Kapitel 9

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*POW Hinata*

Ich weinte.

Und als irgendwann keine Tränen mehr flossen, fiel mir auf wie hell es draußen schon war.

Ich ging ins Bad, um mein Gesicht zu waschen. Als ich fertig war, betrachtete ich meine Arme, die voller blauer Flecken waren. Auch im Gesicht hatte ich einen, aber diesen hatte ich bisher überschminkt. Aber jetzt war Wochenende, das hieß keine Schule, kein Training und keine freunde. Ich hatte somit keine Möglichkeit mich abzulenken.

TW

Ich betrachtete weiter meinen Arm und fuhr mit den Fingerspitzen langsam über die Schnitt Verletzungen, die mir mein erzeuger zugefügt hatte. Aus irgendeinem Grund verspürte ich jedoch den drang, sie aufgehen zu lassen. Bevor ich darüber nachdenken konnte, fuhr ich immer fester und grober über die Wunden, bis sie erneut zu bluten anfingen. Ich war zufrieden.

In dem Moment wurde mir klar, was ich gerade gedacht und getan hatte, aber ich war tatsächlich nicht so geschockt, wie ich es hätte sein sollen. Für mich war es mittlerweile völlig normal zu bluten und Verletzungen zu haben, also was war jetzt groß der Unterschied? Ist doch egal ob ich mir diese Verletzungen selber zu fügte oder sie mir jemand anderes antat.

Also machte ich am anderen Arm weiter. Ich ließ die Wunden aufgehen und sah dem Blut zu, wie es erst langsam und dann immer schneller von meinen Wunden über meinen Arm lief und schließlich zu Boden tropfte. Ich fand diesen Anblick beruhigend, wollte aber noch mehr davon.

Ich fand das Gefühl von dem warmen Blut schön, wie es über meine eiskalte Haus lief. Ich wollte mehr. Ich verviel wie in eine Art Rausch. Ich konnte nicht genug davon bekommen.

TW Ende

Ich stand also nur darauf fixiert im Bad und blendete meine Umgebung aus. Bis ich von meinem klingenden Handy aufschreckte. Ich wusch mir meine Blut verschmierten Hände und nahm dann mein Handy in die Hand. Auf dem Display stand der Name einer vertrauten Person. Da ich den Anruf natürlich verpasst hatte, schrieb ich ihr eine Nachricht.

H: "Hey Yachi! Was gibt's?"
Y: "Hey hinata. Daichi meinte dir geht es nicht so gut, deshalb wollte ich fragen was los ist."
H: "Oh achso, ja, nein, mir geht es gut. Ich hatte gestern nur einen schlechten Tag, das ist alles. Mach dir keine Sorgen."
Y: "Oh okay, das freut mich zu hören. Ich muss dann auch mal wieder los, bis später."

Dann ging sie offline. Ich war während des Gesprächs wieder ins Bad gegangen und begann jetzt auch meine Arme vom Blut zu befreien. Nachdem ich fertig war, nahm ich mir einen Verband und wickelte ihn um meinen Arm. Danach kam der andere.

Als ich fertig war, säubert ich den Boden, auf dem sich ein blutfleck gebildet hatte. Erst dann zog ich mich an und ging runter. Dort war Chaos. Der Polizist hatte mir zwar gesagt, dass alles umgeschmissen wurde bei dem Kampf, dennoch ließ mich dieser Anblick erschrecken.

Ich begann aufzuräumen. Ich stellte die nicht zerbrochenen Gegenstände wieder auf und entsorgte kaputtes. Währenddessen spielten sich in meinem Inneren Auge mögliche Abläufe ab, wie das alles gestern passiert war.

Ich war schon wieder in Gedanken versunken, als die Klingel mich zurück in die Realität brachte. Ich zuckte heftig zusammen. Ich bekam Panik, was wenn mein erzeuger doch nicht ins Gefängnis kam und mich jetzt wieder misshandeln will.

Ich fing an zu zittern. Ich stand nur so da und starrte zur Tür, während mein ganzer Körper bebte. Meine Beine wurden schnell instabil und ich fiel auf den Boden. Tränen begannen wieder aus meinen Augen zu laufen. Währenddessen hatte ich immer weiter zu Tür gestarrt. Ich bekam kaum Luft und hatte so Panik. Dann hörte ich, wie jemand den Schlüssel im Türschloss umdrehte und sah, wie sich die Tür immer weiter öffnete, bis ich sehen konnte wer da stand.

