Keine SMS.

Bevor ich ging beschloss ich, um ihr Haus herum zu gehen und durch die hinteren Fenster zu gucken.

„Liv!", schrie ich vor Schreck auf. Dort lag sie auf dem Boden und rührte sich nicht. Ich rief schnell einen Krankenwagen und klopfte weiter an das Fenster. „Liv, mach kein' Scheiß!"

Als ob sie durch dein außerordentlich dämliches Klopfen auf einmal aufwachen würde!

Ach, sei still!

~

Auf der Fahrt ins Krankenhaus saß ich nur da und starrte sie an. Was hatte sie nur? War sie ernsthaft krank? Würde sie sterben? Sie dürfte nicht sterben! Nein, nein, nein! Soweit würde ich es nicht kommen lassen!

Okay...

So langsam solltest du mich wirklich kennen, oder?

Natürlich, sobald eine rhetorische Frage gestellt wird, antwortete meine innere Stimme mir nicht mehr. Sollte sie es lassen, ich kam auch gut ohne sei aus.

Pfff...

Du bist doch noch da?

Kümmer dich lieber um Liv, du Knalltüte.

Jajaja, grummelte ich in Gedanken zurück undstreckte meinen inneren Gedanken die Zunge raus.

~

Am Krankenhaus angekommen, schoben die Sanitäter Liv gleich in die Notaufnahme. Sie war immer noch nicht aufgewacht.

Ich stand etwas verloren da, nachdem der nette Sanitäter mir gesagt hatte, dass ich da nicht mit rein dürfe, da nur Befugte die Notaufnahme betreten dürften. Ein wirklich nett gemeintes „Tut mir leid, Miss. Zur Notaufnahme dürfen sie leider nicht mit." hätte in der Beziehung auch gereicht. Vollkommen.

Meiner Meinung nach waren sämtliche Ärzte unfreundlich und das auch noch ohne Grund. In so einem Beruf durfte man erst unfreundlich werden, wenn der Patient einem rund um die Uhr Schimpfwörter an den Kopf warf, und selbst dann war es nicht erlaubt mit den gleichen Wörtern zu antworten. Das war definitiv kein Job für mich, ich würde platzen, wenn ich nicht das sagen dürfte, was ich denke.

Da ich sowieso nichts Besseres tun konnte, setzte ich mich auf die Stühle vor der Notaufnahme und vergrub meinen Kopf in den Händen.

„Miss?" Eine Ärztin kam mit einem Klemmbrett in der Hand auf mich zu.

„Ja? Was ist mit Liv? Lebt sie noch? Geht es ihr gut?!", bombardierte ich die junge Frau mit Fragen.

„Beruhigen Sie sich bitte. Miss Johnson-", sie brach ab und drehte sich zu mir. „Liv-", verbesserte sie sich, „schwebt nicht Lebensgefahr und ist auch nicht krank. Was genau sie hat, wird sie Ihnen erzählen, wenn sie aufgewacht ist. Aber könnten Sie mir bis dahin vielleicht ein paar Fragen zu Miss Johnson beantworten?"

Ich nickte und atmete einmal tief durch.

Dann setzte ich mich auf den Stuhl von eben und vertiefte mich in die Fragen.

Nachdem ich die ganzen (unnötigen!) Fragen über Liv beantwortet hatte (Hat sie genug gegessen? Was denken Sie, warum sie umgekippt ist? - Keine Ahnung?! Deswegen sitze ich ja auch und frage Sie, wie es ihr geht?!), durfte ich endlich zu ihr ins Zimmer.

Dort schlug sie gerade die Augen auf. „Liv!", rief ich und stürzte zu ihr ans Bett. „Was machst du nur für'n Scheiß? Man hast du mir 'nen Schrecken eingejagt. Da wollt' ich dir helfen und du schockst mich so." Ich schüttelte den Kopf und sammelte mich. „Was hast du jetzt eigentlich?"

-Livia-

„Claire.", ging ich energisch zwischen ihr Gelaber. „Woher soll ich bitte wissen, was ich habe? Ich bin doch auch grad erst aufgewacht! Aber zu deiner Beruhigung: körperlich fühle ich mich gut."

Claire lächelte und setzte sich auf einen der Stühle, die um mein Krankenhausbett herumstanden.

Wie gerufen kam ein Arzt durch die offen stehende Tür.

„Okay, Miss Johnson. Ich bin Dr. Smith. Ihre Blutwerte sind soweit ok, aber wir haben da noch etwas anderes entdeckt."

Er sah Claire an. Ich griff nach ihrer Hand. „Sie kann ruhig hier bleiben.", sagte ich in Richtung Doktor.

Dieser nickte und sah wieder auf sein Klemmbrett.

„Also, ihr Bluttest hat noch etwas anderes ergeben. Miss Johnson-", er sah auf und sah mir mit einem kleinen Schimmer Sorge und Mitleid in die Augen. „Sie sind schwanger.", vervollständigte er dann seinen angefangenen Satz und für mich blieb für einen kurzen Moment die Welt stehen, bis sie sich zu schnell weiter drehte und sie dann vor meinen Augen verschwamm und ganz verblasste.

Won't Give Up On Us [Harry Styles]Where stories live. Discover now