*POW Kageyama*

Ich war mitten in einem Spaziergang, als sugawara mich anrief. Er teilte mir mit, dass es hinata nicht gut ginge momentan. Er bat mich außerdem darum, nach ihm zu sehen, aber ihm keine Fragen zu stellen. Obwohl ich das für unnötig empfand, sagte ich zu und machte mich auf den Weg zu hinatas Haus.

Ich dachte darüber nach, wie besorgt sugawara geklungen hat. Ich schätze mal, das ließ mich dem auch zustimmen. Ich stand vor hinatas Haus und betätigte die Klingel. Ich war schon oft hier. Seine Mutter war wirklich nett und seine kleine Schwester echt niedlich. Nur sein Vater hat immer getrunken und irgendwie hatte ich Angst vor ihm. Hinata versicherte mir aber immer, dass sein Vater niemandem was tun würde und ich glaubte ihm.

Als ich merkte, dass mir niemand die Tür aufmachte, überlegte ich kurz wieder zu gehen. Allerdings dachte ich an sugawaras besorgte Stimme und beschloss, zumindest nachzusehen, ob alles okay bei hinata ist und ob er überhaubt da ist.

Da mir hinata mal verraten hatte, wo der ersatzschlüssel liegt, ging ich zu dem Stein neben seiner Haustür, der aussah wie ein volleyball, allerdings hohl war, machte ihn auf und nahm den kleinen Schlüssel der darin lag in die Hand. Danach machte ich es wieder zu und ging zu seiner Haustür.

Als ich die Tür öffnete, sah ich ihn, wie er zitternd am Boden saß und mich mit weit aufgerissenen verheulten Augen ansah. Er war total bleich und atmete unnormal schnell.

Als ich auf ihn zurannte, merkte ich, dass er nicht mich so geschockt anstarrte, sondern seine Haustür.

Ich sprach ihn an, doch er reagierte erst, als ich ihm meine flache Hand auf seine wange schlug. Er blinzelte ein paar Mal und sah mich dann erleichtert an. Ich umarmte ihn und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Ich legte meine Hand auf sein Haar.

Eigentlich wollte ich ihn fragen, was passiert sei, doch ich erinnerte mich wieder an sugawaras Worte, ihm keine Fragen zu stellen und so ließ ich ihn einfach so da in meinen Armen. Ich ließ ihn ausheulen und versuchte ihm durch meinen Körper deutlich zu machen, dass ich da war, dass jetzt alles gut sei. Manchmal braucht es eben keine Worte.

Als er sich langsam beruhigt hatte, ließ ich ihn los, um ihn anzusehen, doch er blickte beschämt zu Boden. Es war ihm sichtlich peinlich, dass gerade ich ihn so gesehen hatte. Ich legte meine Hand auf seine Schulter, um ihm ein wenig Wohlbefinden zu geben. Es funktionierte auch, denn er sah mich jetzt an und lächelte ein wenig.

K: "Ich werde keine Fragen stellen okay?"
Hinata nickte.

Er schien deutlich erleichtert, nachdem ich ihm das sagte. Mir fiel auf, dass seine Haut bleich war, allerdings durch seine dunklen augenringe gezeichnet war. Dazu kamen noch seine verheulten roten Augen und ein großer blauer Fleck unter seinem linken Auge. Ich half ihm auf und mir wurde klar, dass er total leicht war. Also leichter als sonst. Eines fragte ich ihn also doch.

K: "Hast du was gegessen?"

Darauf folgte ein verzögerte Kopfschütteln und ich verstand sugawaras sorge. Und auch seine Absicht mich her zu schicken. Also lächelte ich ihn an und zog ihn zur Tür. Als er mich fragend ansah, erwiderte ich, dass wir jetzt essen gehen würden. Daraufhin zog ich ihn aus der tür raus und ging mit ihm in die Stadt.

Er sprach die ganze Zeit kein Wort, aber das störte mich nicht. Er war besser, als dass er verzweifelt versucht Gespräche zu finden, damit es uns nicht unangenehm wird, und es war auch besser, als das übliche Hin und her gehopse von hinata.

Ich meine nicht, dass hinata so schlecht gelaunt besser ist, aber es ist gerade einfach das beste. Normalerweise mag ich sein gezappel, es gehört nunmal zu ihm und ich finde es einfach niedlich.

Bei dem Gedanken daran werde ich leicht rot und schaue weg, damit hinata nichts merkt, aber der achtet sowieso nicht auf mich. Es ist, als ob er einfach läuft, ohne dass er es will. Wie ein Roboter, ohne Gefühle.

Hinatas gebrochene Maske Where stories live. Discover now